Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Der Kleingarten – eine Welt für sich

Augsburg

Der Kleingarten – eine Welt für sich

    • |
    Der Hochzoller Dieter Köppert genießt die Stunden in seinem Kleingarten in der Anlage Meringer Straße.
    Der Hochzoller Dieter Köppert genießt die Stunden in seinem Kleingarten in der Anlage Meringer Straße. Foto: Michael Hochgemuth

    Hätte ihm jemand vor zehn Jahren ein Dasein als Kleingärtner prophezeit – der Hochzoller Dieter Köppert hätte vehement verneint. „Schrebergärten waren für mich der Inbegriff des Spießertums, in denen man gar nichts darf und alles voller Gartenzwerge steht.“ Mittlerweile hat der 65-Jährige seine Meinung gründlich revidiert. Er hat eine Parzelle in der Anlage Meringer Straße in Hochzoll-Süd gepachtet und engagiert sich darüber hinaus beim Stadtverband der Kleingärtner als zweiter Vorsitzender. „Ich wollte noch was für meinen Kopf tun“, sagt Köppert mit einem Grinsen.

    Auch wenn das Gärtnern für ihn während seiner Berufstätigkeit aus Zeitgründen nicht in Frage gekommen wäre, ist der Spätberufene kein Anfänger. „Ich bin in meiner alten Heimat im Altmühltal als Kind der Nachkriegsgeneration mit einem Selbstversorgergarten großgeworden.“

    Auf die Warteliste gesetzt

    Später brachte ihm das Studium der Forstwirtschaft die Natur näher. Und wie es der Zufall so wollte, kam Köppert gegen Ende seines Arbeitslebens öfter in der Anlage Meringer Straße vorbei und spitzelte über die Gartenzäune. Eines Tages führte der Weg zum Obmann, wo er sich auf die Warteliste für eine Parzelle setzen ließ.

    Wer in einem Schrebergarten den Traum vom eigenen Grün verwirklichen will, muss im stetig wachsenden Augsburg Geduld aufbringen. Aktuell stehen 1100 Interessenten auf den Wartelisten in den 52 Anlagen des Stadtverbands mit zusammen knapp 4000 Parzellen. Auch wenn sich die künftigen Kleingärtner in bis zu drei Kolonien vormerken lassen dürfen, müssten sie im Schnitt zwei bis zweieinhalb Jahren aus den Pachtvertrag warten.

    Teilweise hohe Ablöse fällig

    Rückzieher liegen manchmal an den Kosten. Zwar soll die günstige Jahrespacht von 32 Cent pro Quadratmeter gerade den nicht so Betuchten zu einem eigenen Garten verhelfen. Doch die Ablöse, die für Pflanzen, Haus und Infrastruktur bei der Übernahme fällig wird, übersteigt bisweilen das Budget. Laut Dieter Köppert können bei neueren Anlagen bis zu 4000 oder 5000 Euro Ablöse anfallen, bei älteren gehe es teilweise günstiger.

    Nach den Zahlen des Stadtverbands wechseln jährlich zwischen 250 und 300 Kleingärten den Besitzer. Frei wird eine Parzelle, wenn der Pächter sie aus persönlichen Gründen aufgibt oder stirbt. Achtung: Sich direkt den Garten überschreiben lassen, können nur Ehe- oder eingetragene Lebenspartner. „Ansonsten ist ein Garten bei uns nicht vererbbar.“

    Nicht nur der Weg zur eigenen Parzelle, sondern auch das Dasein als Schrebergärtner wird von zahlreichen Regeln begleitet – nachzulesen im Bundeskleingartengesetz. Darin ist auch festgeschrieben, dass ein Drittel der Parzelle für Obst und Gemüse reserviert sein muss, das zweite Drittel aus Rasen und Zierpflanzen besteht und das dritte aus der Laube und dem Freisitz. Ohne Bestimmungen gehe es nicht, sagt Köppert. Wer beispielsweise einen Garten mit ausschließlich Rasen für den Whirlpool anstrebt, sei im Kleingarten fehl am Platz. Dennoch wünscht sich der Stadtverband, dass die Obmänner und -frauen der Anlagen mit Augenmaß vorgehen.

    Menschen, die für ihr grünes Hobby brennen

    Warum es ohne das Paragrafenwerk nicht geht, wird AZ vor Ort in der neuen Serie „Blick über den Gartenzaun“ beantworten. Bis zum Frühherbst widmen wir uns jede Woche einem ganz speziellen Thema aus der Kleingartenwelt: Der Besuch der ältesten Augsburger Anlage zählt ebenso dazu wie ein Blick auf die Multikulturalität. Wir stellen die Arbeit eines Fachberaters vor und wagen uns in einen Kleingarten, wo Honigbienen die Regie übernommen haben. Wir schauen, wo in Augsburg noch bestehende Kolonien erweitert und neue geschaffen werden können Und wir stellen Menschen vor, die für ihr grünes Hobby brennen.

    In diese Kategorie zählt auch Dieter Köppert, der viele Stunden in der Meringer Straße beim Gießen, Unkrautjäten, Mähen und Säen verbringt. Und sich Muße gönnt: „Der Liegestuhl steht immer bereit.“

    Auch wenn der 65-Jährige persönlich auf einen Gartenzwerg verzichtet, so hat er sich längst in das eine oder andere Exemplar verguckt. Weit muss er dafür nicht gehen: In der Anlage Meringer Straße gibt es einen Pächter mit einer beachtlichen Sammlung an Gartenzwergen, die er akribisch restauriert. Wer weiß: Vielleicht verdient sich so mancher Gartenzwerg sein schönes Zuhause durch eifrige Mithilfe.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden