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Augsburg: Damit ein Feuer nicht in einer Katastrophe endet

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Damit ein Feuer nicht in einer Katastrophe endet

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    Eine beeindruckende Simulation ist in der Feuerwehrerlebniswelt zu bestaunen. Es wird unerträglich heiß, wenn eine Feuerwalze über ihre Köpfe hinwegrollt.  Dann darf im Ernstfall bloß nicht die Tür geöffnet werden, was die Flammen mit Sauerstoff versorgen würde.
    Eine beeindruckende Simulation ist in der Feuerwehrerlebniswelt zu bestaunen. Es wird unerträglich heiß, wenn eine Feuerwalze über ihre Köpfe hinwegrollt. Dann darf im Ernstfall bloß nicht die Tür geöffnet werden, was die Flammen mit Sauerstoff versorgen würde. Foto: Piet Bosse

    Ein vom Winde verwehter Vorhang fängt in einer Kerze Feuer oder ein Essensrest beginnt in einem Topf auf der noch angeschalteten Herdplatte zu kokeln. Wer dann über keinen Rauchmelder verfügt, kommt schnell in eine lebensbedrohliche Situation. Wie die Experten in der Feuerwehrerlebniswelt auf dem Martinigelände im Textilviertel zum bundesweiten Rauchmeldertag eindringlich betonen, hängt ein Überleben von nur "120 Sekunden" ab. Im Brandfall bleiben genau zwei Minuten, um sich und die Familie in Sicherheit zu bringen. Denn: Bereits drei Atemzüge können laut Wilhelm Deml, Brandmeister und Fachberater für Rauchwarnmelder, zur Bewusstlosigkeit führen, um die zehn Atemzüge schon zum Tod.

    Umso erstaunlicher ist es für die Fachleute, dass in Deutschland trotz gesetzlicher Verpflichtung seit 2013 nur etwa die Hälfte aller Eigenheimbesitzer und -besitzerinnen ihre Wohnräume mit Rauchmeldern ausgestattet hat. Laut einer repräsentativen Innofact-Studie nimmt Bayern mit 57 Prozent wachsamer Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer eine Vorreiterrolle ein, Mecklenburg-Vorpommern ist mit 35 Prozent Schlusslicht. Die anfänglich erhöhte Sensibilität ist nach Beobachtung Erwin Kastenmayers vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks wieder "abgeflacht".

    Informationen zum Feuermelder gab es in der Feuerwehrerlebniswelt.
    Informationen zum Feuermelder gab es in der Feuerwehrerlebniswelt. Foto: Piet Bosse

    Laut Brandinspektor Anselm Brieger von der Augsburger Berufsfeuerwehr rückten die Einsatzkräfte allein im Vorjahr zu rund 1700 Einsätzen aus. In dieser Zahl enthalten seien Brände, aber auch ausgelöste Brandmeldeanlagen in Firmen oder Alarme von Heimrauchmeldern. Letztere hätten in der Vergangenheit schon mehreren Menschen das Leben gerettet, so die Erfahrung. Außerdem habe der Alarm teils größeren Sachschaden abgewendet.

    Wie die Experten sagen, ist die Anzahl der Rauchmelder in einem Haus oder einer Wohnung von der Nutzung der Zimmer abhängig. Rauchmelder müssen in allen Schlafräumen und Kinderzimmern angebracht werden, sagt Norbert Schaaf, Vorsitzender des Forums Brandrauchprävention. Auch auf dem Flur beziehungsweise auf den Fluchtwegen empfiehlt er Geräte anzubringen. Klar wird schnell, dass die Fachleute "eher mehr als zu wenig" empfehlen. Und von einem Produkt zum Preis von 2,50 Euro raten sie generell ab.

    Der Rauchwarnmelder will gepflegt sein

    Die korrekte Installation der Geräte sowie die Einhaltung der "Rauchmelderpflicht" obliege immer dem Immobilieneigentümer oder Mieter, in deren Eigeninteresse der Schutz liegen müsste. Eine besondere Geräteempfehlung gibt die Feuerwehr nicht. Man solle bei der Anschaffung auf Qualitätsmerkmale achten: CE-Kennzeichnung nach DIN EN 14606 sowie die VDE Kennzeichnung. Für Gehörlose oder -geschädigte gebe es außerdem kostenlose Geräte, die unters Kopfkissen gelegt per Vibration Signal geben. Und: "Rauchwarnmelder brauchen etwas Pflege", sagen Frank Habermeier und Norbert Schaaf, die jedoch davon abraten, mit dem Staubsauger zu Werke zu gehen. Lieber sollte der Rauchmelder feucht abgewischt und mindestens einmal im Jahr auf die Funktionstüchtigkeit der Batterien untersucht werden.

    Welche gängigen Haushaltsgeräte sind die brandgefährlichen? Fachleute wie Deml richten das Augenmerk vor allem auf Wasserkocher und Toaster, die häufig benutzt werden, und auf eine feuerfeste Unterlage gestellt werden sollten. Denn Brotbrösel im Toaster würden durch die hohe Hitze gern in Flammen aufgehen. Eine weitere Überlegung sei, sich funkvernetzte Melder anzuschaffen, die vom Keller ein Signal bis ins Dachgeschoss senden, wenn etwa in der Waschküche der Trockner Feuer fängt. Die höheren Anschaffungskosten seien schnell amortisiert. Denn ein jährlicher Batteriewechsel gehe auch ins Geld und die Entsorgung schade der Umwelt.

    Wenn es einmal brennen sollte, geben die Fachleute folgenden Rat: Auf keinen Fall durchs verqualmte Treppenhaus laufen, stattdessen den Notruf 112 wählen und sich am Fenster bemerkbar machen. Auch das Öffnen einer Tür, aus deren Fugen es schon raucht, ist dringend zu vermeiden. Denn die Sauerstoffzufuhr drohe eine bis zu 1000 Grad heiße Feuerwalze auszulösen.

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