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Augsburg: David gegen Goliath: Wie kleine Läden gegen Apple und Co. bestehen

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David gegen Goliath: Wie kleine Läden gegen Apple und Co. bestehen

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    Als der Apple Store in der City-Galerie in Augsburg 2011 eröffnete, waren die Schlangen lang.
    Als der Apple Store in der City-Galerie in Augsburg 2011 eröffnete, waren die Schlangen lang. Foto: Ruth Ploessel

    Dunkin’ Donuts, Starbucks, Søstrene Grene – in Augsburg haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Ketten eine Filiale eröffnet. Immer bildeten sich am Eröffnungstag lange Schlangen vor den Geschäften. Doch während solch große Filialisten immer stärkeren Zulauf bekommen, müssen kleinere, inhabergeführte Geschäfte mangels Kundschaft schließen. Jüngstes Beispiel: der Spielwarenladen „Die Spiegelburg“ in der Bäckergasse. Doch wohin führt diese Entwicklung und worauf ist sie zurückzuführen?

    Dass bekannte Marken Kunden anziehen, ist nicht neu: Als 2011 der Apple-Store in der City Galerie eröffnete, verharrten die Besucher teils über vier Stunden lang vor verschlossenen Türen – nur, um morgens unter den ersten zu sein. Eine Erklärung hat Prof. Michael Paul, Experte für Marketing an der Universität Augsburg: „Hinter jeder starken Marke verbirgt sich ein starkes Konzept“, erklärt er. Das spreche sich bei Kunden herum. Global Player wie Apple oder Starbucks bringen zudem internationales Flair in eine Stadt. Auch das kommt an.

    Was Ketten wie Starbucks richtig machen

    Eine Marke wird laut Paul vor allem durch zwei Faktoren bestimmt: Bekanntheit und Begehrlichkeit. Der Imageaufbau dauert in der Regel sehr lange, so Paul. Die Qualität der angebotenen Produkte stehe dabei nicht immer im Vordergrund: „Starbucks als Erfinder des modernen Coffee-Shops hat verstanden, dass es nicht nur um den Kaffeeverkauf geht“, so der Dozent. Der Kaffee der Kette sei ein Beispiel dafür, wie einfache Ware zum Life-Style-Produkt werden kann.

    Inhabergeführte Geschäfte haben es schwer, gegen solch übermächtige Ketten anzukommen. Paul: „Die eigene Positionierung als Händler ist angesichts des starken Konkurrenzdrucks das A und O.“ Ein wichtiger Punkt sei, sich im Angebot von großen Händlern und Onlineanbietern zu unterscheiden. Ob Nischenprodukte erfolgreich sind, sei abhängig vom Ort, so Paul. „Kleine Städte tun sich schwerer als große Metropolen, weil es nur wenig Nachfrage nach Nischenprodukten gibt.“ Der Standort innerhalb einer Stadt sei ebenfalls von Bedeutung.

    Kunden gewinnen können kleinere Geschäfte durch die Ladengestaltung, die Präsentation der Waren, durch persönliche Betreuung und Rabattaktionen. Und: „Gute Mund-zu-Mund-Propaganda, gerade in den sozialen Medien, ist der Optimalfall.“ Überhaupt sei die Online-Präsenz wichtig. Wegen des hohen Aufwands gerade für kleine Händler könne man jedoch auch pragmatisch herangehen: „Man muss nicht ständig in sozialen Medien posten“, sagt Paul. Man sollte sich aber bewusst sein, dass die Eintrittspforte für viele Verkäufe heute die Suchmaschine ist. Wer dort nicht gefunden werde, habe es schwer. So bemängelt Paul unter anderem, dass es immer noch Läden und Restaurants gebe, deren Öffnungszeiten nicht im Internet zu finden sind.

    Kommt der Kunde erst ins Geschäft, rückt das Erlebnis in den Vordergrund. Die meisten Läden, so Paul, seien nicht nur funktional zu sehen, sie müssen Kunden über die Ware hinaus etwas bieten. Allan und Katharina Mutagwaba haben das verstanden.

    Wie ein kleines Café kontert

    In ihrem Laden Mak Coffee in der Karlstraße setzen sie ein Konzept um, mit dem sie großen Ketten wie Starbucks trotzen wollen: Sie kaufen ihre Kaffeebohnen direkt bei den Kaffeebauern in Tansania – zu fairen Preisen. Die laufenden Kosten seien mit dem bislang aufgebauten Kundenstamm zwar gedeckt, ein normales Einkommen haben die beiden seit der Gründung im Spätsommer des vergangenen Jahres aber noch nicht, sagt Katharina Mutagwaba. Ihr Mann Allan, studierter Betriebswirt, weiß: „Image ist alles, auch wir wollen eine Marke aufbauen.“ Zu zweit sei man allerdings in seinen Möglichkeiten finanziell und zeitlich limitiert – auch weil die beiden neben ihrem Laden einen Online-Shop betreiben.

    Julia Serba hat sich ebenfalls ein Konzept ausgedacht, das gegen große Anbieter bestehen soll: In ihrem neuen Laden Stilwerk86 am Vorderen Lech in der Augsburger Altstadt bietet sie Damenmode, sowie Mode- und Wohn-Accessoires an. „Mein Warenangebot umfasst ausgewählte skandinavische Label, die in Augsburg nicht so leicht aufzutreiben sind“, erzählt die 27-Jährige. Nach langer Recherche und zahlreichen Messebesuchen habe sie elegante, aber sportlich kombinierbare Kleidungsstücke ausgesucht. Nun hofft sie, dass ihr Angebot bei den Kunden in Augsburger ankommt, damit sie und ihr kleiner Laden auch über lange Zeit bestehen können...

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