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Augsburg: Das Wertachufer in Augsburg verkommt zur Müllkippe

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Das Wertachufer in Augsburg verkommt zur Müllkippe

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    Ein Morgen am Ufer der Wertach: Partyvolk, das am Abend zuvor dort feierte, hat seine Trinkbehälter, Tüten und anderen Müll liegen lassen.
    Ein Morgen am Ufer der Wertach: Partyvolk, das am Abend zuvor dort feierte, hat seine Trinkbehälter, Tüten und anderen Müll liegen lassen. Foto: Klaus Fliege (Archiv)

    Das Bild, das sich nach lauen Sommerabenden morgens in den Parks dieser Stadt und auch an der Wertach bietet, ist meist das gleiche: volle Abfalleimer, Glasscherben, Grillschalen, Essensreste und marinadentriefende Grillfleisch-Verpackungen. „In den vergangenen Jahren ist das Problem immer massiver geworden“, erzählt die Augsburgerin Tanja Hall, die dort regelmäßig Joggen geht. Sie begann, auf ihren Lauftouren Müll aufzusammeln und zu den Abfalleimern zu bringen. „Inzwischen kann ich gar nicht mehr anders“, sagt sie lachend.

    Unter dem Facebook-Account „Pick it up“ (Heb’ es auf) teilt sie ihre Erlebnisse. Inzwischen gebe es auch einige Mitstreiter, die ebenfalls Abfall aufsammeln. Es gehe nicht nur darum, für optisch saubere Grünanlagen zu sorgen, sondern vor allem darum, zu verhindern, dass Kunststoffmüll beim nächsten Hochwasser weggeschwemmt wird und als Mikroplastik in den Nahrungskreislauf gelangt, so Hall.

    Viele Bürger beklagen die Situation im Wittelsbacher, aber auch im Sheridan-Park. Die Wertach aber steht am stärksten im Fokus. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation vor allem dort zugespitzt, was daran liegt, dass der Fluss dank des Hochwasserschutz-Projekts „Wertach vital“ besser zugänglich ist. Schwerpunkte sind der Bereich südlich der Gögginger Wertachbrücke und der Abschnitt zwischen B17 und Bürgermeister-Ackermann-Brücke. Die Appelle der Stadt an Picknick-Gäste, ihren Abfall wieder mitzunehmen, verliefen bisher im Sande.

    Zwei Kubikmeter Müll pro Woche

    Bei der Stadt Augsburg weiß man um die Probleme. Nach Schätzungen des Umweltreferats dürften pro Woche rund zwei Kubikmeter Müll zwischen B17 und Bürgermeister-Ackermann-Straße anfallen – das entspricht dem Inhalt von 25 kleinen Mülltonnen (80 Liter). Das Problem: Der Abfall landet nur zum Teil in den Müllkörben, deren Zahl laut Umweltreferat ohnehin schon erhöht wurde. Auch neben den Körben stapelt sich nach warmen Abenden der Abfall, weil diese teils schon voll sind.

    Dieses Jahr, so die Augsburger Verwaltung, habe man die Reinigung deshalb bereits massiv verstärkt. Zuletzt hatte es Diskussionen zwischen Stadt und Freistaat gegeben, die beide Grundstückseigentümer sind; es ging darum, wer eigentlich zuständig ist. Nun wird die Stadt das Thema federführend in die Hand nehmen.

    Die Verwaltung ist momentan dabei, vier neue Stellen beim städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb zu besetzen (im Winter ersetzen diese Mitarbeiter einen Teil der Saisonkräfte im Winterdienst) und ein zusätzliches Fahrzeug zu kaufen. Die jährlichen Kosten dürften bei 112.000 Euro liegen. Dann soll das Areal täglich gesäubert werden. Ausgenommen sind die Uferböschungen – wegen der Unfallgefahr.

    Seit Jahren kämpft die Stadt für saubere Flussufer, doch viele Menschen lassen ihren Müll dort einfach liegen.
    Seit Jahren kämpft die Stadt für saubere Flussufer, doch viele Menschen lassen ihren Müll dort einfach liegen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Was es kostet, wenn man erwischt wird

    Eigentlich ist das Grillen an der Wertach – abgesehen vom offiziellen Grillplatz auf Höhe Oberhausen – ohnehin verboten. Ein Grund ist die Brandgefahr und die Belästigung von Anwohnern durch Rauch. Momentan ist laut Ordnungsreferat der Ordnungsdienst im Bereich der Wertach zwei- bis dreimal pro Woche zu verschiedenen Uhrzeiten unterwegs. Wer dort beim wilden Grillen erwischt wird, muss mit 55 Euro Bußgeld rechnen. Auch das Liegenlassen von Abfall kann teuer werden: Wird man dabei erwischt, werden 40 Euro fällig.

    Die Stadt denkt darüber nach, am Westufer der Wertach etwa auf Höhe der ehemaligen Goggelesbrücke einen Grillplatz einzurichten. Dort existiert neben den Localbahngleisen eine Grünanlage. Die CSU hatte wie berichtet gefordert, die Einrichtung mehrerer Grillplätze zu prüfen, um das „wilde Grillen“ einzudämmen. Man wolle, so das Umweltreferat, zunächst einmal einen Platz einrichten, um zu sehen, wie es dort läuft. Allerdings seien dazu noch Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth nötig. Und klar sei auch, dass man das Problem mit dem Müll auf diese Weise bestenfalls kanalisieren könne: Die Menge an Hinterlassenschaften gehe dadurch nicht zurück.

    Der Druck auf Naherholungsflächen wird weiter steigen. Lesen Sie dazu den Kommentar von Stefan Krog.

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