Wegen der Coronakrise sind die Menschen angehalten, daheim zu bleiben. Die Ausgangsbeschränkungen regeln klar, was erlaubt ist und was nicht. Unterwegs sein sollte letztlich nur noch, wer zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Arzt muss, wer zu Hilfsgängen unterwegs ist oder sich die Beine vertreten möchte. Entsprechend leer sind aktuell die Straßen, was sich jetzt in Zahlen niederschlägt.
Die Angaben basieren auf einer Auswertung des Kölner Start-up-Unternehmens Hystreet. Es erfasst Passanten per Laserscanner. Das Gerät zeigt an, wer durch die Augsburger Innenstadt spaziert. In zwei Straßenzügen wird die moderne Technik derzeit eingesetzt: Die Daten stammen aus der Bürgermeister-Fischer-Straße und der Annastraße.
Wer auf diese Zahlen schaut und sie mit früheren Werten vergleicht, erkennt das Ausmaß der Coronakrise. Am Dienstag wurden in der Annastraße den gesamten Tag über insgesamt 3370 Passanten registriert. Der Tageshöchstwert lag zwischen 12 und 13 Uhr bei gerade mal noch 472 Personen. Der Durchschnittswert, der auf Angaben vor der Coronakrise zurückgeht, liegt in diesem Zeitraum bei 1179 Personen.
Das sind aktuelle Zahlen für die Bürgermeister-Fischer-Straße
In der Bürgermeister-Fischer-Straße waren es am Dienstag in der Summe 4686 Passanten. Der Höchstwert in diesem Straßenzug lag ebenfalls zwischen 12 und 13 Uhr. Es wurden 455 Personen per Laserscanner gezählt. Dass die Bürgermeister-Fischer-Straße stärker frequentiert ist als die Annastraße, war vor der Coronakrise ebenfalls der Fall. Derzeit haben große Häuser wie Karstadt, Wöhrl und Schuh Schmid in der Bürgermeister-Fischer-Straße geschlossen.
In der Annastraße ist das Angebot aufgrund der staatlichen Vorgaben stark eingeschränkt. Die Bäckerei Cumpanum hat unter anderem offen, geöffnet haben ferner der Drogeriemarkt Müller und einige andere Läden. Über die Annastraße führt zudem die Anbindung zum Stadtmarkt, der weiterhin zu den gewohnten Öffnungszeiten sein Angebot bereithält. Hier ist allerdings zu sehen, dass auf dem Stadtmarkt nichts mehr verzehrt werden darf. Wer dort sein Mittagsgericht holt, muss es außerhalb des Stadtmarktes essen. Gaststätten und Restaurants, die es in der Bürgermeister-Fischer-Straße (Commerzienrat) und Annastraße (Feinkost Kahn) gibt, sind dagegen geschlossen.
Coronavirus in Augsburg: Die Situation auf dem Stadtmarkt
Von den Händlern des Stadtmarkts ist zu vernehmen, dass sie den Rückgang der Passantenfrequenz spüren. In der Fleischhalle haben einzelne Händler zu, unter anderem der chinesische Imbiss. Maria Limmer, die die Metzgerei Hyna (Wurstverkauf und Imbiss) betreibt, hat dagegen geöffnet. „Ich möchte auch weiterhin für die Kunden da sein“, sagt die Geschäftsfrau am Mittwoch zur Mittagszeit. Es sei aus ihrer Sicht auch wichtig, dass Menschen, die noch in der Innenstadt tätig sind, eine Anlaufstation haben, um ein Mittagsgericht zu holen. Gearbeitet wird bei der Metzgerei Hyna jetzt in kleineren Schichten. Maria Limmer sagt, dass sie in diesen Tagen wohl ein Drittel weniger an Umsatz mache. Trotz aller Schwierigkeiten wegen der Coronakrise gibt sich die Geschäftsfrau kämpferisch: „Wir machen weiter auf. Das ist allemal besser, als gar nicht zu öffnen.“
Die Auswertung des vorliegenden Zahlenmaterials dokumentiert ferner, wie weitreichend sich die seit Samstag geltende Ausgangsbeschränkung auswirkt. Am Samstag, der allerdings auch verregnet war, waren in der Bürgermeister-Fischer-Straße 1549 Personen unterwegs. In der Annastraße waren es 1357 Passanten. Am Samstag der Vorwoche (14. März), als es noch keine Beschränkungen gab, waren es dagegen 15.365 Personen. Zu diesem Zeitpunkt war die Sorge wegen der Ausbreitung des Coronavirus bereits vorhanden, wenn auch nicht so massiv. Am verregneten 7. März – ebenfalls ein Samstag – hielten sich insgesamt 19230 Personen in der Annastraße auf. In der Bürgermeister-Fischer-Straße waren es am 7. März knapp 28.800 Personen. Zum Vergleich: An einem besucherstarken Samstag in der Vorweihnachtszeit wurden an einem Tag 51.900 Besucher gezählt.
Das sagt Wirtschaftsreferentin Eva Weber
Wirtschaftsreferentin Eva Weber sagte am Mittwoch gegenüber unserer Redaktion: „Der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken und die Bevölkerung zu schützen, hat momentan oberste Priorität“. Gleichzeitig sei es wichtig, „dass wir solidarisch zusammenhalten, die derzeitige Situation gemeinsam gut überstehen und das Möglichste tun“.
Viele Geschäfte müssten geschlossen bleiben. Läden, die öffnen dürfen, fehle teils die Laufkundschaft. Eva Weber appelliert: „Kaufen Sie nicht alle gleich bei den großen Onlinehändlern ein, denn viele Augsburger Unternehmen bieten ihre Produkte über eigene Onlineshops oder via E-Mail/Telefon für die Kunden an“. Die Gesellschaft Augsburg Marketing hat eigens eine Plattform geschaffen, auf der sich Augsburger Firmen listen lassen können. Darüber hinaus gibt es viele weitere privat initiierte Initiativen, mit denen man den lokalen Einzelhandel unterstützen kann.
Alle aktuellen Entwicklungen lesen Sie im Blog: Corona-Krise in Augsburg aktuell: 90 Infizierte und ein Todesfall
Wie verändert sich die Arbeit von Journalisten in Zeiten des Coronavirus? In einer neuen Folge unseres Podcasts geben wir einen Einblick.
Lesen Sie dazu auch:
- Coronakrise: Die gute Seite einer „toten“ Innenstadt in Augsburg
- Wegen des Coronavirus: Viele Firmen bereiten sich auf Kurzarbeit vor
- Corona-Krise in Augsburg: Müllabfuhr kommt, Wertstoffhöfe sind zu
- Corona-Krise: So wird dem Handel in Augsburg geholfen