Besucher werden frühestens im Jahr 2025 wieder auf den seit 2017 gesperrten Perlachturm steigen können, womöglich auch erst später: Nachdem ein erster ambitionierter Entwurf zur Erneuerung der maroden Innentreppe mit diagonalen Aufgängen im Turminneren aus Sicht der Stadt zu teuer gekommen wäre, ist nun ein etwas konventionellerer und kostengünstiger Entwurf erarbeitet worden. Die Planungen ruhen für den Moment aber, da alle Neubauvorhaben bis nach den Haushaltsberatungen für 2021/22 gestoppt wurden. Grund sind die sich wegen der Corona-Krise abzeichnenden Finanzlöcher im städtischen Haushalt.
Perlachturm in Augsburg: Wann Geld fließt, ist ungewiss
Ob die für die Treppen- und Turmsanierung nötigen sechs Millionen Euro im nächsten Doppelhaushalt eingeplant werden können, ist ungewiss. Aus Haushaltsresten ist noch eine Million Euro übrig, doch dann blieben immer noch fünf Millionen Euro. Selbst wenn das Geld lockergemacht werden könnte, würde es noch zwei Jahre dauern, bis die Planungen so verfeinert sind, dass die Bauarbeiter loslegen können. Für die Sanierung selbst wären weitere zweieinhalb Jahre zu veranschlagen, so das Baureferat - mit einer Wiedereröffnung ist also frühestens im Jahr 2025 zu rechnen, und auch das nur, wenn für die Arbeiten genug Geld zur Verfügung gestellt wird.
Der Perlachturm muss an mehreren Stellen saniert werden. Der obere Bereich mit der Besucherplattform aus Naturstein ist baufällig und muss erneuert werden. Hintergrund ist, dass das Metallgerüst, mit dem die Säulen der Besucherplattform im Inneren stabilisiert werden, rosten. Durch die Ausdehnung des Metalls sind schon Steinbrocken abgeplatzt. Die zweite große Baustelle am Perlach ist die marode Innentreppe im Mittelteil des Turms. Der Aufgang aus Beton, der aus den 1950er-Jahren stammt, entspricht nicht mehr den Anforderungen an die Standfestigkeit.
Wie die Sanierung des Perlachturms laufen soll
Speziell der Zustand des Geländers sorgte dafür, dass der Turm Ende 2017 geschlossen wurde. Die Sanierung ist aufwendig: Die Spitze des Turms soll mit einem 80 Meter hohen Kran abgehoben werden. Durch die Öffnung werden die neuen Treppenteile in den Turm gehoben, parallel werden die Naturstein-Geschosse von Steinmetzen restauriert. Außerdem muss die Fassade des Turms erneuert werden, wofür er eingerüstet werden soll. Im Zuge der Sanierung wäre auch ein neuer Zugang und die Neugestaltung der Läden am Turmsockel vorgesehen.
Die Sanierung des Turms hätte schon vor Jahren beginnen sollen, verzögerte sich aber unter anderem wegen der Treppen-Umplanung. Die lange Schließungszeit des Turms sieht Tourismusdirektor Götz Beck mit wenig Freude. Zuletzt bestiegen rund 40.000 Besucher pro Jahr das Wahrzeichen. Neben Einheimischen handelte es sich auch um viele Besucher der Stadt. "Viele haben gleich zu Beginn des Besuchs den Turm bestiegen, um sich einen Überblick zu verschaffen", so Beck, dessen Regio Augsburg zuletzt den touristischen Turmbetrieb mit den ehrenamtlichen Türmern organisierte.
"Auch finanzielle Realitäten bei der Stadt betrachten"
Touristisch sei der Turm, der zusammen mit dem Rathaus ein bedeutendes Renaissance-Ensemble bildet, durchaus relevant. "Je eher der Perlachturm wieder eröffnet werden kann, desto lieber wäre es uns, aber natürlich muss man auch die finanziellen Realitäten bei der Stadt angesichts von Corona betrachten", sagt Beck. Wichtig sei ihm, dass es auch in der umgeplanten Treppenvariante Möglichkeiten gebe, den Aufstieg zum Erlebnis zu machen, etwa indem man an Stationen Bilder des historischen Augsburgs und der jetzigen Stadt gegenüberstelle oder Ausblicke durch vorhandene Fenster ermögliche. "Diese Lösung wird Jahrzehnte Bestand haben. Ob sie jetzt ein Jahr früher oder später kommt, ist nicht so wichtig."
Der Perlachturm ist nicht das einzige Denkmal in Augsburg, bei dem sich die Fertigstellung aufgrund Finanzknappheit, die durch Corona verschärft wird, verzögern wird. In der Dominikanerkirche, die seit Jahren saniert wird, nachdem Probleme bei der Tragfähigkeit des Bodens und der Standsicherheit der Apsiden (halbrunde Erweiterungsbauten) auftauchten. Die Untersuchungen am Gebäude, das später als Ausstellungsraum für die Kunstsammlungen zur Verfügung stehen soll (das Römische Museum könnte langfristig nebenan angesiedelt werden), laufen seit Jahren. Aktuell, so die Stadt, plane man die Sicherung der Apsiden und hoffe, diese mit Restgeldern im Haushalt umsetzen zu können. Die Bodenplatte, Voraussetzung für die künftige Nutzung, ist aktuell nicht finanziert. Gleiches gilt für eine Planerwerkstatt fürs Römische Museum.
Die Absperrung am Lueginsland bleibt wohl länger bestehen
Und auch ein vorläufiger Stopp der Stadtmauer-Sanierung am Lueginsland steht auf der Vorschlagsliste von Kämmerer Roland Barth, über die aber noch nicht entschieden ist. Die aktuell laufenden Arbeiten entlang der Thommstraße sollen fertiggestellt werden, der zweite Bauabschnitt in der momentan abgesperrten Zone aber um ein Jahr geschoben werden. Sollte es so kommen, müsste die Absperrung auch im Bereich der angrenzenden Grünanlage stehen bleiben, da die Standsicherheit nicht gewährleistet ist, so das Baureferat. Im vergangenen Jahr war einer der Stützpfeiler der Mauer zum Teil eingestürzt. Er soll 2021 saniert werden. Zwei baugleiche Stützpfeiler wurden im Rahmen des Bauunterhalts und der laufenden Sanierung bereits instand gesetzt.
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