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Augsburg: Corona-Krise in Augsburg: In diesen Branchen ist die Not besonders groß

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Corona-Krise in Augsburg: In diesen Branchen ist die Not besonders groß

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    Friseure gehören zu den Branchen, die besonders stark unter der Corona-Krise und der Schließung ihrer Geschäfte litten.
    Friseure gehören zu den Branchen, die besonders stark unter der Corona-Krise und der Schließung ihrer Geschäfte litten. Foto: Peter Fastl

    Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen haben den Wirtschaftsraum Augsburg extrem hart getroffen. Sehr viele Firmen haben Kurzarbeit angemeldet. Von März bis Mai waren es 7000 Betriebe mit 91.500 Personen in der Region. Die Arbeitslosenquote stieg im Mai auf 4,5 Prozent. Eine schnelle Besserung der wirtschaftlichen Lage ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: In einzelnen Branchen droht ein Stellenabbau. Diese Bilanz ziehen Wirtschaftskammern und Gewerkschaft IG Metall zur Jahresmitte.

    IG-Metall-Chef Leppek: Mehr Betriebe planen Stellenabbau

    Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek sagt auf Anfrage: „Die Probleme bei der Auftragslage und das Ausmaß der Kurzarbeit sind unverändert groß. Inzwischen planen mehr Betriebe Stellenabbau.“ Schon jetzt kämen die ersten kleineren und mittleren Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten wegen drohender fehlender Liquidität. Große Konzernunternehmen hätten mehr Puffer, „aber am Ende fehlt auch da das prognostizierte Ergebnis“, so Leppek.

    Hart getroffen sei weiterhin die Automobilindustrie mit den Zulieferern. Leppek sagt, dass einige Branchen die Corona-Pandemie bislang einigermaßen unbeschadet überstanden hätten. Dazu zählen die baunahen Gewerke Elektrohandwerk, Sanitär und Heizung sowie das Metallhandwerk: „Und so gefragt wie nie ist aus gegebenem Anlass die Medizintechnik“.

    Corona-Krise in Augsburg: Schlechte Stimmung in den Unternehmen

    Wie sehr Corona den Wirtschaftsstandort Augsburg getroffen hat, zeigt der Konjunkturindex, den die IHK Schwaben regelmäßig erhebt: Von 126 Punkten im Herbst 2019 rauschte er auf 75 Punkte bei der aktuellen Befragung der Mitgliedsunternehmen ab. Das ist der steilste Absturz seit 20 Jahren. Augsburg schneidet bei diesem Wert zudem schlechter ab als umliegende Gemeinden und Städte. Im Oberzentrum sei der Anteil an besonders hart getroffenen Branchen wie der Hotellerie, der Gastronomie oder der Veranstaltungsbranche höher als anderswo, heißt es.

    Markus Litpher, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Augsburg-Stadt, sagt: „Die Unternehmen in Augsburg schätzen sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten als sehr schlecht ein“. Zwei Drittel der Unternehmen rechnen mit Umsatzeinbußen, knapp ein Fünftel gar mit Margen zwischen 25 und 50 Prozent. Zudem ende zum 30. September die Anzeigepflicht für Insolvenzanträge, „sodass wir nach diesem Stichtag eine wachsende Zahl von Insolvenzen erwarten“, sagt Litpher.

    So ist die wirtschaftliche Lage im Handwerk

    Auch im Handwerk ist die Lage nicht berauschend. „Die konjunkturelle Abschwächung wird sich nach unserer Einschätzung bis weit ins Jahr 2021 hineinziehen. Es wird sich erst im Lauf des nächsten Jahres zeigen, wie groß die Konjunkturdelle wirklich ist“, sagt Monika Treutler-Walle, Sprecherin der Handwerkskammer.

    Während Bau- und Ausbauhandwerke relativ gut durch die Pandemie gekommen seien, hätten Friseure, Kosmetiker, Messebauer oder Fotografen enorm gelitten. Während des Lockdowns, also der vorübergehenden Schließung der Geschäfte und der Absage aller Veranstaltungen, hätten sie Umsatzeinbußen von bis zu 100 Prozent erlitten. Auch handwerkliche Zulieferbetriebe für die Industrie waren teils stark betroffen, so die Sprecherin. Genaue Zahlen zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf das Handwerk liegen der Handwerkskammer noch nicht vor.

    Die für das Handwerk zuständige Dachorganisation sieht zumindest keine Anzeichen für zahlreiche Firmeninsolvenzen in absehbarer Zeit. „Die meisten Betriebe im Handwerk stehen auf einem soliden Fundament und wir gehen davon aus, dass die staatlichen Hilfen greifen und die Handwerksunternehmen durch diese schwierige Zeit kommen“, so Treutler-Walle. Wichtig sei es, dass die Binnenkonjunktur stabil bleibe und die Industrie schnell wieder in Schwung komme.

    Die Allianz für Arbeitsplätze sieht einen Lichtblick

    Die Allianz für Arbeitsplätze – hier haben sich Wirtschaftsvertreter, Vertreter der Stadt Augsburg, der Gewerkschaften, der Wirtschaftskammern sowie der Arbeitsagentur zusammengeschlossen – will der Corona-Pandemie etwas Positives abgewinnen. Augsburger Firmen seien anpassungsfähig, heißt es. Es geht dabei vor allem um Strukturen: Produktionsabläufe wurden binnen kürzester Zeit umgestellt, kreative Absatzstrategien entwickelt und Onlineshops aufgebaut. Mitarbeiter würden flexibel von zuhause aus arbeiten. Die Digitalisierung von Unternehmen und Betrieben habe während der Krise an Fahrt aufgenommen. So wurden Teamsitzungen oder auch Hauptversammlungen virtuell abgehalten. Dies sei gegenwärtig ein Hoffnungsschimmer, heißt es. Grund: Auch nach der Krise würden Unternehmen von den neuen Potenzialen der Digitalisierung profitieren.

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