Das Impfen der Augsburger Bevölkerung über 80 Jahren geht langsam voran - in den Augen vieler Augsburger zu langsam. Als unsere Redaktion kürzlich berichtete, dass die Impfliste im Augsburger Nachsorgezentrum Fragen aufgeworfen hatte, ob nur die zur Impfung priorisierten Gruppen eine Dosis erhielten, stellten sich einige Leser weitere Fragen. Denn im Nachsorgezentrum wurde beispielsweise der ehemalige Hauptgesellschafter samt seiner Frau geimpft, die wie der jetzige Geschäftsführer auf Anfrage versicherte, beide auch heute noch regelmäßig für die Einrichtung tätig wären. Dass das Paar allerdings im Landkreis Augsburg wohnhaft ist, wurde von Lesern mit Argwohn betrachtet.
Bürger müssen lange auf Corona-Impfung warten: "Da stimmt was nicht!"
Denn so gesehen würden am Ende vom Augsburger Impfstoff viele Mitarbeiter in den zahlreichen Einrichtungen in der Stadt, in der es rund 3300 Plätze für pflegebedürftige Senioren und 360 Plätze für Menschen mit Behinderung gibt, profitieren. Menschen, die zwar in der Stadt arbeiteten, aber in den umliegenden Landkreisen wohnten. "Da stimmt was nicht!", kam ein Leser zum Schluss, der unserer Redaktion schrieb. Er habe sich am 11. Januar, dem ersten Tag der Online-Anmeldung, sofort angemeldet, weil er über 80 Jahre alt ist und hochgefährdet. "Schon eine Woche später wurden im Landkreis Augsburg reihenweise über 80-Jährige ohne Vorerkrankungen geimpft. Ich selbst musste als Hochgefährdeter drei Wochen auf die Impfung warten. Da kann doch etwas nicht stimmen."
Bekomme Augsburg etwa weniger Impfstoff als der Landkreis, oder gehe man mit dem Impfstoff nicht wie vorgesehen um?, fragte er sich. Auch die Fraktion Bürgerliche Mitte, das Bündnis aus Freien Wählern, FDP und Pro Augsburg im Stadtrat, stellte eine Anfrage an die Stadt, in der sie genauere Informationen einforderten, wer den Augsburger Impfstoff erhält und ab wann die 80-jährigen Augsburger geimpft werden.
Augsburg befinde sich bei Impfstoff nicht in Konkurrenz mit den Landkreisen
"Rund ein Drittel der über 80-Jährigen ist bereits geimpft worden, die Impfungen für diese Gruppe laufen weiter", informiert das Gesundheitsreferat auf Anfrage. Laut Bürgeramt befinden sich in dieser Gruppe knapp 19.000 Augsburger - all diejenigen, die vor dem 31. Dezember 1940 geboren sind und nicht in einer Einrichtung leben. Sie wären nicht schlechter gestellt als Senioren in anderen Landkreisen. Denn die Stadt habe in den vergangenen Wochen im Verhältnis mehr Impfstoff erhalten. Auf Nachfrage unserer Redaktion konnte das Gesundheitsreferat allerdings nicht erläutern, um welche Mengen es konkret geht und wie sich das auswirkt. "Die Stadt sieht sich daher nicht in einer Konkurrenzsituation mit den Landkreisen", teilt das Gesundheitsreferat lediglich mit.
Über 80-jährige Augsburger, die dringend auf einen Impfstoff warten, sehen das anders. "Meine Ehefrau, über 80, hatte ich am selben Tag angemeldet", berichtet ein Leser weiter. Sie habe keine Vorerkrankungen und sei auch nach über sechs Wochen immer noch nicht dran gewesen. "Wohl dem, der im Landkreis lebt", blickt der Augsburger neidisch über die Stadtgrenze.
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