Bei keiner Wahl können die Wähler so viel mitbestimmen wie bei der Kommunalwahl. Sie wirbeln die Listen der Parteien durcheinander. Nur wenige können sich sicher sein, in den Stadtrat einzuziehen. Jetzt stehen die Ergebnisse für den Augsburger Stadtrat fest. Bei der Vereinigung "Wir sind Augsburg" (WSA) entscheiden am Ende sieben Stimmen darüber, wer einen Sitz im Stadtrat bekommt. Wir haben uns nach Aufsteigern, Absteigern und Überraschungen umgeschaut.
Aufsteiger:
Bei der CSU macht Ruth Hintersberger, Tochter des Landtagsabgeordneten Johannes Hintersberger – einen kräftigen Satz nach vorn: Sie wird von Listenplatz sieben auf zwei vorgewählt. Weitere Aufsteiger: Polizist Peter Schwab (von Platz 16 auf 7) der wegen eines Gendefekts im Rollstuhl sitzende Musikwissenschaftler Benedikt Lika (27 auf 8) und die Medizinerin Hella Gerber (18 auf 11).
Bei der SPD gibt es einen klaren Aufsteiger: Sozialreferent Stefan Kiefer, in dessen Referat es zu einer Millionenpanne um einen zu spät gestellten Kita-Förderantrag kam, klettert trotzdem von Listenplatz 13 auf Platz zwei. Er sichert sich damit einen Stadtratssitz, obwohl die SPD insgesamt spürbar verliert. Bei den Grünen kann sich die ehemalige Landtagsabgeordnete Christine Kamm von Platz 17 auf zehn vorarbeiten – und sitzt damit neu im Stadtrat. Ebenso die Erzieherin und Sozialwissenschaftlerin Sabrina Koch, die von Rang 27 auf zwölf einen Riesensprung nach vorne und damit in den Stadtrat macht.
Bei den Freien Wählern verbessert sich der Ex-Kripo-Kommissar und Sportfunktionär Hans Wengenmeir, auch dank vieler Stimmen aus dem Heimatstadtteil Haunstetten, von Platz vier auf drei. Er sichert sich so den dritten Stadtratssitz der FW. Lisa McQueen war OB-Kandidatin für die Satirepartei Die Partei. Das ist wohl ein Grund, weshalb sie von Platz acht auf eins vorgewählt wurde und nun im Rat sitzt.
Absteiger:
Bei der CSU rutscht Kulturreferent Thomas Weitzel von „Startplatz“ neun auf Platz 15 ab, hat aber damit einen der 20 CSU-Stadtratssitze sicher. Astrid Gabler wird von den Wählern von Platz vier auf zwölf zurückgestuft, sie war unter den Kandidaten an der Spitze der CSU-Liste aber auch ein Neuling und noch weniger bekannt. Matthias Fink wird von Platz 11 auf 19 verdrängt, ist aber ebenfalls noch drin. Stadträtin Anna Rasehorn rutscht bei der SPD von Listenplatz zwei auf Rang sechs runter, kommt aber sicher wieder in den Stadtrat.
Das war knapp:
Claudia Haselmeier kann ihren Stadtratssitz für die CSU wohl knapp verteidigen. Sie rutscht von Platz zwölf auf 21 – ist damit aber wohl gerade noch drin, weil mindestens Eva Weber und Gerd Merkle in die Stadtregierung gehen werden und damit Plätze frei machen. Bei der SPD schiebt sich Tatjana Dörfler, Kanzlerin an der Hochschule, von Platz zehn auf neun – und rutscht sicher in den Stadtrat, wo die SPD neun Sitze hat. Pro Augsburg kommt nur noch auf einen Sitz. Den sichert sich Beate Schabert-Zeidler mit etwa 200 Stimmen vor Claudia Eberle. Bei Wir sind Augsburg (WSA), gab es einen Krimi um den einen Stadtratssitz. Länger sah es so aus, als ob sich OB-Kandidatin Anna Tabak von Platz zwei vorschieben kann. Dann setzte sich aber doch Peter Grab, langjähriger Stadtrat und Ex-Kulturrefernt, mit nur sieben Stimmen mehr hauchdünn durch.
Klare Verhältnisse:
Beim Kommunalwahl-Start-up Generation Aux gab es Verwerfungen. Sicherheitsunternehmer Igor Dordevic hatte viele Plakate mit seinem Konterfei aufhängen lassen. Der Verein wollte ihm das gerichtlich verbieten, mit der Begründung, man setze auf Inhalte statt auf Köpfe – er scheiterte jedoch. Dordevic hat sein Ziel, in den Stadtrat zu kommen, aber nicht erreicht. Er schob sich von Platz sechs auf fünf, unangefochten vorn ist bei Aux aber Raphael Brandmiller. Ähnlich klar ist es bei der neuen Gruppierung Augsburg in Bürgerhand(AiB) um den Bürgerentscheid-Aktivisten Bruno Marcon. Er holt als bekanntestes Gesicht klar den einen AiB-Stadtratssitz, mit dem Riesenvorsprung von über 5000 Stimmen auf Elise Göppel auf Platz zwei.
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