Thomas Maier ist in diesen Tagen wegen der Coronakrise besonders gefragt. Er ist Geschäftsführer der Firma KHL Heizung. Als Kreishandwerksmeister vertritt er aber auch die Interessen seiner Mitgliedsbetriebe und ist darüber hinaus für das Personal in der Geschäftsstelle mit verantwortlich. Im eigenen Unternehmen hat Maier reagiert: „Wir fahren derzeit eher einen Notbetrieb.“ Dies passiere auch deshalb, um Mitarbeiter vor einer möglichen Ansteckung zu schützen. Manche Aufträge würden auch verschoben.
Augsburger Handwerksbetriebe reagieren auf die Coronakrise
Maier nennt ein Beispiel: „Wir wollten in einer Wohnanlage die Wasserleitung reparieren.“ Wenn dann aber über mehrere Stunden hinweg das Wasser gegenwärtig abstelle, sei dies nicht ideal, wenn Familien mit Kindern ihre Zeit derzeit zuhause verbringen müssen. Der Auftrag werde zu einem anderen Termin erledigt, sagt Maier. Es sei kein Notfall.
In der Geschäftsstelle der Kreishandwerkerschaft gibt es vier Teilzeitkräfte. Man hat sich darauf verständigt, sagt der Kreishandwerksmeister, dass nun aufgrund der speziellen Lage die Kolleginnen wöchentlich wechseln.
Auch in anderen Handwerksbetrieben reagiert man auf die Coronakrise. Karl Preiser ist Zimmerer und Lehmbauer, sein Unternehmen hat sich auf den Innenausbau spezialisiert. Er erklärt, den Kundenkontakt habe man ausschließlich auf Telefon und Internet verlegt. „Wirkliche Akquise und Beratung können wir so nicht mehr machen, da hat man schon einige Absagen.“ Vor einem Monat habe es noch so ausgesehen, als seien die Auftragsbücher für das Jahr gut gefüllt – ähnlich wie in den vergangenen Jahren. Noch sei Arbeit für ein paar Monate da, dann müsse er weitersehen.
Corona bereitet Augsburgs Handwerkern ähnliche Probleme
Auf Baustellen arbeiten Preiser und seine Mitarbeiter nur noch in Zweierteams und achten darauf, nicht mit anderen Firmen im selben Zimmer zur selben Zeit tätig zu sein. „In Treppenhäusern oder Aufzügen von Wohnanlagen bewegen wir uns nur noch mit Mund- und Handschutz.“ Preiser erklärt, Auswirkungen auf den Preis spüre er bisher nicht.
Das sagt auch Maik Schmidt. Er führt eine Spenglerei in Haunstetten. „Vor wenigen Monaten musste ich mir noch keine Sorge um die Auftragslage machen, jetzt werden Kundentelefonate weniger und private Auftraggeber bleiben aus.“ Noch könne man von aktuellen Aufträgen zehren, allerdings würden sich bereits Baustellen aufgrund von Lieferengpässen oder weil die Mitarbeiter anderer Gewerke in Quarantäne oder außer Landes seien verzögern. Schmidt erklärt, „ich habe bereits von zwei Mitarbeitern auf einen reduziert.“ Auf den Baustellen sei man auf Abstand zum Kollegen und zu Mitarbeitern anderer Firmen bedacht, auch wasche man sich noch öfter als gewöhnlich die Hände.
Mancher Kunde sei überrascht, dass Schmidt noch komme. „Das ändert aber nichts an unseren Preisen – schließlich leiste ich immer noch die gleiche Arbeit wie vor Corona.“ Wer jetzt noch einen Handwerker brauche, könne den natürlich viel schneller als noch vor einiger Zeit bekommen.
Reagiert hat die Innung für Elektor- und Informationstechnik, die für den Elektro-Notdienst zuständig ist. Sie teilt mit: „Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, befinden wir uns seit Montag für zwei Wochen im Homeoffice.“ Man könne auf den Anrufbeantworter sprechen oder eine Mail an info@elektroinnung.org senden. Danach werde man sich umgehend melden.
Das Augsburger Handwerk wird wegen Corona staatliche Hilfen benötigen
Vor Ort ist es auch in Augsburg so, dass die meisten Handwerksbetriebe ihre Leistungen erbringen. Darauf ist die Bevölkerung gerade auch jetzt angewiesen, weil Abstand in Bäckereien, Metzgereien und auch Konditoreien Lebensmittel des täglichen Bedarfs verkaufen. Was nun auch bundesweit gilt, ist, den Mindestabstand von Verkäufer zu Kunden einzuhalten. Nach Auskunft der Handwerkskammer funktionieren die Lieferketten. Hier gilt: Je regionaler diese sind, umso besser klappt es noch. Erste Einschränkungen gibt es aber wegen der Coronakrise. Fliesenleger berichteten zuletzt, dass sie kein Material mehr aus Italien bekommen.
Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Kammer, sagt: „Das Handwerk wird speziell im Servicebereich für die Kunden verfügbar sein, damit es hier keinesfalls zu Versorgungsproblemen kommt.“ Dazu gehören Autowerkstätten, Installationsbetriebe oder Dachdecker.
Problematisch ist nach Angaben der Kammer in einigen Betrieben allerdings die personelle Situation: Teilweise könnten Mitarbeiter wegen Kinderbetreuung oder auch weil sie selbst unter Quarantäne stehen nicht zur Arbeit kommen, heißt es. Das behindere die Firmen bei der Ausübung ihrer Arbeiten. Auch darauf sollten die Bürger jetzt vorbereitet sein.
Im Wirtschaftsraum Augsburg sind mit mehr als 10.000 Handwerksbetrieben die meisten Unternehmen in Schwaben angesiedelt. Wagner sagt: „Das Handwerk muss sich wie die gesamte Wirtschaft auf schwere Zeiten einstellen.“ Es werde die staatlichen Schutzschirme und Förderprogramme brauchen, damit die Unternehmen mit ihren Mitarbeitern diese Zeit meistern könnten.
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