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Augsburg: Der "Lagger Toni" wird 80: Dieser 1,52-Meter-Mann zeigt Größe

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Der "Lagger Toni" wird 80: Dieser 1,52-Meter-Mann zeigt Größe

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    Auf dem Augsburger Stadtmarkt ist Toni Lagger regelmäßig anzutreffen. Der Mann, der seit fünf Jahren ein Sauerstoffgerät benötigt, ist eine Augsburger Marke. Am Dienstag wird er 80 Jahre alt.
    Auf dem Augsburger Stadtmarkt ist Toni Lagger regelmäßig anzutreffen. Der Mann, der seit fünf Jahren ein Sauerstoffgerät benötigt, ist eine Augsburger Marke. Am Dienstag wird er 80 Jahre alt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Eltern gaben ihm den Vornamen Anton. Schon in jungen Jahren wurde aus Anton der Toni. Diese Kurzform ist geblieben. Bis ins hohe Alter. Am Dienstag feiert der „Lagger

    Er mag sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Toni Lagger freut es vielmehr, wenn ihm die Menschen freundlich begegnen und er mit ihnen ins Gespräch kommt. Sollte der Jubilar einen Bekannten in der Stadt, beim FCA-Heimspiel oder im Wohnviertel erblicken, kommt der Betreffende einer Unterhaltung meist nicht aus. „Was gibt’s Neues?“, ist jene Fragestellung, die man unwillkürlich mit dem „Lagger Toni“ verbindet. Es gibt fast keine Plauderei, die nicht mit diesen Worten von ihm eröffnet wird. Klingt vielleicht etwas eingefahren und unspektakulär, doch gerade diese Begrüßungsformel gehört einfach zum Leben des 80-Jährigen.

    Erst war er herzkrank, dann kam die Lunge dazu

    Ein Leben, das in den zurückliegenden fünf Jahren eine neue große Herausforderung für ihn mit sich brachte. Dass er seit vielen Jahren herzkrank gewesen ist, damit wusste der gelernte Buchdrucker umzugehen. Deutlich schlimmer wurde es, als ihm die Luft zum Atmen weg geblieben ist. Als er nachts im Schlafzimmer das Fenster aufreißen musste, um an Frischluft zu gelangen. Es sind Dinge, die Toni Lagger damals nicht jedem bei Begegnungen auf der Straße erzählt hat. Heute spricht er offen darüber.

    Toni Lagger hat gelernt, ein Sauerstoffgerät als Teil seines Lebens akzeptieren. Das Gerät, das einige Kilogramm wiegt, ist zum Wegbegleiter geworden, wenn er unterwegs ist. Schläuche, die in die Nase führen, versorgen ihn mit Sauerstoff. Für Einkäufe, die ihn in schöner Regelmäßigkeit auf den Stadtmarkt führen, sitzt er darüber hinaus auf einem Elektrofahrzeug, weil er die Lebensmittel ansonsten nicht transportieren kann. „Ansonsten versuche ich zu laufen“, sagt Toni Lagger. Wer ihn beobachtet, sieht, dass ihm die Schritte mitunter schwer fallen. Er weiß es selbst, „doch da ich Wert auf Pünktlichkeit lege, muss ich halt früher los.“

    Das Sauerstoffgerät hat im Übrigen dazu beigetragen, dass ihn wildfremde Menschen auf der Straße angesprochen hätten. „Wie machen Sie das?“, laute die Frage, erzählt der gesundheitlich angeschlagene Mann. Er antwortet dann mit dem angeborenen Optimismus: „Immer hoffnungsvoll sein, man darf sich nicht gehen lassen.“

    "Vielleicht habe ich deshalb eine große Klappe..."

    Unabhängig von Einschränkungen, die die Herz- und Lungenerkrankung mit sich bringen, gehört Toni Lagger zur Kategorie der kleinen Menschen. Er selbst nimmt seine Körpergröße mit Humor: „Ich war einmal 1,56 Meter und bin jetzt bei 1,52 Meter gelandet.“ Er jedenfalls behauptet, dass ihm die fehlenden Zentimeter im Vergleich mit seinen Mitmenschen nie wirklich gestört hätten: „Vielleicht habe ich gerade deshalb eine große Klappe. Ich habe mir nichts gefallen lassen.“

    Es sind die Momente einer Unterhaltung mit dem „Lagger Toni“, in denen die Ernsthaftigkeit durchdringt, die ihm neben allem Flachs wichtig ist. Der Mann, der früher viel Kabarett gemacht hat und im Augsburger Fasching als „Stoinerner Ma“ aufgetreten ist, hat eine klare politische Überzeugung, die er stets bei seinen damaligen Auftritten gezielt einfließen ließ: „Ich bin zu Beginn des Krieges geboren und habe immer gesagt, dass es diese Zeit niemals wieder geben darf.“ An seine Zuhörer richtete er stets die Botschaft: „Man muss aufpassen.“ An dieser Grundeinstellung habe sich bis heute nichts geändert, sagt das SPD-Mitglied, dem das Agieren seiner Partei nicht immer gefällt. Er formuliert dies so: „Man muss von etwas überzeugt sein und dann muss man auch manches aushalten.“

    Seinen runden Geburtstag wird Toni Lagger am Samstag mit Familie und Freunden feiern. Geselligkeit ist ihm stets wichtig gewesen. Geheiratet hat der „Lagger Toni“ nie. Er lebt allein in der Sanderstraße. Spitzbübisch sagt er über seinen Familienstand: „Was ich gesehen habe, da brauchte ich nicht zu heiraten.“ Einsamkeit spüre er nicht, „weil wir einen sehr engen Zusammenhalt in der Familie haben“.

    Im Übrigen greife er ansonsten zum Telefon, wenn ihm zuhause die Decke auf den Kopf falle. Man darf raten, was der „Lagger Toni“ dann am Anfang des Telefonats sagt: „Was gibt’s Neues?“

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