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Augsburg: Corona-Impfung: Hausärzte kämpfen mit der Bürokratie

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Corona-Impfung: Hausärzte kämpfen mit der Bürokratie

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    Auch beim Hausarzt wird jetzt gegen Corona geimpft. In Augsburger Praxen zeigen sich jedoch bereits Probleme.
    Auch beim Hausarzt wird jetzt gegen Corona geimpft. In Augsburger Praxen zeigen sich jedoch bereits Probleme. Foto: Ulrich Wagner

    Seit Ostern sind auch in Augsburg Hausärzte, Kinderärzte, Gynäkologen und weitere Mediziner in die Corona-Impfkampagne eingestiegen. Die Aktion läuft, auch wenn fehlender Impfstoff und massive bürokratische Hürden den Medizinern das Leben schwer machen. Die Patienten, die jetzt bei ihrem Arzt den begehrten Impfstoff erhalten, seien teilweise überglücklich, berichten Ärzte. Doch auch von großer Verunsicherung, gerade was die Verabreichung des umstrittenen Impfstoffs von AstraZeneca betrifft, ist zu hören.

    Der schwäbische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, Dr. Jakob Berger, ist mit dem Beginn der Impfkampagne zufrieden. "Es läuft, auch wenn wir viel zu wenig Impfstoff bekommen", sagt er. Dass derzeit von Woche zu Woche entschieden werde, welchen Impfstoff die Mediziner bekommen, mache die Arbeit allerdings nicht gerade leichter. "Ein wenig mehr Konstanz wäre wünschenswert", so der Bezirksvorsitzende.

    Das Problem sei, dass die Ärzte ihre Priorisierungslisten abarbeiten und die Menschen anrufen, die mit einer Impfung an der Reihe seien. "Weil wir aber nicht wissen, wie viel Impfstoff wir bekommen, können wir erst mal nur die Impfung ankündigen - und rufen dann nochmal an, wenn wir wissen, dass wir auch sicher impfen können", so der Mediziner. Dieses Vorgehen koste enorm viel Zeit.

    Augsburg: Hausärzte impfen streng nach dem Prioritätssystem

    Die Hausärzte impfen noch immer streng nach dem Prioritätssystem, wobei offenkundig Unsicherheit herrscht, welche Gruppen mittlerweile geimpft werden dürfen. So gibt es eine Liste der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) mit drei Priorisierungsstufen und eine Liste des Robert-Koch-Institutes (RKI) mit sechs Stufen. Beide Listen seien rechtlich bindend - welche man nehmen soll, wisse niemand so recht. "Die von der KVB ist einfacher zu handhaben", erklärt ein Mediziner pragmatisch.

    Nach Auskunft der Stadt, impft das Augsburger Impfzentrum inzwischen Personen der Prioritätsstufe 3. Seit vergangenem Samstag seien alle Personen der Prioritätsstufe 2, die sich auf der Internetseite der bayerischen Impfzentren registriert haben, zu einem Termin eingeladen worden.

    Das Impfen sei für die Hausärzte normales Tagesgeschäft - doch der Organisationsaufwand drum herum bringe viele Praxen an die Kapazitätsgrenze, sagt der Pferseer Hausarzt Dr. Elmar Stuhler: "Wir müssen uns mit einer Irrsinns-Bürokratie herumschlagen." Das liegt unter anderem daran, dass die Ärzte laut Vorgaben gleich viele Ampullen des Impfstoffs AstraZeneca und dessen von Biontech bestellen müssen. Ob man dann aber so viel Impfdosen bekomme, wie bestellt, stehe auf einem anderen Blatt: "Letzte Woche haben wir nur rund die Hälfte der bestellten Dosen erhalten", sagt Stuhler und stellt fest: "Da läuft noch einiges krumm und schief." Ein Problem sei auch immer noch der schlechte Ruf des Impfstoffs von AstraZeneca. "Den wollen extrem viele Patienten nicht haben."

    Corona-Impfung: Viele Augsburger rufen bei Hausärzten an

    Wer derzeit wegen eines medizinischen Problems seinen Hausarzt anrufen will, braucht viel Geduld. "Bei uns klingelt das Telefon durchgehend, weil sich Patienten nach einem Impftermin erkundigen wollen", berichtet Stuhler. Dabei werden die Menschen von der Praxis informiert, sobald sie an der Reihe sind. "Wir können selbst nicht mehr rausrufen und unsere Patienten telefonisch betreuen, weil ständig die Leitung belegt ist", klagt der Arzt. Dabei sei die Praxis eigentlich mit Fiebererkrankungen, in der Mehrzahl der Fälle Corona, gut ausgelastet.

    Neben den Hausärzten beteiligen sich auch andere Praxen an der Impfaktion. So haben in Augsburg die Kinderärzte damit begonnen, in die Priorität 2 fallende Angehörige von schwerkranken Kindern zu impfen, wie die Ärztin und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Bayern, Dr. Anke Steuerer berichtet. "Es ist wichtig, dass für diese Kinder von Elternseite kein Risiko besteht, weshalb wir froh sind, dass wir uns an den Impfungen beteiligen können. Man kann sich nicht vorstellen, wie viel Angst manche Angehörige um ihre Kinder haben - und wie erleichtert sie sind, dass sie jetzt geimpft werden", sagt die Ärztin. Manche Eltern weinten vor Erleichterung, wenn sie in der Praxis die Impfung erhielten. "Die psychologische Belastung ist bei manchen Angehörigen enorm."

    Nach Auskunft des Bayerischen Gesundheitsministeriums hat Bayern den teilnehmenden Arztpraxen einmalig über 33.000 Impfdosen des Herstellers AstraZeneca zur Verfügung gestellt. Jetzt bekommen die Ärzte den Impfstoff über den pharmazeutischen Großhandel und die Apotheken. Der Großhandel erhält die Lieferungen aus dem Zentrallager des Bundes oder vom Hersteller. "Unseren Impffortschritt verdanken wir schon jetzt, kurz nach dem Start der Impfungen in den Praxen, den niedergelassenen Ärzten. Jetzt müssen die Betriebsärzte und die Privatpraxen noch dazu kommen", heißt es aus dem Ministerium. Der Bund sei aufgefordert, möglichst bald die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch die Privatärzte über Apotheken Corona-Impfstoff beziehen könnten.

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