Erika Schmutz führt seit 35 Jahren das „Reisebüro hinter dem Perlach“. Sie hat die Golfkrise mitgemacht und auch die Auswirkungen auf das Reisen nach dem 11. September. Doch das waren Krisen, die zu meistern waren. Was Corona derzeit anrichtet, ist dagegen aus Sicht der Reiseexpertin bislang nicht zu überblicken.
Bis zu 95 Prozent der Jahreseinkünfte könnte den Reisebüros verloren gehen, wenn die Krise noch länger anhält, rechnet der Verband unabhängiger selbstständiger Reisebüros vor. Auch Schmutz schreibt dieses Jahr wirtschaftlich ab. „Wir stornieren eine Reise nach der anderen. Das wird sich so schnell nicht ändern.“
Augsburger Reisebüros mangelt es nicht an Arbeit
An Arbeit mangelt es den Reisebüros also derzeit nicht. Nur verdient man mit Stornierungen kein Geld. Ein Fakt, der Erika Schmutz ärgert. Denn: „Bei jeder Reise, die wir stornieren, verlieren wir die damit verbundene Provision, also unser Einkommen. Den Verwaltungsaufwand für die Rückabwicklung der Reise bekommen wir aber von niemandem bezahlt.“ Sie wünscht sich daher für sich und alle Kollegen eine Lösung, wie neben den großen Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften auch die Reisebüros an den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen beteiligt werden können.
Corona-Krise in Augsburg: Der Wunsch an die Kunden
Die Verbände der Branche seien nun aktiv geworden und bringen die Forderungen der Reisevermittler in die Öffentlichkeit. Varianten für Hilfen gäbe es mehrere. So könnten Reiseveranstalter Teile ihrer Hilfen weiter geben oder Provisionen als Lohn für den Stornierungsaufwand anteilig bezahlen. Und Schmutz hat noch einen Vorschlag: „Es wäre wünschenswert, Kunden die es sich leisten können, würden den Aufwand für die Beratung und Buchung sowie die Rückabwicklung wegen Stornierung honorieren.“
Einen festen Betrag will sie dafür nicht nennen, denn dieser müsste sich natürlich nach dem Preis der Reise und dem Aufwand der Reisezusammenstellung richten. In Österreich und der Schweiz beispielsweise wird schon lange generell eine Buchungsgebühr berechnet. „In Deutschland hat man sich bisher nicht getraut, eine solche Gebühr zu verlangen“, so Schmutz. Immerhin: Einige Kunden haben solche Honorare bislang ohne Aufforderung bezahlt. „Das hat mich wirklich sehr gerührt.“
Düstere Prognosen für die Reisebranche
Sie selbst will alles geben, um ihr Reisebüro durch die Krise zu bringen. Doch für viele der Branche sehen die Prognosen düster aus. „Es ist zu befürchten, dass die Mehrheit der 11.000 Reisebüros in Deutschland diese existenzielle Bedrohung nicht überstehen wird, wenn es keine Hilfen für die Branche gibt“, heißt es seitens des Deutschen Reiseverbands.
Den Kunden rät Erika Schmutz, bei gebuchten Reisen abzuwarten, bis diese seitens des Veranstalters wirklich abgesagt werden. Dann entfallen Stornogebühren. Ob es sich lohnt, für die Sommerferien auf ein Reiseziel in Deutschland umzubuchen, kann sie nicht beantworten. „Im Moment wissen wir alle nicht, wie es weitergehen wird und ob man wieder ins Ausland reisen darf.“
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