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Augsburg: Der „Fall“ Ignaz Walter

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Der „Fall“ Ignaz Walter

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    Kunstsammler Ignaz Walter in seinem Museum im Glaspalast, von dem er sich 2012 trennen will.
    Kunstsammler Ignaz Walter in seinem Museum im Glaspalast, von dem er sich 2012 trennen will. Foto: Archivbild: Ulrich Wagner

    Es ist ein Traum, den Unternehmer Ignaz Walter für sein Museum im Glaspalast hegt: Zwölf Jahre nach dem Kauf des Industriedenkmals möchte er nicht mehr alleine für die Betriebskosten aufkommen. Freistaat Bayern und Stadt Augsburg sollen sich beteiligen. Tun sie es nicht, droht Walter mit dem Abzug seiner Sammlung. Mehrere andere Städte hätten, so sagt der Unternehmer, Interesse bekundet. Welche es sind, behält er für sich.

    Die Realität sieht – wie so oft – auch in diesem Fall anders aus als der Traum. Dies zeigte sich diese Woche im Kulturausschuss, wo das Anliegen Walters Thema war. Kulturreferent Peter Grab leitete die Debatte mit schlechten Nachrichten aus dem bayerischen Kunstministerium ein: München sieht sich nicht in der Lage, das Kunstmuseum Walter finanziell zu unterstützen. Es sei kaum Geld für laufende Projekte vorhanden, an die Aufnahme neuer sei nicht zu denken.

    Es geht um 450000 Euro in jedem Jahr

    In der Summe geht es um 450000 Euro jährlich. Seit er im Jahr 2002 im Glaspalast sein Museum eröffnete, zahlt Walter diese Betriebskosten aus eigener Tasche. Doch dazu ist er nicht mehr bereit. Die Stadt, glaubt er, müsse ein lebhaftes Interesse am Verbleib der Sammlung in Augsburg haben: „Es ist weltweit das einzige Museum, das die Spannung zeigt zwischen der West- und der ehemaligen Ost-Kunst“, sagt er.

    Experten sehen dies anders. Zweifellos fänden sich in der Sammlung des Unternehmers Werke bedeutender deutscher Künstler, sagt Dr. Thomas Elsen, Leiter des H2 im Glaspalast. Die Sammlung Walter jedoch sei nicht die einzige, die sich dem Dialog zwischen Ost- und West-Kunst widme: „Es gibt andere, größere Sammlungen, die dieses Thema spielen.“

    Elsen nennt als Beispiele die Bayerische Staatsgemäldesammlung München, das Kunstmuseum Bonn sowie private Sammlungen wie die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall oder das Museum Frieder Burda in Baden-Baden. Letzteres kommt ohne öffentliche Gelder aus: „Sämtliche Kosten werden von der Stiftung

    Der Vorstoß bringt die Stadt in die Bredouille

    Walters Vorstoß bringt die Augsburger Politik in die Bredouille: Einerseits würde man die Sammlung gerne in

    Hinzu kommt: Die Stadt hat sich eine harte Diät auferlegt. Ab 2012 sollen in jedem Etat sechs Millionen Euro eingespart werden. „Vor diesem Hintergrund ist der Zeitpunkt für die Anfrage von Professor Walter schlecht gewählt“, betont Kulturreferent Peter Grab.

    Rund 15000 Besucher kamen vergangenes Jahr ins städtische H2 und in die Staatsgalerie Moderne Kunst. Obwohl es ein Kombi-Ticket für diese beiden Abteilungen und das Walter-Museum gibt, ist unklar, wie viele Besucher nach dem Besuch des Erdgeschosses weiter nach oben in die Sammlung Walter gehen.

    Im Herbst 2009 hatte der Unternehmer seine Öffnungszeiten auf drei Tage pro Woche reduziert. Er selbst gab dafür keine Gründe an. Kunstschaffende vermuteten dahinter eine Reaktion auf die geringe Besucherzahl.

    Die Zusammenarbeit zwischen den Museen im Glaspalast sei eng: „Durch die städtischen Marketing-Maßnahmen haben wir in den vergangenen Jahren auch das Interesse am Kunstmuseum Walter gesteigert“, sagt der Chef der Kunstsammlungen Augsburg, Dr. Christof Trepesch. Eine finanzielle Beteiligung der Stadt am Walter-Museum dürfe, betonte er im Kulturausschuss, aber nicht zulasten der bestehenden Museen gehen. Diese kämen schon jetzt nicht mehr ohne private Spenden aus.

    „Dass wir künftig einen Ausstellungsort für unsere Grafiksammlung haben, verdanken wir einzig dem privaten Engagement dreier Augsburger Mäzene“, sagt Trepesch. Auch wenn er es nicht offen ausspricht: Er fürchtet, die Übernahme eines Teils der Walter-Betriebskosten könnte ein falsches Signal an diese Mäzene sein. Zögen sie sich zurück, hätte dies sehr negative Folgen für die Museen.

    10,3 Millionen Mark hat Walter einst für den Glaspalast bezahlt. Mit der Stadt handelte er damals besondere Konditionen aus: So durfte er unter anderem benachbarte Flächen für eine Wohnbebauung nutzen. Der Erlös sollte in die Einrichtung des Kunstmuseums fließen.

    Jetzt wird der alte Kaufvertrag überprüft

    Die Kulturstadträte forderten diese Woche im Ausschuss, den Kaufvertrag von einst noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Erst dann könne man über eine mögliche Übernahme von Betriebskosten diskutieren. Vergessen werden dürfe auch eines nicht: Am Ende müsse es eine sinnvolle Balance zwischen Gewinn und Verlust geben. Es könnte nicht sein, dass mögliche Gewinne des Museums in private Hände fließen, die Betriebskosten aber, wenn auch nur zum Teil, von öffentlicher Hand beglichen werden.

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