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Augsburg: Corona-Pandemie: Ihle weist Kritik an Kurzarbeit zurück

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Corona-Pandemie: Ihle weist Kritik an Kurzarbeit zurück

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    In manchen Ihle-Filialen fehlt aufgrund der Corona-Pandemie 30 Prozent Umsatz, sagt der Geschäftsführer.
    In manchen Ihle-Filialen fehlt aufgrund der Corona-Pandemie 30 Prozent Umsatz, sagt der Geschäftsführer. Foto: Silvio Wyszengrad

    Auf den ersten Blick kann man kaum glauben, dass auch Bäckereien unter der Corona-Krise leiden – hatten die Filialen doch trotz der verhängten Geschäftsschließungen als systemrelevanter Betrieb weiter geöffnet. Teils standen die Kunden sogar meterlang Schlange. Doch jetzt hört man: Auch die Bäckereien müssen streckenweise Kurzarbeit anmelden. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) hatte dies am Beispiel Ihle offen kritisiert. „Für diese systemrelevanten Arbeitnehmer muss Ihle mehr tun“, heißt es in einer Pressemeldung. Denn im Bäckerhandwerk und der Brotindustrie seien die Löhne ohnehin deutlich niedriger als in der Metall- und Elektroindustrie, den Molkereien oder den Brauereien.

    Willi-Peter Ihle
    Willi-Peter Ihle

    Einer der Ihle-Geschäftsführer, Willi-Peter Ihle, geht offen mit diesen Forderungen um. In seinem Haus sind vor allem jene Mitarbeiter von Kurzarbeit betroffen, die in den Cafés oder Filialen mit großem gastronomischen Angebot beschäftigt sind. „Denken sie an unsere Bakers-Filialen oder den Café-Betrieb in vielen Filialen“, nennt er Beispiele. Diese Bereiche dürfen nicht mehr geöffnet werden. „Entsprechend brauche ich hier keine Bedienung und auch keinen Koch, der ein Rührei zubereitet“, erklärt Ihle.

    In einigen Filialen mache der Umsatzanteil an Café-Betrieb und kleinen Snacks zwischen 30 und 50 Prozent aus. Was lange als zukunftsweisend funktioniert hat, nämlich die klassische Bäckerei um diese Angebote zu ergänzen, sei jetzt ein Nachteil. Die Verluste könne man kaum über den verbliebenen Verkauf abdecken. Ein Problem, das nicht nur Ihle meldet, sondern auch Inhaber anderer Augsburger Bäckereien unserer Redaktion gegenüber bestätigen. Bis zu 30 Prozent Umsatzeinbrüche werden gemeldet.

    Produktion in Gersthofer Ihle-Werk für eine Woche gestoppt

    Auch weil der Absatz im Handel rückläufig ist. Ihle stoppte bei seinem Werk in Gersthofen aus diesem Grund eine Woche lang die Produktion. Mittlerweile sei man aber wieder in Betrieb. Andere Kollegen erzählen, dass sich auch das Einkaufsverhalten verändert habe. Filialen, die schon immer als Nahversorger genutzt wurden, funktionieren weiterhin, heißt es. Filialen in Supermärkten dagegen hätten teils mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. „Da nehmen die Leute die Backwaren gleich beim großen Einkauf im Laden mit. Man soll ja möglichst wenig Kontakte pflegen“, lautet die Begründung.

    Die Krise wird der Branche enorm schaden, befürchten Ihle und auch manche seiner Kollegen. Es gibt Szenarien, die damit rechnen, dass gut ein Drittel der Bäckereien nicht überleben werden. „Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt, denn die Vielfalt an Backwaren, die wir in Deutschland haben, zeichnet uns aus. Das sollte erhalten bleiben“, sagt er.

    Gewerkschaft kritisiert Einkommensverlust

    Und natürlich geht es auch um das Personal. Während die NGG kritisiert, dass Ihle den Einkommensverlust der Mitarbeiter einfach hinnimmt, ist der Geschäftsmann der Ansicht, dass er leistet, was das Unternehmen zu leisten im Stande ist. Seinen Angaben nach kommen die Beschäftigten in den Kurzarbeiterphasen im Schnitt auf rund 90 Prozent ihres bisherigen Lohns. Aus einem anderen Augsburger Familienunternehmen heißt es: „Nur wenn alle mitziehen, sind wir am Ende überlebensfähig. Wenn wir auf Kurzarbeit verzichten oder Aufstocken, hat am Ende womöglich keiner mehr einen Job.“

    Über alle Entwicklungen rund um die Corona-Krise in Augsburg informieren wir Sie in unserem Live-Blog.

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