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Augsburg: Das Inklusionshotel Einsmehr in Kriegshaber nimmt Formen an

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Das Inklusionshotel Einsmehr in Kriegshaber nimmt Formen an

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    Stock für Stock wird der Rohbau des Westhouse-Komplexes fertig. Das Bauwerk wird über vier Etagen verfügen. Das Hotel erstreckt sich über zwei Stockwerke.
    Stock für Stock wird der Rohbau des Westhouse-Komplexes fertig. Das Bauwerk wird über vier Etagen verfügen. Das Hotel erstreckt sich über zwei Stockwerke. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Fortschritte am Westhouse-Gebäude in der ehemaligen Flak-Kaserne in Kriegshaber sind unübersehbar: Der Holzbau im Obergeschoss des rechteckigen Komplexes wird in diesen Tagen angebracht. Die Treppentürme sind fertiggestellt und lassen erahnen, wie hoch das Begegnungszentrum einmal sein wird.

    Neben Büros, Seminarräumen, Bistro, Sporthalle und Veranstaltungssaal wird das Westhouse auch das Inklusionshotel Einsmehr beherbergen. Im Erdgeschoss des Rohbaus zeigt Geschäftsführer Jochen Mack den lichtdurchfluteten Raum, der in einigen Monaten die Lobby des Hotels sein wird. Ende des Jahres soll das Hotel eröffnen.

    Hier werden einmal Lounge und Frühstücksbereich des Hotels sein.
    Hier werden einmal Lounge und Frühstücksbereich des Hotels sein.

    Die Hoteldirektoren Sandra Huerga-Kanzler und ihr Mann Raúl haben Anfang Januar die Arbeit aufgenommen. Denn bereits im Vorfeld gibt es viel zu tun. Im Buhl-Center, nur einen Steinwurf vom künftigen Westhouse entfernt, hat das Paar sein Büro bezogen und kann so jeden Baufortschritt verfolgen. Das ist nur als Übergang für die kommenden Monate gedacht – ihr künftiges Direktionsbüro wird direkt neben der Lobby liegen. „Von dort aus werden wir einen guten Überblick haben, wer ins Hotel kommt, wer sich in der Lounge oder im Frühstücksbereich aufhält“, sagt

    Das Hotel wird sich über zwei Etagen des vierstöckigen Baus erstrecken und insgesamt über 73 Zimmer verfügen. Mit der Realisierung des Projekts wird eine Vision des Vereins Einsmehr Wirklichkeit. Vor drei Jahren hatten die Mitglieder des Vereins, in dem sich Eltern von Kindern mit Downsyndrom aus Augsburg und Umgebung zusammengetan haben, die Idee, ein Hotel zu eröffnen: Damit wollen sie die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt vorantreiben. Denn in dem Hotel werden 24 Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammenarbeiten.

    Inklusionshotel Einsmehr - Bewerbungen für Qualifizierungsprogramm

    Derzeit nimmt die pädagogische Fachkraft Ingrid Schieb die ersten Bewerbungen entgegen. Bis zum 7. Februar können sich junge Menschen mit Behinderung, die jünger sind als 26 Jahre, ihre Berufsschulpflicht erfüllt und über keine einschlägige berufliche Ausbildung verfügen, um ein Qualifizierungsprogramm bewerben. „Wir arbeiten mit verschiedenen Kooperationshotels zusammen. Dort werden einige Kandidaten im Zeitraum von drei bis vier Monaten die Möglichkeit erhalten, einmal auszuprobieren, ob das was für sie ist“, sagt Jochen Mack. Im September und Oktober folgt dann die Bewerbungsphase für die künftigen Mitarbeiter ohne Beeinträchtigung.

    Inklusionshotels gibt es bereits in anderen deutschen Städten – das Hotel Einsmehr wird aber das erste seiner Art in Augsburg sein. Das Konzept hat Sandra und Raúl Huerga-Kanzler sofort überzeugt. Die gebürtige Heidelbergerin und der Kolumbianer arbeiten schon lange im Hotelbereich. „Wir sind gelernte Hotelfach- und -kaufleute. Zuletzt waren wir zwei Jahre in Deutschland in Hotels beschäftigt, davor sieben Jahre in Spanien. Wir haben vier Eröffnungen und eine Umstrukturierung gestemmt“, sagt sie. Ihr Mann Raúl arbeitet seit 30 Jahren in der Branche, sie seit 20 Jahren. „In der Zeit haben wir gelernt, was uns wichtig ist. Hier stehen menschliche Dinge im Vordergrund. Das hat einen tieferen Sinn“, sagt er.

    Sandra und Raúl Huerga-Kanzler sind die Hoteldirektoren des Inklusionshotels. Sie haben ihren Job Anfang Januar begonnen.
    Sandra und Raúl Huerga-Kanzler sind die Hoteldirektoren des Inklusionshotels. Sie haben ihren Job Anfang Januar begonnen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Sie beide hätten bei früheren Arbeitgebern positive Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung gemacht. „Es gab überhaupt keine Probleme. Vielleicht dauert die Einarbeitung etwas länger, und man muss ein Stück weit mehr Rücksicht nehmen, dafür ist die Motivation aber doppelt und dreifach da“, sagt Sandra Huerga-Kanzler.

    Musterzimmer im Inklusionshotel Einsmehr wird jetzt fertiggestellt

    Während das Hotel Formen annimmt, das Direktorenpaar am Konzept feilt und Marketingmaßnahmen vorantreibt, arbeitet Jochen Mack an zahlreichen anderen Projekten. Eine Homepage muss gestaltet, das Musterzimmer fertiggestellt, Versicherungen abgeschlossen werden. Um das Hotel Einsmehr realisieren zu können, muss der Verein auch weiter Spenden generieren. „Es läuft gut, aber wir sind noch nicht am Ziel“, sagt Jochen Mack. So wird es im März eine Spendenaktion geben und im Mai erneut einen Sponsorenlauf.

    Der erste Spendenlauf im vergangenen Mai war ein voller Erfolg. Damals liefen 120 Läufer insgesamt über 1700 Runden. Der Lauf führte entlang der Baustelle in Kriegshaber durch eine kleine Parkanlage. Die Teilnehmer suchten nach Sponsoren, die pro gelaufener Runde einen Betrag zusagten. So kamen im vergangenen Jahr insgesamt 21.000 Euro zusammen. Im Oktober und November solle es wieder eine Kulturreihe geben, so Mack.

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