Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Der Metzger, der für das Klinikum operieren wollte

Augsburg

Der Metzger, der für das Klinikum operieren wollte

    • |
    Jürgen Sprenzinger, Autor, " Lieber Herr Maggi "
    Jürgen Sprenzinger, Autor, " Lieber Herr Maggi " Foto: Silvio Wyszengrad

    Beschwerden wegen überröstetem Kaffee, ein Plutonium-Gesuch bei Kanzlerin Merkel oder ein Panzer in Tiefblau von KUKA: Etliche Spaßbriefe hat Jürgen Sprenzinger bereits geschrieben, ganze Bücher damit verkauft. Aber manchmal steht die Kripo vor der Tür.

    Vor Kurzem hatte Jürgen Sprenzinger wieder mal Besuch von der Kripo. Das "Corpus Delicti" war ein Brief ans Klinikum Augsburg. Dorthin hatte der 60-Jährige eines seiner Spaßschreiben geschickt und geschildert, dass er zwar Metzger sei, sich aber als Arzt fühle und im Selbststudium ausgebildet habe. Da er großen Zulauf habe, derzeit noch in seiner Garage operiere, würde er gerne am Wochenende einen OP-Saal mieten. Die Beamten grinsten über das ganze Gesicht und zogen wieder ab. Doch man wird sich wieder sehen ...

    Denn Jürgen Sprenzinger denkt nicht daran, sein Hobby aufzugeben. Das besteht darin, Spaß-Briefe zu verschicken. Derzeit knöpft er sich Behörden vor, früher waren es große Firmen.

    Jetzt mal die Geschichte von vorne. Man schreibt das Jahr 1991, Jürgen Sprenzinger trank wie jeden Samstagnachmittag bei den Eltern im Georgsviertel Kaffee. "Der ist überröstet", fand er und schrieb an die Firma Nestlé seinen allerersten Brief. "Sie haben mir das Wochenende versaut", schimpfte der Augsburger in seinem Schreiben.

    Allerdings dauerte es zwei Jahre, bis die Idee Gestalt annahm, als "treudoofer Bürger" Firmen Verbesserungsvorschläge zu machen. Die Telekom wurde ebenso beglückt wie Whiskas. Auch die damalige Umweltministerin Angela Merkel bekam ein Schreiben, Sprenzinger suchte Plutonium - er wartet bis heute auf Antwort. Ganz anders reagierte KUKA, wo der Spaßvogel einen Panzer in Tiefblau ordern wollte. Das Unternehmen informierte die Behörden und unauffällig gekleidete Männer machten dem vermeintlichen Besteller einen Besuch.

    Viele Jahre war er mit seinem Ordner voller Briefe Mittelpunkt aller Partys. So entstand die Idee, ein Buch daraus zu machen. Fünf Briefe schickte er an einen Verlag, bis die Antwort kam. "Wir haben uns über den Tisch geworfen", enthüllte eine Lektorin des Droemer-Knaur-Verlags. Das Buch "Sehr geehrter Herr Maggi" wurde mit 500.000 verkauften Exemplaren ein Bestseller.

    Der Nachfolger hieß "Lieber Meister Propper" und ging 200.000 mal über den Ladentisch, gefolgt von "Sehr geehrter Herr Personaleinsteller", "Mein lieber Schwan", "Arbeit nein danke" sowie "Sehr geehrter Herr Hornbach". Auch wenn die letzten Bücher nicht mehr eine sechsstellige Auflage erreichten, verkaufen sich alle Titel gut.

    Eigentlich könnte Jürgen Sprenzinger, obwohl er pro Buch nur wenig bekommt, ein wohlhabender Mann sein. Ist er aber nicht. Denn Sprenzinger wollte es genau wissen, gründete 2006 einen Buchverlag, den er 2008 wieder beerdigte. "Das hat sehr viel Geld gekostet".

    Verzweifelt ist der Mann, der Ephraim Kishon und Karl Valentin als Vorbilder nennt, deshalb nicht. Seine Devise: Vorwärts schauen und keine schlechte Laune bekommen. Da "Sehr geehrter Herr Maggi" längst vergriffen ist, hat der Autor jetzt eine Hör-CD mit 15 ausgewählten Briefen herausgebracht. Auch die verkauft sich im Buchhandel ganz gut. Sie ist sozusagen als Überbrückung für die Fans gedacht, bis sie die neusten Streiche des humorigen Augsburgers wieder schwarz auf weiß nachlesen können. Lilo Murr

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden