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Augsburg: Corona-Demos in Augsburg finden mit und ohne Märchengeschichten statt

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Corona-Demos in Augsburg finden mit und ohne Märchengeschichten statt

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    Die Händlerinnen Mirella De Paola und Ina Gantenbein (von links)  demonstrieren auf dem Moritzplatz gegen eine "Zwei- Klassen-Corona Politik".
    Die Händlerinnen Mirella De Paola und Ina Gantenbein (von links) demonstrieren auf dem Moritzplatz gegen eine "Zwei- Klassen-Corona Politik". Foto: Bernd Hohlen

    Kulturschaffende, Solo-Selbstständige, Gastronomen: Sie alle sind vom Teil-Lockdown in Augsburg besonders schwer betroffen. Zwei Demonstrationen machten am Samstag auf die existenzielle Notlage dieser Berufsgruppen aufmerksam. Bei einer Kundgebung der FDP auf dem Moritzplatz stand die politische Forderung im Mittelpunkt, staatliche Fördermittel in der Corona-Krise gerechter zu verteilen, im Märchenzelt beim Abraxas lief der Protest in Form einer ganz anderen, ungewöhnlichen Form ab.

    Protest mit "Der kleine Drache Kokosnuss"

    Seit 25 Jahren gibt es das Märchenzelt von Matthias Fischer auf dem Gelände des Abraxas in der Sommestraße. Doch zum ersten Mal trat er in einer Doppelfunktion als märchenhafter Erzähler und Versammlungsleiter auf. Wie das? Fischer meldete seine Vorstellung kurzfristig als Demonstration an, benachrichtigte über seinen E-Mail-Verteiler die Besucher und 20 kamen auf die grüne Wiese neben dem Märchenzelt. "Mir ist wichtig zu sagen, dass ich nicht gegen etwas protestiere, sondern betone mit dieser Demo, dass Kultur und Theater systemrelevant sind und schließe mich damit einer Erklärung der Münchener Theater an", sagt er. Zunächst kamen aber zwei Polizisten, um sich von der ordnungsgemäßen Umsetzung dieser märchenhaften Demonstration zu überzeugen. Dann verlas Fischer, ohne Ironie, die Corona-Regeln und trug die Theater-Erklärung vor. Nach Applaus kam sehr zum Gefallen aller Anwesenden der kulturelle Teil, das Märchen "Der kleine Drache Kokosnuss".

    Matthias Fischer vom Märchenzelt auf dem Gelände des Abraxas meldete seine Märchenvorführung am Samstag als Demonstration an.
    Matthias Fischer vom Märchenzelt auf dem Gelände des Abraxas meldete seine Märchenvorführung am Samstag als Demonstration an. Foto: Bernd Hohlen

    In seiner Doppelfunktion will Fischer es nun während des Lockdowns weiterhin so handhaben. Ines Meister-Donderer, die seit Beginn Besucherin des Märchenzeltes ist, findet die Aktion großartig: "Es ist die einzige Möglichkeit, die Corona-Maßnahmen zu umgehen", sagt sie.

    FDP-Kandidat kritisiert "Zwei-Klassen-Corona-Politik"

    Auch auf dem Moritzplatz fand eine Demo mit rund 40 Teilnehmern unter den vorgeschriebenen Corona-Regeln statt. Der Augsburger FDP-Bundestagskandidat und Rechtsanwalt Alexander Meyer forderte ein Ende der "Zwei-Klassen Corona-Politik". Große Unternehmen würden mit staatlichen Hilfen in Milliardenhöhe unterstützt, im öffentlichen Dienst gebe es Gehaltserhöhungen, während Künstler und Gastronomen durch den Lockdown praktisch ein Berufsverbot hätten und ums Überleben kämpfen, so Meyer.

    "Wir wollen keine Neiddebatte, aber Gleichbehandlung in einer Notlage von nationalem Ausmaß." Gerade die Solo-Selbstständigen würden derzeit still vor sich hin leiden und nicht öffentlich wahrgenommen. Zwar hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in der zweiten Welle der Pandemie weitere Finanzhilfen für Unternehmen und Selbstständige angekündigt. Meyer fordert jedoch effektive umsatzorientierte Ausfallzahlungen über die Finanzämter statt eines "planwirtschaftlichen Ansatzes der Bundesregierung".

    Auch die neuen Regelungen zum Lockdown im November sieht der Anwalt kritisch. "Es ist eine Mischung aus Aktionismus und falscher Schwerpunktsetzung." Die Gastromomie werde geschlossen, obwohl dort viel in die Sicherheit investiert worden sei und die Infektionszahlen im privaten Bereich wesentlich höher seien. So werde die Akzeptanz der Bevölkerung verspielt. "Einschränkungen, die wenig nutzen und hohe Kollateralschäden bringen, müssen beendet werden", forderte er.

    Zwei Teilnehmerinnen der Demo waren auch schlecht auf Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) zu sprechen. Ina Gantenbein von Kokett Dessous und Mirella De Paola von Catwalk Milano kritisierten, der öffentliche Aufruf an Bürger, Kontakte zu beschränken und möglichst zu Hause bleiben, schade dem Innenstadthandel, der um seine Existenz kämpfe. Auch wenn die Frequenz von Kunden zurückgehe, müssten laufende Kosten und Personal weiter bezahlt werden, während der Onlinehandel große Gewinne mache.

    Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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