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Augsburg: Corona beschert Staatstheater Ausfälle in Millionenhöhe

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Corona beschert Staatstheater Ausfälle in Millionenhöhe

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    Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Theaters an der Heilig-Kreuz-Straße in Augsburg wird jetzt abgerissen. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende September.
    Das ehemalige Verwaltungsgebäude des Theaters an der Heilig-Kreuz-Straße in Augsburg wird jetzt abgerissen. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Ende September. Foto: Silvio Wyszengrad

    Hätte es eine richtige Theatersaison gegeben, sie wäre dieser Tage zu Ende gegangen. Am Wochenende wäre die letzte Aufführung auf der Freilichtbühne zu sehen gewesen, am Montag hätte das Theater regulär Bilanz gezogen – die zweite seit seiner Ernennung zum Staatstheater. Doch dann kam Corona und mit dem Virus die wohl schwierigste Zeit in der Ära des Vierspartenhauses, auch finanziell gesehen: Das Theater wird diese Saison mit einem Minus von knapp 1,8 Millionen Euro abschließen.

    Der Lockdown im März traf das Theater hart. Drei Monate lang gab es keine Aufführungen, selbst mit den ersten Lockerungen gab es wenig Besserung, weil zu den Vorstellungen kaum Besucher zugelassen waren. Dies galt auch für die Freilichtbühne: Dort ist regulär Platz für 2000 Besucher, erlaubt waren wegen der Abstandsregelungen anfangs aber nur 100, später 550. Die Open-Air-Bühne, die dem Theater in normalen Jahren einen Gutteil der Jahreseinnahmen sichert, war damit ebenfalls ein Ausfall. Das Staatstheater kommt am Ende der Spielzeit auf nur 118.000 Besucher – fast 70.000 weniger als vergangene Saison – und infolgedessen auch auf weniger Einnahmen.

    Das Minus von knapp 1,8 Millionen Euro wird zur Hälfte die Stadt tragen, die sich den Betrieb des Hauses mit dem Freistaat teilt. Auch wenn das Theater nichts für die Situation kann – das ungeplante Defizit, das zu den jährlichen, regulären millionenschweren Betriebskostenzuschüssen noch hinzukommt, könnte zu neuen politischen Debatten führen. Denn vor dem Hintergrund der bis zu 320 Millionen Euro Sanierungskosten geht es beim Theater für viele inzwischen vor allem um eines: Geld. Zwar hatte sich der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung für eine Fortsetzung des Um- bzw. Neubaus ausgesprochen. Die Zahl der Kritiker ist jedoch groß.

    Staatstheater: 50 Prozent der Ausgaben trägt die Stadt Augsburg

    „Das Theater wächst der Stadt über den Kopf“, sagt auch Stadtrat Peter Grab (WSA), der sich in seiner Zeit als Kulturreferent für ein Augsburger Staatstheater stark gemacht hatte. Inzwischen ist aus der Vision Realität geworden, die derzeitige Organisationsstruktur geht Grab aber nicht weit genug. Denn anders als die Münchner Staatstheater werden die Häuser in Augsburg und Nürnberg in einer Stiftung geführt, die nur zur Hälfte vom Freistaat getragen wird. Die anderen 50 Prozent des Geldes kommen jeweils von den Kommunen.

    Ein Bild aus alten Tagen: Das Große Haus des Theaters.
    Ein Bild aus alten Tagen: Das Große Haus des Theaters. Foto: Nik Schölzel

    In einem Antrag fordert Grab deshalb, dass die Augsburger Stadtspitze mit München über eine komplette Übernahme der Theater-Betriebskosten – in der Saison 2017/18 rund 25 Millionen Euro – durch den Freistaat verhandeln soll. „Da Augsburg wohl nicht besser gestellt werden kann als Nürnberg, dürfte dies nur als gemeinsames Vorgehen der zweit- und drittgrößten Stadt Bayerns realisierbar sein“, sagt Grab. Sollte der Vorstoß erfolgreich sein, wäre die Stadt von Ausgaben in Höhe von jährlich gut zwölf Millionen Euro entlastet. Die Finanzierung der Sanierung wäre damit laut Grab „mehr als ausgeglichen“, womöglich könnte sogar die Erneuerung der Freilichtbühne wieder ein Thema werden.

    Das Verwaltungsgebäude des Theaters wird abgerissen

    Unabhängig von Zahlen und Kosten geht derweil der Umbau des Theaters weiter. Seit vergangener Woche wird das ehemalige Verwaltungsgebäude in der Heilig-Kreuz-Straße abgerissen. Geplant war diese Maßnahme rund zwei Monate früher. „Durch aufwendige Sicherungsmaßnahmen an den umliegenden Nachbargebäuden hat sich der Abbruch aber verschoben“, sagt Gesamtprojektleiter Norbert Reinfuss. Ende September soll der Abriss abgeschlossen sein. Für die Arbeiten werde ein so genannter „Longfront-Bagger“ eingesetzt, der für eine reduzierte Staubentwicklung und geringere Lärmemission sorge. Das Gebäude wird von der Innenhofseite aus von oben abgebrochen. An dieser Stelle wird später der Neubau entstehen, in dem Werkstätten, Probebühnen und die Verwaltung des Theaters untergebracht werden.

    Die Mitarbeiter des Theaters gehen nun erst einmal in Urlaub. Doch Intendant André Bücker weiß schon jetzt, dass auch die nächste Spielzeit schwierig wird. Dann werden im Martinipark und am Gaswerk wieder weniger Besucher zugelassen sein, als Platz wäre. Das Theater hat im Spielplan darauf reagiert: „Es gibt zwei, drei Inszenierungen weniger, als wir vor Corona geplant hatten. Dafür spielen wir die einzelnen Inszenierungen öfter, damit so viele Besucher wie möglich sie sehen können.“ Bücker betont, dass das Theater nicht nur die Gesundheit der Besucher, sondern auch die der Mitarbeiter im Blick hat: „Auch in den Werkstätten müssen wir auf die Abstände achten.“ Deshalb gebe es auch dort weniger Kapazitäten für Inszenierungen.

    Lesen Sie dazu den Kommentar von Nicole Prestle: Theater: Eine Idee mit Charme

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