Rund 1900 Tiere landeten 2019 im Augsburger Tierheim. Darunter waren nicht nur rund 300 verloren gegangene Hunde und Katzen. 88 Tiere wurden von den Behörden woanders beschlagnahmt und in die Obhut des Tierschutzvereins gegeben. In etlichen anderen Fällen mussten Menschen Haustiere aus sozialen Gründen abgeben, etwa, weil sie ihre Wohnung oder ihre Arbeit verloren. „Die Arbeit im Tierschutz wird immer aufwendiger und anspruchsvoller“, sagt Vereinsvorsitzender Heinz Paula. Eine neue Entwicklung bereitet ihm Sorgen.
Paula sieht einen Trend, wonach bundesweit und in Augsburg immer mehr Kleinstvereine gegründet werden, die Tierschutz betreiben wollen. Des Öfteren müsse dann der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung einspringen, um Vierbeiner aus solchen Beständen zu übernehmen, wenn die Betreiber nicht mehr weiter wissen.
Auch Problemfälle landen im Augsburger Tierheim
Häufig landen auch extreme Problemfälle im Tierheim an der Holzbachstraße: etwa die englische Bulldogge Aiden. Sie war vernachlässigt, fettleibig und so kurzatmig, dass sie operiert werden musste. Oder das Kaninchen Moorle. Die Vorbesitzer hatten es schlecht gehalten und wollten es wegen einer Tumor-Krankheit nicht mehr haben.
Von den fast 140 Hunden, die vor etwa einem Jahr in Königsmoos beschlagnahmt und bundesweit an Tierheime verteilt wurden, übernahm Augsburg zehn. Auch in diesem Fall sei die tierärztliche Behandlung und das soziale Training sehr aufwendig gewesen, sagt Paula. Nach rund einem Jahr stehe der letzte dieser Schützlinge zur Vermittlung an einen neuen Besitzer an.
Im Augsburger Tierheim sei eine professionelle Betreuung gewährleistet, sagt Paula. Dort arbeiten rund 30 Voll- und Teilzeitkräfte und sechs Auszubildende, zusammen mit einer Veterinärin und auch qualifizierten Hundetrainern, die ehrenamtlich im Einsatz sind. Nach Angaben der Geschäftsführerin des Tierschutzvereins, Sabina Gassner, ist die Vermittlungsquote gut. Bei Hunden liege sie im Schnitt bei 25 Tagen und damit deutlich unter den bundesweiten Zahlen. Bei Katzen sei die Verweildauer im Heim etwas länger, weil vor der Abgabe häufig erst einmal Krankheiten kuriert werden müssten.
Ein Begegnungszentrum für Mensch und Tier in Königsbrunn
Das abgelaufene Jahr war aus Sicht von Paula für den Tierschutzverein sehr erfolgreich. Im Mittelpunkt stand der weitere Ausbau von Gut Morhard in Königsbrunn zum Begegnungszentrum von Mensch und Tier. Das Gut ist auch ein Gnadenhof für alte Tiere und „Arche-Hof“ für vom Aussterben bedrohte Haustierrassen. Außerdem gibt es dort eine Fledermaus-Auffangstation. 2020 sollen auf Gut Morhard die Bildungsangebote für Besucher jeden Alters erweitert werden.
Fürs neue Jahr hat sich der Tierschutzverein insgesamt viele Projekte vorgenommen. Das größte Vorhaben ist ein neues Katzenhaus. Es soll 1,4 Millionen kosten und voraussichtlich bis zum Herbst fertig werden. Die Finanzierung sei durch Rücklagen, Spenden und einen städtischen Zuschuss von 50 000 Euro gesichert, hieß es. Nötig wird das neue Katzenhaus, weil vorhandene Räume veraltet sind.
Darüber hinaus plant der Tierschutzverein drei weitere betreute Taubenschläge in Augsburg. Sie sollen am Hauptbahnhof, beim Vogeltor und im Dachgeschoss des Standesamtes eingerichtet werden. Bei den 13 bereits vorhandenen Taubenschlägen wurden im abgelaufenen Jahr rund 8000 Eier ausgetauscht, um eine starke Vermehrung der Vögel und damit verbundenen Schmutz zu verhindern. Paula sagt, das „Augsburger Modell“ mit betreuten Taubenschlägen werde von vielen Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz nachgefragt. Der Deutsche Tierschutzbund empfehle es als einzig sinnvolle Maßnahme, um eine übermäßige Vermehrung von Stadttauben zu verhindern.
Einige Augsburger sind unzufrieden mit dem Taubenschlag am Schwabencenter
Allerdings gibt es in Augsburg nach wie vor Bürger, die mit dem Taubenschlag beim Schwabencenter unzufrieden sind. Gassner sagte, es werde mindestens zwei Jahre dauern, bis er gut angenommen wird. Ein Problem sei, dass weiterhin einige Anwohner Tauben füttern beziehungsweise ihre Balkone nicht so aufräumen, dass Tauben dort keine Brutplätze finden.
Auch für mehr Blühwiesen für Insekten will sich der Tierschutzverein noch stärker einsetzen. Der Verein hat rund 40 Hektar Fläche im Augsburger Umland. Zusammen mit Landschaftspflegeverbänden und Landwirten sollen nicht mehr bewirtschaftete Äcker und Feuchtwiesen so gestaltet werden, dass sich heimische Wildtiere dort wohlfühlen und überleben können, betonen die Verantwortlichen.