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Augsburg: Das Gebäude im Oberen Graben in Augsburg bleibt ein großer Sanierungsfall

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Das Gebäude im Oberen Graben in Augsburg bleibt ein großer Sanierungsfall

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    Das Haus im Oberen Graben wurde Anfang November 2018 wegen akuter Einsturzgefahr evakuiert. Die Sanierungsarbeiten dauern viel länger, als anfangs gedacht. Die Mieter werden voraussichtlich erst im Frühjahr 2021 zurückkehren.
    Das Haus im Oberen Graben wurde Anfang November 2018 wegen akuter Einsturzgefahr evakuiert. Die Sanierungsarbeiten dauern viel länger, als anfangs gedacht. Die Mieter werden voraussichtlich erst im Frühjahr 2021 zurückkehren. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Ihren Laden hat Renate Ammer mitten in der Augsburger Fußgängerzone. Seit Mitte November 2018 verkauft die Goldschmiedemeisterin in der Annastraße selbst gefertigten Schmuck. Die städtische Immobilie mit einer großen Schaufensterfront war anfangs lediglich als Übergangslösung angedacht. Denn eigentlich hat das

    Seit 1992 hatte Ammer in einem Gebäude im Oberen Graben gesessen. Hier hatte sie sich mit ihren Mitarbeiterinnen wohlgefühlt, Stammkunden hatten die Adresse gekannt. Im November 2018 jedoch kam eine Nachricht, die sich wie ein Schock anfühlte: Das denkmalgeschützte Gebäude, in dem neben vier Geschäfte mehrere Senioren lebten, war akut einsturzgefährdet. Ältere Bewohner mussten quasi über Nacht ihre Wohnungen verlassen. Sie wurden kurzfristig in städtischen Alten- und Pflegeheimen untergebracht. Die Geschäftsleute erfuhren, dass es für sie vorerst kein Zurück in ihre Läden geben werde.

    Evakuiertes Haus in Augsburg: So sah es anfangs aus

    Renate Ammer sagt im Rückblick, man sei anfangs davon ausgegangen, dass nach einigen Monaten eine Rückkehr möglich werde. Die Hoffnung war, dass das Haus bis April 2019 saniert sein könnte. Mittlerweile zeigt sich, dass das Ausmaß der Schäden eine Dimension angenommen hat, die nach der Evakuierung keiner vorhersehen konnte. Aus Monaten werden Jahre, bis das Haus am Oberen Graben wieder genutzt werden darf.

    In der vergangenen Woche hat Renate Ammer Nachricht von der Stadt Augsburg erhalten: Mit dem Wiedereinzug sei voraussichtlich erst im Frühjahr 2021 zu rechnen. Einmal mehr kann ein Termin nicht eingehalten werden, so groß sind die Schäden im Gebäude. Die Sanierung wird am Ende wohl mehr als vier Millionen Euro kosten. Davon geht die Stadt mittlerweile aus. Neue zusätzliche Mehrkosten im sechsstelligen Bereich fallen an.

    In der Annastraße hat Goldschmiedemeisterin Renate Ammer eine vorübergehende Bleibe gefunden.
    In der Annastraße hat Goldschmiedemeisterin Renate Ammer eine vorübergehende Bleibe gefunden. Foto: Peter Fastl

    Renate Ammer hatte gehofft, dass es womöglich im Sommer 2020 eine Rückkehr geben könnte. Nun wird sie ein paar Monate mehr in der Annastraße bleiben müssen. Sauer sei sie nicht, sagt sie: „Ich mache niemanden einem Vorwurf. Es kann keiner etwas dafür, dass sich die Sanierung so lange hinauszögert.“

    Nun bestehe für sie zumindest wieder Planungssicherheit: „Die Situation war deshalb nicht ganz einfach, weil ich meinen Kunden immer wieder gesagt habe, jetzt geht es dann bald zurück an unseren angestammten Platz.“ Froh ist die Goldschmiedemeisterin, dass ihr die Räume in der Annastraße weiterhin von der Stadt vermietet werden. Das Haus im Oberen Graben wirkt von der Straßenseite aus betrachtet nicht wie ein großer Sanierungsfall.

    Saniertes Haus in Augsburg: Hier liegen die Probleme

    Das Gebäude ist weiterhin mit einem Bauzaun abgesichert. Die immensen Schäden sind im hinteren Bereich des Hauses, der nicht einsehbar ist. Hier müsse wegen der Statik nochmals nachgebessert werden, sagt Dieter Uitz auf Anfrage gegenüber unserer Redaktion. Uitz ist der Leiter des städtischen Wohnungs- und Stiftungsamtes. Das Haus gehört einer von der Stadt verwalteten Stiftung. Es wird vom Wohnungs- und Stiftungsamt betreut.

    Uitz sagt, dass gegenwärtig ein Konzept ausgearbeitet werde, wie die zusätzlichen statischen Maßnahmen umzusetzen seien. Ende Juli dürfte dann der zeitliche Fahrplan feststehen. Nach wie vor gehe es darum, das Haus standfest zu machen. Im Gebäudeteil zur Straße sei dies längst geschehen.

    Anders sehe es im westlichen Gebäudeteil zur Bachseite aus. Dort seien zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Uitz sagt: „Um das Haus dauerhaft zu sichern, muss eine ganzflächige, lastabtragende Bodenplatte erstellt werden.“ Ferner müssten Mikrobohrpfähle eingesetzt werden.

    Friseursalon Haarscharf zog innerhalb Augsburgs um

    Diese Antworten hat auch Geschäftsfrau Renate Ammer erhalten. Sie fühlt sich, wie sie sagt, von der Stadt gut informiert, was das Ausmaß des Schadens anbelangt: „Ich kann nachvollziehen, was die Statiker einfordern.“ Sie werde nun weiter darauf warten, dass eine Rückkehr möglich ist.

    Ähnlich geht es dem Friseursalon Haarscharf, der bei der Friseurinnung in der Stettenstraße eine vorübergehende Bleibe gefunden hat und der nach der Rückkehr in das Haus am Oberen Graben dort wohl vergrößern kann. Die Bewohner einer nachbarschaftlichen Wohngruppe sind in der Bungalowanlage der Fritz-Hintermayr’schen-Stiftung untergebracht. Uitz betont: „Selbstverständlich können die Senioren ebenfalls zurück, wenn die Sanierung abgeschlossen ist.“

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