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Augsburg: Corona: Die Lage in Augsburgs Pflegeheimen spitzt sich zu

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Corona: Die Lage in Augsburgs Pflegeheimen spitzt sich zu

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    Im Pauline-Fischer-Haus des Diako sind 47 Bewohner mit dem Coronavirus infiziert. Besucher können Geschenke und Gegenstände für Bekannte und Verwandten nur vor dem Eingang ablegen, eintreten dürfen sie nicht.
    Im Pauline-Fischer-Haus des Diako sind 47 Bewohner mit dem Coronavirus infiziert. Besucher können Geschenke und Gegenstände für Bekannte und Verwandten nur vor dem Eingang ablegen, eintreten dürfen sie nicht. Foto: Daniel Weber

    Für Einrichtungsleiter Gottfried Fuhrmann gibt es am Donnerstag ausschließlich schlechte Nachrichten. Zwei Tage vorher hatte es eine Reihentestung aller Bewohner und Mitarbeiter im Pauline-Fischer-Haus des Diako gegeben. Nach und nach wurden die Ergebnisse gemeldet: Am späten Nachmittag wird bestätigt, dass sich 47 Bewohner und 21 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert haben. "Wir sind massiv betroffen. Unsere Mitarbeiter arbeiten inzwischen am Limit", sagt Fuhrmann. Ein Bewohner ist im Krankenhaus, fünf hätten Fieber, der Großteil leide nicht an Symptomen. "Die Mitarbeiter verzeichnen einen grippeähnlichen Krankheitsverlauf", berichtet der Einrichtungsleiter, der nun nur noch improvisieren kann.

    Personaldecke in Augsburgs Pflegeheimen ist auf ein Minimum geschrumpft

    Von einer Einteilung in Bereiche und einem geplanten Schichtdienst könne bei den Pflegekräften keine Rede mehr sein. Auf einer Magnettafel schiebt Gottfried Fuhrmann die Namen der übrig gebliebenen Mitarbeiter umher und hofft, dass sie durchhielten und sie gemeinsam diese schwierige Situation überstünden. "Wir haben Unterstützung von Auszubildenden und Mitarbeitern des Hotels und Restaurants des Diako erhalten, außerdem haben wir nun Zeitarbeit im Einsatz und konnten auch jemanden einstellen", berichtet Fuhrmann. Dennoch sei die Personaldecke nun auf ein Minimum geschrumpft.

    Fuhrmann fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Er würde sich mehr Unterstützung wünschen. "Ich brauche praktische Regelungen und keine Bürokratie", sagt er. Ein städtischer Mitarbeiter habe heute zehn Blumentöpfe mit einer Grußkarte von Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) und Sozialreferent Martin Schenkelberg (CDU) abgegeben, in der sie dem Pflegepersonal ihren Dank aussprachen, berichtet Fuhrmann: "Ganz ehrlich. Damit kann man gerade keinen Blumentopf bei mir gewinnen." Er würde sich wünschen, dass auf Corona positiv getestete Mitarbeiter, die keine Symptome zeigten und sich gut fühlten, weiterarbeiten könnten. Das würde ihm mehr helfen.

    Im Seniorenzentrum Lechrain sind 62 Bewohner infiziert

    Fuhrmann ist mit seinen Sorgen und Nöten nicht allein. Susanne Greger, Werkleiterin der städtischen Altenhilfe mit insgesamt fünf Pflegeheimen, stellte den Stadträten im Werkausschuss Altenhilfe am Donnerstag Zahlen vor. Drei Bewohner des Seniorenzentrums Lechrain und ein Bewohner des Sparkassenaltenheims sind demnach inzwischen gestorben. In Lechrain sind 62 der 186 Bewohner positiv auf Corona getestet worden. 30 Prozent des Personals fehlen, weil die Mitarbeiter entweder selber mit dem Virus infiziert sind oder als Kontaktperson gewertet werden. Zeitarbeitskräfte und Mitarbeiter aus anderen Heimen müssten aushelfen. "Das ist eine dramatische Entwicklung", stellt auch Susanne Greger fest. Ihr Mitgefühl gehöre den Bewohnern, Angehörigen aber auch den Pflegenden, die mit dieser Situation zurechtkommen müssten. Genauso wie im Pauline-Fischer-Haus gebe es derzeit sowohl in Lechrain als auch im schwer vom Coronavirus betroffenen Hospitalstift ein Besuchsverbot, partiell auch im Sparkassenheim und im Seniorenzentrum Servatius.

    Eckard Rasehorn, Geschäftsführer der Augsburger Arbeiterwohlfahrt (AWO), berichtet, dass nach dem Ausbruch des Coronavirus im Christian-Dierig-Haus inzwischen acht tote Bewohner zu beklagen seien. Die Personalsituation sei nach wie vor sehr angespannt. Man arbeite am Limit und erhielte nur wenig moralische Unterstützung. "Im Frühjahr wurden noch auf den Balkonen für die Pflegekräfte geklatscht. Da kann man diskutieren, ob das sinnvoll ist oder nicht", sagt er. Aber wenigstens hätten sich die Menschen bemüht. Nun müssten sie sich am Ende auch noch mit Besuchern und Angehörigen auseinandersetzen, die kein Verständnis für Schutzmaßnahmen zeigten.

    Stadtrat Weinkamm fordert eine Entschuldigung

    Von Eckard Rasehorn forderte Stadtrat Max Weinkamm (CSU) im Werkausschuss eine Entschuldigung. Rasehorn hatte die Forderung des Seniorenbeirats, die Besuchsregelungen in Pflegeheimen trotz der Corona-Pandemie zu lockern, kritisiert. Weinkamm, der selber Mitglied des Seniorenbeirats ist, fand seine Äußerungen unpassend. "Ich bin sehr enttäuscht, dass er so einen Bockmist von sich gibt", sagte er. Sozialreferent Schenkelberg will am Freitag ein klärendes Gespräch mit Rasehorn und Robert Sauter führen, der der Vorsitzende des Gremiums ist.

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