München hat das Zenit, Stuttgart die Porsche-Arena – und Augsburg? Bisher gab es größere Konzertveranstaltungen in Augsburg unter anderem im Kongress am Park, in der Messehalle oder im Spectrum. Nun soll sich das Gaswerkgelände etablieren. Dafür sorgen wollen mit dem Augsburger Urgestein Stefan Bob Meitinger, Bauunternehmer Johannes Ankner aus Dasing (Landkreis Aichach-Friedberg) und Unternehmer Siegfried Riegel drei Männer, die sich in der Eventbranche auskennen. Ersterer hat Erfahrungen in der Veranstaltungsbranche mit seinem Festival "Sommer am Kiez" gesammelt und ist Gastronom, Ankner kümmert sich ums Bauliche und Riegel, der Eigner des Adler-Hotels und des Riegel-Centers im Stadtteil Hammerschmiede, ist der Experte fürs Wirtschaftliche.
In seinem Bewerbungsschreiben, das unserer Redaktion vorliegt, hat sich das Trio vergangene Woche an Mitglieder des Augsburger Stadtrats gewandt, die sich seit Jahren mit der Ertüchtigung und Belebung des Areals auseinandersetzen. Das Unternehmertrio will nun in die konkreten Gespräche gehen - entscheidend ist hier vor allem die Meinung der Stadtwerke.
Die Stadtwerke entscheiden über die Idee für das Gaswerkareal
Diese sind Eigentümer und Entwickler des Areals und müssen die Bewerbung des Trios prüfen. Denn: Eine Ausschreibung hat es nie gegeben, die Unternehmer haben von sich aus die Initiative ergriffen. Generell sei deren Idee jedoch eine attraktive Option, sagte ein Sprecher der Stadtwerke. Dennoch müsse vieles geprüft werden. Zudem stehe auch die Option im Raum, ein Bürogebäude aus einem der beiden Teleskopgasbehälter zu machen. Die Stadtwerke entwickeln das Gelände, unter anderem wurden eine Spielstätte fürs Theater gebaut und Künstlerateliers angesiedelt. Dieses Jahr soll es eine Erweiterung für Musiker geben.
Zuletzt wurde die Entwicklung auf dem Gaswerk-Areal im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats diskutiert. Die Stadtwerke erläuterten, dass man im ersten Schritt 50 Millionen Euro für die grundsätzliche Entwicklung und Erschließung in die Hand nehmen müsse. Danach kämen Investitionen in rentable Projekte, etwa in Bürogebäude für die Kreativbranche. Eines davon kann im Bereich der früheren Teleskopgasbehälter entstehen, wo auch die drei Bewerber hinwollen.
Bei Ankner und seinen Mitstreitern steht das Thema schon länger auf der Agenda - vor etwa einem Jahr hätte die Planung dazu begonnen. "Wir wollten, dass die Leute auch für große Konzerte in Augsburg bleiben können und nicht nach München oder Stuttgart fahren müssen", sagt Ankner, der das Projekt mit Meitinger in die Wege geleitet hat. "Im vergangenen Jahr hatten wir den Auftrag, im Vorfeld des Modular-Festivals die Teleskopgasgbehälter am Gaskessel verkehrssicher zu machen, dann kam Bob die Idee", erzählt Ankner.
"Es gibt de facto keine wirklich großen Konzerte"
Und wie sieht die Planung aus? In der Bewerbungsmappe ist die Rede von einer Location, "die in der Event- und Veranstaltungsbranche ihresgleichen sucht". Denn Augsburgs Problem sei, dass es ein paar wenige Örtlichkeiten für Veranstaltung gebe, keine davon jedoch gleichermaßen für Konzerte aller Art, Kulturveranstaltungen sowie Kabarett geeignet sei. "Es gibt de facto keine wirklich großen Konzerte", heißt es in der Bewerbung. Dennoch sind immer wieder Stars in Augsburg, vor allem in der Schwabenhalle.
Gerade nach Corona stehe deshalb ein Neuanfang an, sagt Ankner. "Und den wollen wir für Augsburg nutzen." Insbesondere das Fassungsvermögen von 1000 bis 3500 Menschen sei ein Trumpf. Die Unternehmer wollen "den Charme und die Attraktivität der Location nutzen", der aus der Verbindung zwischen der Musikszene und der industriell geprägten Geschichte Augsburgs hervorgehe.
Der Augsburger Gaswerk soll auch eine neue Gaststätte bekommen
In ihrer Bewerbung erklären Ankner, Meitinger und Riegel, auf zehn Jahre das Mietrecht für sich beanspruchen zu wollen, mit der Option auf weitere fünf. Damit einher gehen die Hoffnung auf eine Ausschankerlaubnis im Außenbereich und das Hausrecht auf den umliegenden Freiflächen. Abrunden soll das Konzept eine Bar, die das Trio selbst betreiben möchte. Diese soll sich als Ort für ein letztes Bier vor dem Kabarett oder dem Konzert etablieren. "Wir planen, eine alte leer stehende Garage auf dem Gelände in eine Gaststätte umzubauen", sagt Ankner, der Name: BAR54, das für die Anfangsbuchstaben der Bauherren und die Oberhausener Postleitzahl steht. (mit skro)
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