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Augsburg: Das Hotel "einsmehr" in Augsburg startet mit einem besonderen Konzept

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Das Hotel "einsmehr" in Augsburg startet mit einem besonderen Konzept

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    Das Inklusionshotel "einsmehr" in der Außenansicht.
    Das Inklusionshotel "einsmehr" in der Außenansicht. Foto: Annette Zoepf

    Die Lobby in Blau, hochwertiges Holz, die Rezeption im gemütlich-modernen Ambiente. Sandra und Raul Huerga-Kanzler haben nach langer Planung ihr Hotel einsmehr eröffnet. Sie sind Profis im Hotelgeschäft, haben national und international die Markteinführung vieler Häuser begleitet. Jetzt zogen sie von Heidelberg an den Lech. "Wir sind viel unterwegs gewesen in den letzten Jahren. Dieses Konzept in Augsburg hat uns so überzeugt, dass wir hier auf jeden Fall länger als zwei Jahre bleiben werden", erklärt Sandra Huerga-Kanzler.

    Sandra Huerga-Kanzler bei einer Führung für zukünftige Beschäftigte des Hotels.
    Sandra Huerga-Kanzler bei einer Führung für zukünftige Beschäftigte des Hotels. Foto: Annette Zoepf

    Mit viel Unterstützung von öffentlicher wie privater Seite hatten die Familien des Vereins einsmehr, der sich für die Förderung ihrer Kinder mit Downsyndrom einsetzt, das Projekt in den letzten zwei Jahren vorangetrieben. Auf zwei Etagen verteilen sich insgesamt 73 Zimmer, die langen Flure sind wie die Zimmer mit Teppich ausgelegt, für Allergiker gibt es Alternativen mit Korkboden. Wer länger bleibt, kann sich in ein 32 Quadratmeter großes Studio einmieten, inklusive zweier Herdplatten und Kühlschrank. Acht Zimmer sind rollstuhlgerecht, haben zum Teil eine Verbindungstür zum Nachbarzimmer, sodass Begleitpersonen in der Nähe untergebracht werden können. Planung und Umsetzung besorgte das Augsburger Büro Dreimeta.

    Die Betreiber des Hotels "einsmehr" setzen auf Nachhaltigkeit

    Bei Einrichtung und Gastronomie legen Betreiber und Management Wert auf Nachhaltigkeit, regionale Zulieferer, Partner und Handwerker. Ein Grund dafür, so Jochen Mack, Vereinsmitglied und Geschäftsführer der einsmehr gGmbH, dass die Baustelle trotz Corona und Lockdown rechtzeitig fertig werden konnte. Die bunten Kacheln der Schilder mit den Zimmernummern sind von Handwerkern mit Einschränkungen der Schwabmünchener Ulrichswerkstätten gestaltet. Die Tagesdecken auf den Betten bestehen aus recycelten Jeansfasern, die Oberbetten sind mit aufbereiteten Schnipseln aus PET-Flaschen gefüllt. Insgesamt haben Betreiber und Direktorium ein Null-Plastik-Ziel ausgegeben, dem sich auch die Lieferanten anpassen müssen. Frühstück gibt’s in Bioqualität, die Marmelade wird selbst gekocht, die Eier kommen vom Hasenberghof, Käse und Gemüse werden ebenfalls von Höfen der Umgebung geliefert.

    Der Verein einsmehr verfolgt die Pläne für das Inklusionshotel seit 2018. Die insgesamt 150 Mitgliedsfamilien gründeten die einsmehr gGmbH, die das Hotel an der Alfred-Nobel-Straße betreibt. Die Kosten von bisher 1,5 Millionen Euro konnten mit privaten und Unternehmens-Spenden sowie öffentlichen Zuschüssen gestemmt werden. So erstattet das Inklusionsamt der bayerischen Staatsregierung die Hälfte der Personalkosten, von der Aktion Mensch kam ein Zuschuss von 250.000 Euro, der Bezirk Augsburg und die Stadt förderten das Projekt mit jeweils 150.000 Euro. Der größte Teil, insgesamt 450.000 Euro, kam jedoch durch private Spenden zusammen. Darunter auch ein Krimiautor, der seine Bücher zugunsten des Vereins verkaufte.

    Jochen Mack , Sandra Huerga-Kanzler und Raúl Huerga-Kanzler (von links) vom Hotel "einsmehr".
    Jochen Mack , Sandra Huerga-Kanzler und Raúl Huerga-Kanzler (von links) vom Hotel "einsmehr". Foto: Annette Zoepf

    Auch bei Mitarbeitern des Augsburger Hotels ist Inklusion ein Thema

    Um die Qualifikation der zwölf Mitarbeiter mit Trisomie 21 kümmerte sich eine Sozialarbeiterin, die als feste Kraft der Trägergesellschaft das pädagogisch-fachliche Konzept erstellte. In einer viermonatigen Schulung werden die Männer und Frauen, die alle aus dem Augsburger Raum stammen, in die Bereiche eingearbeitet. Mit diesem Angebot soll ab April eine nächste Generation von Hoteliers mit Handicap ausgebildet werden. Diese könnten dann – so die Hoffnung der Verantwortlichen – von anderen Hotels beschäftigt werden. Die Ausschreibungen für die sechs Ausbildungsstellen ab April laufen derzeit.

    "Corona ist natürlich der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für eine Hoteleröffnung", erklärt Geschäftsführer Mack. Eigentlich waren die Zimmer im November zu 50 Prozent gebucht. Jetzt sind nur noch Geschäftsreisen erlaubt, trotzdem sind es für November immerhin 30 Gäste. Insbesondere die Uniklinik sorge für Nachfrage, so Mack. "Ein Professor, der dort vorübergehend zu tun hat, hat sich für vier Wochen bei uns eingemietet", berichtet er. Auch medizinische Experten aus dem Ausland, die Vorträge und Schulungen im Klinikum halten, buchen das Hotel.

    Info: Mehr Informationen zu Preisen, Sonderpreisen, Zimmerkategorien und Kombipakten mit Museums- und ÖPNV-Tickets auf der Webseite www.einsmehr.org

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