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Augsburg: Das Problem mit der Gelben Tonne in Augsburg

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Das Problem mit der Gelben Tonne in Augsburg

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    Sorgt derzeit für Aufregung: Der Deckel der neuen Gelben Tonne mit 1100 Liter Fassungsvermögen. Er muss angehoben und gehalten werden.
    Sorgt derzeit für Aufregung: Der Deckel der neuen Gelben Tonne mit 1100 Liter Fassungsvermögen. Er muss angehoben und gehalten werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Viele Augsburger, die im Osten der Stadt wohnen, sind sauer. Im Januar haben sie neue gelbe Wertstofftonnen bekommen. Doch die sind nicht leicht zu handhaben: Die Klappdeckel lassen sich nur schwer öffnen und sie bleiben nicht von selbst offen. „Die kurze Freude über die neue Tonne ist schnell dem Frust gewichen“, schrieb eine Leserin schon wenige Tage nach der Einführung an unsere Zeitung.

    Probleme macht in Augsburg eine bestimmte gelbe Tonne

    Seitdem haben die Beschwerden in der Stadtverwaltung und gegenüber den Stadträten zugenommen. Die Fraktion von Pro Augsburg hat dies nun zum Handeln veranlasst: In einem Dringlichkeitsantrag fordert sie, die Aufstellung weiterer neuer Tonnen zu unterbinden. Der Stadtrat soll in seiner Sitzung kommende Woche einen Auslieferungsstopp beschließen. Stattdessen soll ein neues Modell angeschafft werden.

    Die Gelben Tonnen ersetzen seit Januar die bisherigen gelben Verpackungsmülltonnen. Seitdem können darin auch Altmetall oder Plastikgegenstände wie Putzeimer oder Blumenkübel entsorgt werden. Rund 50.000 Müllbehälter müssen im ganzen Stadtgebiet ausgetauscht werden, 12.000 neue wurden östlich des Lechs bereits aufgestellt. Probleme machen dabei die großen Behälter mit 1100 Liter Fassungsvermögen.

    Leserin Jutta Oettle fühlt sich seitdem „maßlos überfordert“. In einem Brief an unsere Zeitung schildert sie, dass sie als Frau mit knapp 1,60 Metern Größe nun mit einer Hand den Deckel offen halten und mit der anderen den Müll einwerfen muss. Viele andere Bürger äußern sich ähnlich ungehalten.

    Grüne und Umweltreferent: Unverständnis über Antrag zur Tonne

    Bereits Ende Januar hatte das Thema im Abfall-Ausschuss für Debatten gesorgt, auch damals auf Anfrage von Pro Augsburg. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) hatte als Übergangslösung einen Holzstab präsentiert, den Bürger zwischen Tonne und Deckel klemmen könnten, um das Problem in den Griff zu bekommen. In einem zweiten Schritt wolle man Bürgerbeschwerden sammeln, diskutieren und dann gemeinsam Lösungen erarbeiten. Erben fordert Pro Augsburg nun auf, sich an diese Vorgehensweise zu halten: „Man muss uns Zeit geben, eine praktikable Lösung zu finden“, sagte er am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion.

    Auch die Grünen-Stadtratsfraktion äußert Unverständnis zum Vorstoß von Pro Augsburg. Stadträtin Martina Wild sagte, die Anschaffung der neuen Tonnen „wurde auch von Pro Augsburg mitgetragen“. Ihre Fraktion unterstütze weiterhin den von Erben skizzierten Weg. Die CSU-Fraktion befürchtet Probleme, würde man sich nun auf neue Tonnen einigen: „Da die Verträge bereits geschlossen sind, würden wir bei Nichtauslieferung vertragsbrüchig und demnach voll für den Schaden zahlungspflichtig“, erläuterte Stadtrat Peter Uhl. Seine Fraktion wolle das Thema aber in der nächsten Sitzung des zuständigen Ausschusses zur Sprache bringen.

    Während der städtische Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb (AWS) für die Tonnen östlich des Lechs zuständig ist, kümmert sich um die Viertel westlich des Lechs das Privatunternehmen Remondis. Dort sollen die neuen Tonnen ab Frühjahr 2020 ausgeliefert werden.

    Bisher 540 Beschwerden über Gelbe Tonne in Augsburg

    Westlich des Lechs wohnen drei Mal so viele Menschen wie in den Stadtteilen, die bereits die neue Tonne haben. Erben erklärte diese Vorgehensweise so: „Wir haben in einer gemeinsamen Vereinbarung mit den Systembetreibern die einheitliche Beschaffung der Tonnen verhandelt und uns hier auf die Beschaffung der branchenüblichen Tonnen mit Flachdeckel geeinigt“. Mit telefonischer Beratung will man eventuellen Beanstandungen im Frühjahr begegnen. Aber, erläuterte der Umweltreferent: „Bisher gab es bei der Auslieferung der Tonnen 500 Beschwerden – und 40 zu den Deckeln.“

    Pro Augsburg bestand bereits im vergangenen Stadtrats-Plenum auf eine erneute Behandlung des Themas. Stadträtin Beate Schabert-Zeidler kritisierte dort Erbens Aussage, dass die Stadträte die Tonne mit flachem Deckel selbst beschlossen hätten. Wie alle Stadträte der Listenvereinigung fühlte sich Schabert-Zeidler nicht ausreichend über Vor- und Nachteile des Modells informiert. In dem Dringlichkeitsantrag steht, „die angeblichen Mehrkosten von circa 60 Euro für eine bessere und geeignetere Tonne sind für einen solch langen Nutzungszeitraum von 10 bis 15 Jahren sicherlich gerechtfertigt“.

    Der Umweltreferent entgegnete auf Anfrage unserer Redaktion, dass die jetzigen Tonnen in einem Gesamtpaket verhandelt wurden. Und die Verhandlungen zwischen Stadt und Betreibern seien sehr schwierig gewesen.

    Lesen Sie dazu einen Kommentar von Redaktionsleiterin Nicole Prestle: Wertstofftonne: An der falschen Stelle gespart

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