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Augsburg: Corona: So helfen Banken kriselnden Unternehmen aus der Region

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Corona: So helfen Banken kriselnden Unternehmen aus der Region

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    Die Corona-Krise sorgt auch in Deutschland für einen Konjunktureinbruch. Wie Unternehmen aus der Region unterstützt werden, erklären Rolf Settelmeier und Richard Fank von der Sparkasse.
    Die Corona-Krise sorgt auch in Deutschland für einen Konjunktureinbruch. Wie Unternehmen aus der Region unterstützt werden, erklären Rolf Settelmeier und Richard Fank von der Sparkasse. Foto: Martin Gerten, dpa (Symbolbild)

    Herr Settelmeier, die Stadtsparkasse Augsburg ist mit ihren knapp 1000 Mitarbeitern und 57 Standorten (davon 31 Geschäftsstellen), die insgesamt über 220.000 Kunden betreuen, das größte Kreditinstitut der Region. Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Bank aus?

    Settelmeier: Wir arbeiten im Hochbetrieb und unternehmen alles, um unsere Geschäftsprozesse für die Kunden weiter stabil zu halten. Gerade jetzt, wo für uns trotz Nähe der notwendige Abstand ganz wichtig ist, sind wir online und telefonisch erreichbar. Trotzdem haben wir für alle, die ein persönliches Gespräch bevorzugen, alle Standorte geöffnet. Gerade im gewerblichen Bereich herrscht jede Menge Aktivität, da wir die Hilfsprogramme der Förderbanken für Unternehmen, die wegen der Coronakrise Liquiditätshilfen brauchen, als Hausbank vor Ort umsetzen.

    Rolf Settelmeier.
    Rolf Settelmeier. Foto: Wagner

    In welcher Form erleben Sie als Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse mögliche Ängste der Mitarbeiter?

    Settelmeier: Wir sind uns der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern bewusst und informieren diese laufend zur aktuellen Situation. Unsere Mitarbeiter reagieren sehr besonnen und ruhig auf die aktuelle Situation. Eine besondere Aufgabe kommt unseren Führungskräften und unserem Betrieblichen Gesundheitsmanagement zu, die gerade jetzt nah an unseren Mitarbeitern sind und aufkommende Unsicherheiten offen thematisieren.

    Herr Fank, die Kreissparkasse Augsburg beschäftigt 500 Mitarbeiter. Wie viele Unternehmen sind es momentan, die Förderkredite in Anspruch nehmen wollen oder müssen?

    Fank: Viele Unternehmen informieren sich noch, bevor sie einen Kredit beantragen und die Programme sind ja noch sehr neu. Wie viele Unternehmen letztlich einen Antrag stellen werden, ist komplett offen. Aktuell haben wir rund 300 Anfragen von Kunden zu Förderkrediten vorliegen. Daraus haben sich bisher etwa 30 konkrete Anträge ergeben.

    Wie sieht die Hilfe aus?

    Fank: Der Staat stellt über verschiedene Förderbanken Kreditmittel zur Verfügung, die zu besonderen Konditionen beansprucht werden können. Die LfA und die KfW etwa können hohe Volumina zu günstigen Kreditkonditionen vergeben und übernehmen auch den Großteil des Haftungsrisikos der Hausbanken, was uns die Kreditentscheidung erleichtert. Wer einen Antrag stellen will, wendet sich an seine Hausbank.

    Wer bekommt Zuschüsse?

    Settelmeier: Hier muss man aufpassen. Die Finanzierungsmittel der Förderbanken sind keine Zuschüsse, sondern Kredite zu günstigen Konditionen. Sie können in einem grundsätzlich vereinfachten Verfahren vergeben werden, da LfA Förderbank Bayern und KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau bis zu bestimmten Höhen auf eine eigene Kreditprüfung verzichten wollen und sich auf unser Urteil verlassen. Der Prozess soll unkompliziert laufen, aber die Kreditprüfung bei der Hausbank muss weiterhin den banküblichen gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Ein Antragsteller muss als kreditwürdig eingestuft sein, um eines der Darlehen zu bekommen.

    Warum?

    Settelmeier:Letztlich stammen diese Gelder aus Steuermitteln. Es muss klare Regeln geben und die heißen, dass antragstellende Unternehmen grundsätzlich ein tragfähiges Geschäftsmodell haben müssen und darlegen müssen, dass sie durch die Coronakrise in Finanzierungsschwierigkeiten geraten sind. Wir müssen auch an die Zeit nach der Krise denken. Das müssen übrigens auch die Hausbanken, die die Kredite weiterreichen.

    Richard Fank.
    Richard Fank. Foto: Merk

    Sind die Hausbanken denn nicht von der Haftung freigestellt?

    Fank: Es gibt eine Haftungsfreistellung für die finanzierende Hausbank – jedoch nur bis zu einer bestimmten Höhe. Dies hängt vom jeweils vergebenen Kredit ab. Das heißt: Wenn der Kredit nicht zurückbezahlt werden würde, bekäme die ausreichende Hausbank den größeren Anteil an diesem Kreditausfall von der Förderbank „erstattet“ – den Rest muss die Hausbank selbst übernehmen.

    Wie viel Geld würde die Stadtsparkasse zur Verfügung stellen?

    Settelmeier: Im Moment laufen die Programme erst an, insofern besteht kein Grund zur Eile. Das Thema stellt uns – wie überhaupt die ganze Bankenlandschaft – vor extreme Herausforderungen. Für die Kreditbearbeitung der Firmenkunden stocken wir derzeit unsere Personalkapazitäten auf und setzen auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen ein.

    Was können kleinere Gewerbetreibende und Selbstständige tun?

    Fank: Viele können Soforthilfe aus dem Schutzschirm des Freistaats beantragen. Die Antragstellung läuft nicht über die Hausbanken, sondern über die Regierungsbezirke. Für Selbstständige und Freiberufler wird ein weiteres bundesweites Gesetzespaket beschlossen. Hier wird es um die Betroffenen gehen, die von bestehenden Programmen nicht ausreichend erfasst werden.

    Wie und wo arbeiten Sie als Chef der Stadtsparkasse in der Coronakrise?

    Settelmeier: Der Gesamtvorstand hat sich, wie auch die meisten Abteilungen, räumlich aufgeteilt, um ein Ansteckungsrisiko auszuschalten und handlungsfähig zu bleiben. Wir sind in engem Kontakt untereinander und Absprachen werden in Telefonkonferenzen getroffen.

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