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Augsburg: Das Theater schließt in einem Monat: Wie geht es nun weiter?

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Das Theater schließt in einem Monat: Wie geht es nun weiter?

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    Der Garderobenbereich im Foyer des Großen Hauses am Kennedy-Platz bereitet der Feuerwehr derartige Sorgen, dass das Theater im Juni schließen muss.
    Der Garderobenbereich im Foyer des Großen Hauses am Kennedy-Platz bereitet der Feuerwehr derartige Sorgen, dass das Theater im Juni schließen muss. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es ist ein Stück mit einem glücklichen Ende. Am Sonntag, 19. Juni, wird im Großen Haus des Theaters die komische Oper „Der Liebestrank“ aufgeführt. Für das Theater gibt es danach allerdings kein „Happy End“. Denn am 19. Juni fällt der vorerst letzte Vorhang in dem Gebäude am Kennedyplatz. Die Stadt lässt das Haus aus Brandschutzgründen deutlich früher als geplant schließen. Aus Sicht der Verantwortlichen sind die Gefahren im Brandfall so groß, dass ein längerer Betrieb nicht mehr zu verantworten wäre. Eigentlich sollte das sanierungsreife Theater noch bis Sommer 2017 geöffnet bleiben.

    Sechs Jahrzehnte lang ging im Großen Haus des Theaters alles gut. Seit der Wiedereröffnung 1956 gab es keine größeren Brände, bei denen Zuschauer in Gefahr geraten sind. Für Frank Habermaier, den Chef der Berufsfeuerwehr, ist das aber kein Argument, das dafür spricht, das Theater einfach geöffnet zu lassen. Er wählt einen Vergleich: „Ich fahre seit vielen Jahren unfallfrei Auto. Aber wer garantiert, dass ich nicht morgen einen Unfall habe?“ Zudem, so Habermaier, könne man über neue Erkenntnisse aus Untersuchungen der letzten Wochen nicht hinwegsehen. Das Problem: Brennt es im Bereich der Besuchergarderobe, kann Rauch durch die Decke in den darüber liegenden Zuschauerraum dringen. Ein Test mit einer Nebelmaschine in dieser Woche hat das belegt. Dabei sei zwar ein unwahrscheinlicher Extremfall simuliert worden. „Doch man sollte das Glück nicht dauerhaft herausfordern“, sagt der Feuerwehr-Chef.

    Theater-Aus ist "ein Schock"

    Für das Theater ist das Aus für das Große Haus eine Hiobsbotschaft. Es sei „ein Schock, von heute auf morgen vor diese Tatsache gestellt zu sein“, sagt Intendantin Juliane Votteler. Die laufende Spielzeit im Großen Haus geht mit der letzten Aufführung am 19. Juni zu Ende. So lange bleibt das Haus noch geöffnet. Feuerwehrleute sind bis dahin bei den Vorstellungen ständig mit einem Löschfahrzeug anwesend. Außerdem wurden zusätzliche Rauchmelder installiert.

    Juliane Votteler kündigt an, sie wolle nun „die Ärmel hochkrempeln“ und dafür arbeiten, dass der Spielbetrieb in der kommenden Saison so gut wie möglich gewährleistet sei. Eigentlich sollte die neue Spielzeit im Großen Haus am 24. September mit dem Ballett „Der Nussknacker“ beginnen. Noch ist unklar wo dieses und alle anderen bereits geplanten Stücke aufgeführt werden können. Das Theater will jetzt so schnell wie möglich geeignete Ausweich-Spielstätten suchen. Wobei für Juliane Votteler aber klar ist, dass sich der große Theatersaal mit seinen gut 900 Sitzplätzen nicht auf die Schnelle ersetzen lässt.

    Die Intendantin will vom Programm der neuen Spielzeit so viel wie möglich umsetzen. Abstriche werde es aber geben. Votteler baut darauf, dass die Theater-Abonnenten „treu bleiben, wohin wir auch gehen“. Auch freie Kapazitäten in der Kongresshalle sollen genutzt werden. Sie ist ab Herbst 2017 ohnehin als Ersatzspielstätte vorgesehen. Bis dahin aber ist die Halle an vielen Tagen für andere Veranstaltungen reserviert. Einen Opernball wird es im Jahr 2017 nicht geben. Der Ball habe auch von der Atmosphäre des Hauses gelebt, so Votteler. Wenn, dann könne es vielleicht eine „andere Veranstaltung“ geben.

    Sanierungskritiker wollen an Sammlung festhalten

    Keine Auswirkungen hat die Entscheidung auf die Brechtbühne neben dem Großen Haus. Die vor wenigen Jahren errichtete Schauspielbühne sei beim Brandschutz auf dem aktuellen Stand, heißt es. Auch der Hoffmannkeller könne vorerst weiter genutzt werden. Die Aufführung des Musicals „Cabaret“ im Juli auf der Freilichtbühne findet ebenfalls wie geplant statt.

    Der Brandschutz ist eines der Hauptargumente der Stadtregierung für eine Sanierung des Theaters. 189 Millionen Euro sollen die Arbeiten an dem teils denkmalgeschützten Komplex kosten, davon will der Freistaat 107 Millionen übernehmen. Geplant ist eine Fertigstellung bis Ende des Jahres 2022. Kritiker der Sanierung hatten bisher bezweifelt, dass die Brandschutzprobleme so groß sind, dass eine schnelle Schließung nötig ist. Eine Initiative sammelt Unterschriften für ein Bürgerbegehren und fordert, dass für die Sanierung keine Schulden gemacht werden.

    Die Sanierungskritiker wollen an ihrer Sammlung festhalten. „Es ändert sich ja nichts daran, dass wir die Pläne und die hohen Kosten für die Sanierung für fragwürdig halten“, sagt Kurt Idrizovic, einer der Initiatoren. Es dränge sich zumindest der Verdacht auf, so Idrizovic, dass die Stadt den Brandschutz nutze, um zusätzlichen Druck aufzubauen.

    Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) spricht indes von einer „gewaltigen Zäsur“ für das Theater. Er verspricht, man werde das Große Haus wieder „in Ordnung“ bekommen – und schickt noch eine Spitze in Richtung der Sanierungskritiker: „Wenn man uns denn lässt.“

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