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Augsburg: Debatte: Ärger um Gelbe Tonnen in Augsburg nimmt kein Ende

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Debatte: Ärger um Gelbe Tonnen in Augsburg nimmt kein Ende

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    Viele Bürger ärgern sich nach wie vor über die Gelbe Tonne.  Für die Container mit großen Flachdeckeln hätte es  Alternativen gegeben.
    Viele Bürger ärgern sich nach wie vor über die Gelbe Tonne. Für die Container mit großen Flachdeckeln hätte es Alternativen gegeben. Foto: Silvio Wyszengrad

    Als kleiner Frau ohne große Muckis bleibt einem nur Sarkasmus, wen man an die Gelbe Tonne in Augsburg denkt. Wurden die Container mit Klappdeckel nur von großen kräftigen Männern entwickelt? Und hatten die Entscheider, die diese Gefäße anschafften, noch etwas mehr im Blick als Kosteneffizienz und Wirtschaftlichkeit? Zum Beispiel die Nutzerfreundlichkeit für alle Gebührenzahler? Wohl eher nicht. Denn gerade für Kleinere, Ältere und Schwächere sind die großen Klappdeckel unhandlich und eine Zumutung. Auch ein Jahr nach der Einführung in Augsburg ärgern sich viele Bürger darüber. Dabei hätte man dieses Schlamassel vermeiden können.

    Der Augsburger Umweltreferent macht keine gute Figur

    Das Agieren des Grünen-Umweltreferenten Reiner Erben in diesem Fall ist nicht glücklich. Nach der ersten großen Beschwerdewelle von Bürgern wurde das Tonnen-Stöckchen angeboten, um den Deckel besser offen zu halten und die Gemüter zu beruhigen. Aus Haftungsgründen musste der Abfallwirtschaftsbetrieb diese hausgemachte Lösung aber schnell wieder zurücknehmen.

    Seither werden alle Beschwerden von Bürgern von der Verwaltung und vom Referenten mit immer gleichen Argumenten abgeblockt: Die Klappdeckel-Tonnen seien heute deutschlandweit Standard bei Neuanschaffungen, sie seien kostengünstig und sicher, auch bei den früheren Augsburger Containern mit Runddeckel seien nicht alle Bürger mit dem Handling zufrieden gewesen.

    Susanne Quappe verletzte sich beim Entsorgen ihres Mülls an der Gelben Tonne.
    Susanne Quappe verletzte sich beim Entsorgen ihres Mülls an der Gelben Tonne. Foto: Silvio Wyszengrad

    Zwar mögen diese Argumente der Stadt sachlich korrekt sein. Auch die Entscheidung für die Klappdeckel-Container als kostengünstige und wirtschaftliche Lösung ist nachvollziehbar. Ob die Auswahl dieses Modells aber, ganzheitlich betrachtet, optimal für die Nutzer war, daran kann man erhebliche Zweifel haben.

    Bei der Auswahl der Tonnen fehlte die Transparenz für Bürger

    Hört man sich in deutschen Fachkreisen um, sagen etliche Experten, dass Container mit Runddeckel deutlich einfacher und angenehmer zu bedienen sind als diejenigen mit dem großem Klappdeckel, den man mit einer Hand offen halten muss. Erstere waren lange Standard in Deutschland. Die Klappdeckel setzten sich dennoch in den vergangenen Jahrzehnten durch. Fachleute gehen davon aus, dass sie sicherer sind, wenn Kinder hineinfallen. Sie kommen leichter wieder heraus. Nicht zuletzt gelten sie auch als kostengünstigere Lösung. Allerdings hat sich auch bei der Entwicklung der Klappdeckel-Behälter einiges getan.

    Seit etwa sechs Jahren sind beispielsweise auch Container mit geteilten Deckeln zu haben. Tonnenproduzenten sehen einen noch kleinen, aber zunehmenden Trend zu diesen Modellen in Deutschland. Sie sind zwar etwas teurer als herkömmliche Flachdeckel, gelten aber als deutlich komfortabler für Nutzer. In Augsburg wurde bislang öffentlich der Eindruck vermittelt, es gebe im Großen und Ganzen nur die Wahl zwischen Rund und Flach. Das ist aber eben nur die halbe Wahrheit. Transparent für die Bevölkerung wäre es gewesen, man hätte im Vorfeld der Anschaffung wenigstens zwei verschiedene Modelle zum Testen vorgestellt.

    Natürlich kann man sagen, nachher ist man immer schlauer. Fakt ist auch, dass die Abfallentsorgung in Augsburg im Vergleich mit anderen Kommunen grundsätzlich sehr gut organisiert ist. Das Sammelsystem mit vier verschiedenen Tonnen im Haus ist sehr komfortabel, mit der Einführung der gelben Wertstofftonne hat Augsburg so ziemlich die Nase vorne. Und auch sonst werden Bürgern viele Wege zum Wertstoffhof erspart.

    Sperrmüll und Grünschnitt werden in Augsburg kostenlos abgeholt

    Der Abfallwirtschaftsbetrieb holt Sperrmüll kostenlos ab, auch Grünschnitt in haushaltsüblichen Mengen. Es gibt sehr viele Sammelcontainer in fußläufiger Entfernung, etwa für Altkleider oder Elektroschrott. Das Problem ist nur: Wenn die Stadt neue Behälter und Systeme einführt, weckt sie damit Erwartungen beim Bürger, dass sie auch funktionieren. Wenn sich viele ärgern, dass etwas nicht klappt, sinkt die Bereitschaft mitzumachen und gemeinsam für eine saubere Stadt zu sorgen. Nicht zuletzt haben Gebührenzahler einen Anspruch darauf, dass die Entsorgung klappt.

    Zufriedene Bürger sind wichtig. Deshalb wäre es schade, wenn die Akzeptanz für das grundsätzlich sehr gute Augsburger Entsorgungssystem leiden würde. Im Dauerstreit um die Gelbe Tonne könnte ein positives Zeichen der Zuständigen nicht schaden. Wie wäre es, wenn Umweltreferent Erben mal einen ganzen Sonntag lang für Senioren oder behinderte Menschen größere Mengen Plastikmüll in gelben Containern entsorgt? Vielleicht würde er sich dann auch bessere Deckel wünschen.

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