Viele Radfahrer und Spaziergänger halten an, stützen sich auf der ein Meter hohen Betonwand ab und blicken vier Meter in die Tiefe. Was ihnen als Geländer dient, ist auf der anderen Seite eine Kletterwand. Sie ist Teil des neuen Wasserspielplatzes im Flößerpark in Lechhausen. Von hier oben sieht man den Lech, spielende Kinder und entspannte Eltern, die bis auf ein paar Kleinigkeiten mit dem Angebot zufrieden sind – oder sich einfach selbst austoben.
So wie Kathrin Kristek und Manuel Böhnisch, beide Anfang 30, die mit dem Fahrrad aus der Innenstadt gekommen sind. Sie bespritzen sich mit Wasserkanonen, während Tochter Luna vergnügt um sie herumspringt. „Auch Erwachsene können hier ihren Spaß haben“, freuen sich die Eltern. Genug gespritzt. „Mama, ich will mit dir klettern“, sagt die Vierjährige. Weil die Mama Höhenangst hat, packt Papa sie an der Hüfte und hebt sie an die Klettergriffe.
Immerhin drei Meter hoch können Mutige klettern. Fünf unterschiedlich schwere Routen gibt es. Die Griffe sind von Kletterern montiert worden und sollen alle zwei bis drei Jahre versetzt werden. Auch Erwachsene versuchen sich an der bunten Wand, die der Augsburger Graffiti-Künstler Daniel Döbner gestaltet hat. Sein Kunstwerk zeigt, welche Bedeutung Wasser für die Stadt hat, von den Flößern auf dem Lech bis zu den Wassersportlern auf dem Eiskanal.
Kinder lieben Wasser
Einen kleinen Wasserlauf gibt es auch auf dem Spielplatz: Er fließt einen Hügel hinab, vorbei an Miniaturstaudämmen und -mühlen, bis in den Lech hinein. Der vierjährige Kosta springt den Bachlauf hinauf, während sein kleiner Bruder Peter mit Mamas Hilfe durchs Wasser wankt, planscht und sich auf den Steinen abstützt. „Ganz toll“ findet Mutter Branka Misic den Spielplatz für Kinder. „Sie lieben das Wasser.“ In den vergangenen Jahren sei sie zweimal am Lech gewesen. Jetzt, wo es den Spielplatz gibt, bereits an zwei Tagen hintereinander, sagt die 33-Jährige und lacht. Eltern, die nicht durchs Wasser waten oder Sand schaufeln, schauen von einer Kunstrasen-Tribüne aus zu, sitzen auf Decken im Gras oder auf Steinen und Baumstämmen am Lech.
Den Lech erlebbar zu machen, „war lange der Wunsch von vielen“, sagte Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) bei der Eröffnung vergangene Woche. Weber zufolge hat die ganze Maßnahme fast eine Million Euro gekostet, der Großteil kam aus der Städtebauförderung. Knapp zehn Jahre zog sich das Projekt hin. Viele Diskussionen seien nötig gewesen und ständiges Nachhaken bei der Stadt, sagen Peter Fischer und Walter Wölfle von der Aktionsgemeinschaft Lechhausen (AGL). Verzögert hatten das Projekt unter anderem Altlasten, die zutage traten und entsorgt werden mussten. Jetzt sind die Lechhauser mit dem Ergebnis „sehr zufrieden“. Fischer erinnert sich, wie es vor mehr als zehn Jahren am Lech war: „Bevor die Ulrichsbrücke gebaut worden ist, hat sich hier keiner her getraut.“ Mit dem Flößerpark werde der Stadtteil aufgewertet.
Was noch fehlt, sind Toiletten
Durch das Lichten des dicht bewachsenen Ufers sei jetzt alles einsehbar, sagt Landschaftsarchitekt Franz-Josef Eger. So sollen sich die Anwohner im Park sicherer fühlen sowie die Trinker- und Rauschgiftszene und Vandalismus abgehalten werden. Was noch fehlt, sind öffentliche Toiletten. Die sollen Eger zufolge mit der neuen Gastwirtschaft kommen, die zwischen dem Stadtstrand mit den Betonliegestühlen und dem Spielplatz geplant ist.
Der Bauantrag für das Ausflugslokal an der Floßlände ist laut Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) bereits gestellt. Er rechnet spätestens im Herbst 2020 mit der Eröffnung. Man hofft, dass es genauso gut angenommen wird, wie die Kulperhütte an der Wertach – und wie der Spielplatz, den die meisten „super“ finden. Ein Familienvater aus Haunstetten wünscht sich noch einen besseren Zugang zum Lech hinab, ein anderer mehr Fahrradständer, eine Mutter mehr Spielmöglichkeiten. Viele hoffen außerdem, dass die neu gepflanzten Bäume bald Schatten spenden – und darauf, dass alles lange sauber bleibt.