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Augsburg: Die Dominikaner geben die Heilig-Kreuz-Kirche in Augsburg auf

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Die Dominikaner geben die Heilig-Kreuz-Kirche in Augsburg auf

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     Ganz aufhören wird die Präsenz der Dominikaner in Augsburg nicht: Das sagt Provinzial Pater Thomas Gabriel Brogl.
    Ganz aufhören wird die Präsenz der Dominikaner in Augsburg nicht: Das sagt Provinzial Pater Thomas Gabriel Brogl. Foto: Dominkanerorden

    Und wieder zieht sich eine katholische Ordensgemeinschaft aus Augsburg zurück. Nach 88 Jahren haben die Dominikaner die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz an die Diözese zurückgegeben. „Eine Ära geht zu Ende“ – mit diesen Worten bedankte sich Bischof Bertram Meier für ihr Wirken. Bereits vor zehn Jahren gab der Jesuitenorden seine Niederlassung am Perlachberg nach 56 Jahren auf, und vor zwölf Jahren verließen die Kapuziner ihr Kloster St. Sebastian bei der MAN. Ganz aufhören wird die Präsenz der Dominikaner in Augsburg noch nicht.

    An dem Standort bestehe großes Interesse, beteuerte Provinzial Pater Thomas Brogl in Wien. Er sei in Gesprächen über die weitere personelle Aufstellung der Dominikaner in Augsburg. „Die Arbeit der Dominikaner ist nicht auf die Kirche zentriert, sondern will immer schon an den Rändern und auf den Wegen wirken. Von der Tradition her sind wir Wanderprediger – sozusagen ,Kirche auf zwei Beinen‘“, sagte Pater Brogl auf Anfrage.

    Der Konvent der Dominikaner war zuletzt auf fünf Patres abgeschmolzen. Schon war die Rückgabe der Wallfahrtskirche angesichts des Alters von Pater Paul Schäfersküpper als Kirchenrektor beschlossene Sache, da traf den Orden der tragische Unfalltod ihres Autobahnseelsorgers und Priors Pater Wolfram Hoyer, der am 30. Juli durch einen schleudernden Anhänger ums Leben kam. Er war erst 51 Jahre alt. An der Autobahnkirche „Maria, Schutz der Reisenden“ in Adelsried hatte Pater Wolfram 14 Jahre lang gewirkt. Unzähligen Menschen sei er dort beigestanden, würdigte ihn Bischof Bertram Meier.

    Weggefährten lernten ihn als lebensfrohen, weltoffenen und modernen Priester kennen. Ein feiner, fleißiger, belesener Mann mit außerordentlichen Gaben sei er gewesen, sagte Provinzial Brogl über ihn.

    Unvergessen als Prediger und Seelsorger sind auch die langjährigen Prioren Pater Gregor Ruf (1925 –1998) und Pater Raphael Börger (1924–2005). Wenn dieser sonntags um halb zwölf in Heilig Kreuz predigte, strömten Gottesdienstbesucher von weither. 47 Jahre wirkte der fröhliche Geistliche in Augsburg. Als Rektor prägte er Heilig Kreuz als ein geistliches Zentrum. Die Festoktav zum Wunderbarlichen Gut verstand er prunkvoll zu begehen. Dem Chor Musica Suevica verhalf Pater Raphael zu einer neuen Heimat. Als Gefängnisseelsorger verbrachte er 26 Jahre fast alle Nachmittage bei den Häftlingen und half vielen, in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen und mit ihrem Fehltritt zu leben. Kurz nach seinem 80. Geburtstag starb Pater Raphael am 11. Februar 2005.

    In seinen Fußstapfen bewegt sich Pater Simon Goldau als Mitarbeiter im SKM Katholischer Verband für soziale Dienste. In der Resozialisierung von ehemaligen Strafgefangenen und Drogenabhängigen ist er eingebunden. Gegen den Trend gelang es dem Dominikanerorden in Augsburg, Nachwuchs zu finden. Neben Pater Hoyer aus Großaitingen traten in jüngerer Zeit Thomas Schuster aus Bobingen, Sebastian Tönnesen aus Untermeitingen und Johannes Weise aus Schwanstetten ein, sodass Weihbischof Anton Losinger im Juli 2009 gleich alle drei zu Priestern weihte.

    Immer wieder kamen Brüder anderer Konvente nach Heilig Kreuz

    Pater Schuster sollte nicht nur Prior des Klosters und Kirchenrektor von Heilig Kreuz werden, sondern auch ab 2014 das Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen leiten. Immer wieder kamen Brüder von anderen Konventen zeitweilig nach Heilig Kreuz. Gerade geweiht war Pater Paul Hellmeier, als er im März 2005 als Studentenseelsorger an die Katholische Hochschulgemeinde kam. In Heilig Kreuz trifft man weiterhin Patres für Beichten und geistliche Gespräche an.

    Der Orden schlug zweifach Wurzeln in Augsburg

    Zweifach schlugen die Dominikaner in den Jahren 1931/1932 Wurzeln in Augsburg. Im Juli 1931 feierten sie in der Gartenstadt Spickel die erste heilige Messe, woraus die Pfarrei St. Wolfgang entstehen sollte – die sie 2014 wieder abgaben. Zum 1. Februar 1932 übertrug Bischof Maximilian von Lingg ihnen die Wallfahrtskirche Heilig Kreuz. Es gab dort aber nur ein Benefiziatenhaus, das teilweise von anderen Mietern belegt war. Ein eigenes Klostergebäude konnten die Dominikaner erst 1956 an die Kirche anbauen und im August 1957 beziehen.

    Die katholische Seelsorge bereichern die Orden mit ihrem spezifischen Charisma. Deshalb war das Bedauern groß, als mangels Nachwuchs zwei Gemeinschaften Augsburg aufgeben mussten. So wirkten die Jesuiten jahrzehntelang als Seelsorger für Akademiker, Jugend, Kranke und Priester. Täglich feierten sie in St. Peter am Perlach die Messe. Im Jahr 2010 konzentrierten sich die Jesuiten allerdings auf München. Tageweise reist Pater Gunnar Bauer nach Augsburg, um das Nationalsekretariat der Gemeinschaft christlichen Lebens zu begleiten.

    Die Kapuziner eröffneten einen neuen Zugang zum Glauben

    Die Kapuziner hatten sich in ihrem Franziskanischen Zentrum bei St. Sebastian auf „heilende Seelsorge“ spezialisiert. Pater Heinz Naab (1940–2002) und Pater Guido Kreppold leiteten zu Meditation an, führten Einzelgespräche und vertieften die Schöpfungsspiritualität. Vielen Menschen eröffneten sie einen neuen Zugang zum christlichen Glauben. Auch der Zuzug von Pater Siegbert Mayer konnte nicht verhindern, dass im Oktober 2008 die Niederlassung aufgelöst wurde.

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