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Augsburg: Der Handel am Perlachberg tut sich schwer

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Der Handel am Perlachberg tut sich schwer

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    Im Bereich des Perlachberges stehen mehrere Geschäfte leer. Ein türkischer Imbiss hat neu eröffnet. Doch die Neuvermietung scheint allgemein schwierig zu sein.
    Im Bereich des Perlachberges stehen mehrere Geschäfte leer. Ein türkischer Imbiss hat neu eröffnet. Doch die Neuvermietung scheint allgemein schwierig zu sein. Foto: Silvio Wyszengrad

    2017 war für den Handel am Perlachberg kein gutes Jahr. Zuerst zog der Schokoladenladen Hallinger aus seinen Räumlichkeiten aus, weil es mit der Stadt und dem Denkmalamt Zwist wegen der Außenwerbung gab. Zwei Monate später schloss nach 15 Jahren am Standort auch das Schlemmerhäusl. Die Inhaberin wollte die Mieterhöhung des Immobilienbesitzers nicht mitgehen. Ähnliche Gründe nannte auch die Verantwortliche des Schuhgeschäfts Sisento, als sie nur zwei Monate später den Perlachberg in Richtung Philippine Welser-Straße verließ. Die hohen Mieten bei rückläufiger Kundenfrequenz hätten sie zum Standortwechsel bewogen, sagte sie damals. Zuletzt schloss das Schuhhaus Beitelrock (jetzt Hartlmaier) seinen Laden an der Ecke Rathausplatz Perlachberg. Hier lag es nach Unternehmensangaben allerdings mehr am Zuschnitt der Räume, warum man die Ladenflächen in die Steingasse verlegte.

    Neuvermietung am Perlachberg scheint schwierig

    Die Neuvermietung der frei gewordenen Ladenflächen scheint unterdessen schwierig. Sowohl die Beitelrock-Flächen als auch jene des Schuhladens Sisento und der der Schokoladenmanufaktur stehen nach wie vor leer. „Es gibt einige Interessenten, aber es war noch nicht das passende Konzept dabei“, sagt der Immobilienbesitzer der beiden letztgenannten Flächen, der im Hintergrund bleiben will, auf Anfrage. Zwischen den Zeilen ist auch herauszuhören, dass er den Innenstadthandel vor allem wegen des Onlinegeschäfts als zunehmend schwierig einstuft – und das nicht nur am Perlachberg. Das erschwert aus seiner Sicht die Ansiedlung vor allem inhabergeführter Geschäfte.

    So sieht es auch Wirtschaftsreferentin Eva Weber. „Der Strukturwandel im Einzelhandel wirkt sich derzeit vor allem auch auf B-Lagen wie den Perlachberg aus. Eine erhöhte Fluktuation und die Verlagerung von Geschäften in zentralere Lagen sind typische Merkmale, die im Zuge dieser Entwicklungen vermehrt auftreten.“ Dazu verfüge der Perlachberg über keine Verbindungsfunktion zu anderen ausgeprägten Einkaufslagen. Dementsprechend sei die Lage eher durch niedrige Passantenfrequenzen geprägt.

    Augsburger Einzelhändlern machen Mieten zu schaffen

    Ein weiterer Aspekt: Die Mietpreise, die die Immobilienbesitzer aufrufen. Ladenbesitzer sprechen meist nur hinter vorgehaltener Hand über konkrete Summen. Der Tenor ist aber häufig, dass ihnen die Mieten zu schaffen machen. Das bekommt auch Eva Weber mit: „Es melden sich bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Augsburg viele Unternehmensgründerinnen und -gründer, die auf der Suche nach innerstädtischen Immobilien sind. Für diese können sie aber in der Regel die Mietpreise nicht bezahlen, wie es größere Unternehmen leisten können oder den Vorstellungen der Eigentümer entspricht.“ Darüber hinaus wären bei vielen Immobilien Investitionen zur Modernisierung oder zur Veränderung des Ladenzuschnitts notwendig, um diese marktfähig und für attraktive Nutzer ansprechend zu gestalten, so Weber weiter.

    Laden mit türkischem Streetfood als neuer Mieter

    Doch es gibt auch positive Entwicklungen – darunter am Perlachberg: In die Räume des ehemaligen Schlemmerhäusl ist nach einem kurzen Gastspiel der Eismacherei nun „Tamam“, ein Laden mit türkischem Streetfood wie Kebap eingezogen und versucht, an dieser Stelle Erfolg zu haben. Angeboten wird die türkische Speise seit etwas mehr als einer Woche und das nicht nur mit Fleisch, sondern auch als vegetarische und sogar vegane Variante. Dazu bietet Inhaberin Anna Sen zusammen mit ihrem Mann die türkische Delikatesse Kokorec an.

    „Das ist Lammdarm, der gewürzt, gegrillt und dann in einem Brot serviert wird“, erzählt sie. Die Kunden nehmen das Angebot an. Bis aus München würden Gäste kommen, um die Spezialität zu probieren. Sen glaubt an den Erfolg ihres Konzepts. „Wir hatten zuerst einen Imbisswagen an der City-Galerie. Weil das sehr gut lief, haben wir einen stationären Laden gesucht. Viele Gäste sind uns treu geblieben“, sagt sie. Passanten am Perlachberg drücken der jungen Frau und ihrem Mann die Daumen. „Es wäre wünschenswert, wenn sich wieder schöne Geschäfte ansiedeln und länger bleiben würden“, sagt eine ältere Dame im Vorbeigehen.

    In unserem neuen Podcast "Augsburg, meine Stadt" hören Sie, wie sich Einzelhandel und Gastronomie in Augsburg entwickeln:

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