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Augsburg: Das ist die Geschichte der geretteten Hausmadonna der Karolinenstraße

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Das ist die Geschichte der geretteten Hausmadonna der Karolinenstraße

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    Hier stand die Hausmadonna noch an ihrem Platz, vor dem Abbruch der Fassade wurde sie geborgen.
    Hier stand die Hausmadonna noch an ihrem Platz, vor dem Abbruch der Fassade wurde sie geborgen. Foto: Michael Hochgemuth

    Es waren dramatische Momente für die Retter, als sie die Madonna vom Brandhaus in der Karolinenstraße aus Rauch und Flammen holten. Die Rettung und Zukunft dieser Heiligenfigur beschäftigen viele Menschen in Augsburg, aber auch die Frage: Ist es die Originalskulptur der Maria Immaculata oder eine Kopie? Nach der Rettung ist die Hausmadonna erst einmal im Maximilianmuseum in Sicherheit. Nach Angaben der städtischen Kunstsammlungen hat die Figur die Aktion überstanden, weist jedoch einige Schäden auf.

    Feuer in Augsburg: Mehrere Anfragen von Bürgern zur Madonnenrettung

    Sie sei stark verrußt, die farbige Fassung sei kaum noch zu sehen. Teile der Vergoldung hätten sich aber gut erhalten. "Durch die Hitze ist der Gips allerdings brüchig geworden, sodass ein Teil der Schlange zu Füßen der Madonna abgebrochen ist", teilt Sprecherin Monika Harrer-Jalsovec mit. Bei der Altaugsburg-Gesellschaft hat es wegen der Madonnenrettung bereits mehrere Anfragen gegeben, das berichtet Vorsitzender Sebastian Berz. Die Gesellschaft ist Initiator des Projektes "Den Heiligen auf der Spur" und hat zahlreiche Hausmadonnen und Hausheilige in Augsburg restaurieren lassen. Dazu wurde auch ein Buch herausgegeben.

    Die Hausmadonna des Brandhauses in der Karolinenstraße konnte gerade noch gerettet werden.
    Die Hausmadonna des Brandhauses in der Karolinenstraße konnte gerade noch gerettet werden. Foto: Stadt Augsburg

    Hausheilige sind in vielen Kulturen Kennzeichen privater Wohnhäuser. Auswahl, Größe oder materieller Wert der Heiligenfiguren signalisierten laut Altaugsburg-Gesellschaft den Glauben, aber auch den sozialen Status der Hauseigentümer. Religiöser Hintergrund ist der Gedanke, das eigene Haus unter den Schutz eines bestimmten Heiligen zu stellen und diese Auswahl auch öffentlich zu machen. In Augsburg wurden in den meisten Fällen Marienbilder und Marienfiguren gewählt. Es gibt über 200 erhaltene und nachweisbare Hausheilige im Gebiet der Augsburger Altstadt .

    Berz sagt, tatsächlich sei die gerettete Figur die wertvolle Kopie einer Madonna, die früher außen am Brandhaus gestanden habe. Die originale Holzskulptur der Maria Immaculata auf der Mondsichel wurde im 18. Jahrhundert im Stil des Barocks von einem unbekannten Bildhauer geschaffen. Sie zierte lange das denkmalgeschützte Bürgerhaus an der Karolinenstraße, dessen Kern im 16. Jahrhundert entstand und um 1800 mit klassizistischem Stuckdekor neu gestaltet wurde. Ein umfassender Umbau 1912 gab dem Gebäude seine heutige Gestalt.

    Das Original der Madonna wurde in einem Auktionshaus ersteigert

    Die Original-Maria wurde 1984 im Zuge einer Fassadensanierung durch eine Gussstein-Kopie ersetzt, die seitdem den Giebel des Hauses schmückte. Die "echte " Madonna wäre beinahe für Augsburg verloren gewesen. Sie wurde in einem Münchner Auktionshaus zur Versteigerung angeboten und konnte 2013 in einer konzertierten Aktion der damaligen Vereinsvorsitzenden Anne Voit zusammen mit der Augsburger Familie Dietrich zurückgeholt werden.

    Die Original-Madonna aus der Karolinenstraße gelangte im Frühjahr 2013 in den Kunsthandel, konnte jedoch durch die Altaugsburg-Gesellschaft und eine Augsburger Familie für ihre Heimatstadt gerettet werden.
    Die Original-Madonna aus der Karolinenstraße gelangte im Frühjahr 2013 in den Kunsthandel, konnte jedoch durch die Altaugsburg-Gesellschaft und eine Augsburger Familie für ihre Heimatstadt gerettet werden. Foto: Julian Schmidt, pba.

    Claudia Schmidt-Dietrich erinnert sich noch gut an damals: "Mein Mann und ich haben die Figur ersteigert, um sie für Augsburg zu sichern." Dies sei im wirtschaftlichen Zusammenwirken mit der Altaugsburg-Gesellschaft geschehen. Die Dietrichs waren nicht die einzigen Bieter. "Für einige Tausend Euro haben wir den Zuschlag bekommen", erzählen sie. Derzeit ist die Original-Maria als Leihgabe bei der Diözese Augsburg. Die Figur steht im Ordinariatsgebäude an der Kornhausgasse, wo sie vor Wind und Wetter geschützt ist. "Wir haben sie in Obhut genommen, um sie öffentlich zugänglich zu erhalten", sagt der Kunstbeauftragte im Bistum, Felix Landgraf.

    Dass beim Brand nun auch die Kopie der Hausmadonna gerettet werden konnte, wird nicht nur vom städtischen Denkmalschutz begrüßt. Claudia Schmidt-Dietrich sagt: "Ich habe ganz großen Respekt, dass die Replik gesichert werden konnte." In diesem Fall zeige sich aber auch, wie wichtig es sei, Jahrhunderte alte Originale sicher unterzubringen, heißt es bei der Altaugsburg-Gesellschaft.

    Nach Brand in Karolinenstraße: Wunsch nach einer Rückkehr der Kopie

    Wie geht es jetzt mit den Madonnen weiter? Die beschädigte Kopie wird bei den Kunstsammlungen zwischengelagert und vorübergehend im Depot des Maximilianmuseums verwahrt. Über alle weiteren Maßnahmen zur Konservierung und Restaurierung der Figur müsse der Hauseigentümer entscheiden, so die Stadt. Bei der Altaugsburg-Gesellschaft sei man bereit, den Hauseigentümer zu unterstützen, so Vorstandsmitglied Landgraf. Dort würde man es auch sehr begrüßen, wenn die Replik bei einem Wiederaufbau der Brandruine in eine Heiligen-Nische an der Fassade zurückkehren könnte. Landgraf sagt, "es geht um unser kollektives Kulturerbe". Auch die Kunst aus der zweiten Reihe solle sich nicht Stück für Stück aus Augsburg verabschieden.

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