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Augsburg: Der Poker um die Zukunft des Kongressparkhauses läuft

Augsburg

Der Poker um die Zukunft des Kongressparkhauses läuft

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    Das Kongressparkhaus nahe des Hotelturms ist seit 2012 gesperrt. Zu sehen ist die Ruine des gescheiterten Wohnbauprojekts „Semirarmis“, das über dem Parkhaus entstehen sollte. Nachdem eine Einigung der Teileigentümer und ein Abriss in Sicht waren, ist die Zukunft nun wieder unklar.
    Das Kongressparkhaus nahe des Hotelturms ist seit 2012 gesperrt. Zu sehen ist die Ruine des gescheiterten Wohnbauprojekts „Semirarmis“, das über dem Parkhaus entstehen sollte. Nachdem eine Einigung der Teileigentümer und ein Abriss in Sicht waren, ist die Zukunft nun wieder unklar. Foto: Silvio Wyzsengrad

    Ein knappes Jahr, nachdem in den Streit um das marode Kongressparkhaus Bewegung kam, ist die Zukunft der Immobilie weiter unklar. Weder Sanierung noch Abriss sind absehbar. Momentan ist nur eine Teilfläche des Parkhauses fürs Dorint-Hotel in Betrieb – der Rest der insgesamt 550 Plätze ist seit 2012 gesperrt. Die Kongresshalle verfügt somit weiterhin nur über die Behelfsstellplätze an der Sporthalle. Auch für Anwohner im Antonsviertel bleibt der Parkdruck hoch.

    Jahrelanger Streit um das Kongressparkhaus

    Der Streit über das Parkhaus läuft seit Jahren. Nachdem ein Projekt, das eine Aufstockung der Parkgarage mit Wohnungen vorsah, vor elf Jahren in einer Pleite endete, passierte jahrelang nichts. Dann gerieten sich Teileigentümer, die nach der Pleite Anteile am Parkhaus gekauft hatten, in die Haare, was die Zukunft des Areals betrifft. Immobilienunternehmer Bernhard Spielberger, der die Mehrheit in der Eigentümergemeinschaft hat, wollte einen Abriss, Immobilienunternehmer Anton Lotter wollte eine Sanierung. Die beiden streitbaren Unternehmer beharkten sich auch öffentlich gegenseitig.

    Vor einem Jahr schien der Durchbruch nahe

    Vor knapp zwei Jahren einigten sie sich überraschend. Beabsichtigt war, dass Spielberger Lotters Anteil übernimmt und auf dem Areal ein 30 Meter hohes Wohnhaus mit 170 Wohnungen sowie fünfstöckiger Tiefgarage mit 700 Plätzen baut. Dieser Teil des Deals ist nicht das Problem. Voraussetzung wäre aber auch gewesen, dass es zur Einigung mit Jürgen Wowra, einem weiteren Teileigentümer des Parkhauses und Eigentümer des südlich angrenzenden Grundstücks kommt – dieser Grundstücksstreifen sollte Teil des Projekts werden.

    Woran es jetzt hakt

    Doch ein Kauf ist auch nach einem Jahr Verhandlungen nicht zustandegekommen. Wowra versuche ständig, in letzter Minute noch nachzuverhandeln, nachdem man sich eigentlich schon geeinigt habe, so Spielberger. „Er spekuliert auf einen höheren Grundstückspreis.“ Dies lasse sich am zeitlichen Verlauf der Summen, die im Gespräch waren, belegen. Inzwischen, so Spielberger, sei er mehr als genervt.

    Wowra entgegnet, er habe Spielberger das Grundstück für 4,8 Millionen Euro angeboten, Spielberger habe aber 18 Monate Zeit bis zur Zahlung des Kaufpreises gefordert. Angesichts des „fehlenden Vertrauens“ zu Spielberger sei dies für ihn nicht in Frage gekommen. Den Vorwurf der Spekulation weist Wowra zurück. Das Areal sei vor einigen Jahren noch günstiger zu haben gewesen, allerdings seien die Preise fürs Bauland inzwischen allgemein angestiegen.

    Neuer Bebauungsplan in Arbeit - doch bringt der etwas?

    Offen ist, wie es nun weitergeht. Auf Bitten Spielbergers hat die Stadt vor einem Jahr ein Verfahren zur Aufstellung eines neuen Bebauungsplans gestartet, das den Bau des Komplexes mit 170 Wohnungen ermöglichen würde. Damals gingen alle Beteiligten noch davon aus, dass eine Einigung möglich wäre. Spielberger erklärte sich bereit, 30 Prozent als sozial geförderte Wohnungen zu bauen. Von den 700 Stellplätzen waren 300 für Kongresshallenbesucher, 150 für Gäste des Dorint-Hotels, 200 für die Bewohner des neuen Gebäudes und 50 für Anwohner des Antonsviertels gedacht.

    Momentan läuft das Verfahren im Stadtplanungsamt, doch selbst wenn der Plan irgendwann rechtskräftig werden sollte, könnte Spielberger ohne privatrechtliche Einigung nicht bauen. Nach derzeitiger Rechtslage darf Wowra auf seinem Grundstück ohnehin ein ganz anderes Gebäude errichten. Der momentan gültige Bebauungsplan aus dem Jahr 2016 sieht vor, dass das Parkhaus saniert oder neu gebaut wird und – mit minimalem Abstand – auf dem Wowra-Grundstück ein Wohnkomplex mit Parkblick entsteht.

    Wowra hat für den Wohnungsneubau einen Bauantrag eingereicht – offen ist, ob das den Druck auf Spielberger erhöhen soll oder ob Wowra tatsächlich bauen will. Wowra selbst sagt: „Sobald die Genehmigung vorliegt, beabsichtigen wir die Neubebauung unseres Grundstücks.“

    In diesem Fall droht Spielberger mit einer Klage. Sein und Wowras Projekt schlössen sich allein schon aus baulichen Gründen aus.

    Stadt würde am liebsten selbst eine Tiefgarage bauen

    Die Stadt verfolgt seit einigen Jahren den Bau einer eigenen Tiefgarage unter der Gögginger Straße, um die baurechtlich nötigen Parkplätze für die Kongresshalle zu schaffen, die seit der Sperrung des Parkhauses faktisch nicht mehr existieren. Entstehen sollen 360 Stellplätze auf zwei Etagen. Die Kosten dürften bei über 20 Millionen Euro liegen. Aktuell verfeinert die Stadt die Planungen und versucht, einen Investor zu finden. Selbst wenn das gelingen sollte, wird es noch Jahre dauern, bis mit dem Bau begonnen werden kann.

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