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Augsburg: Corona-Ausbruch in der Albaretto-Seniorenresidenz weitet sich aus

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Corona-Ausbruch in der Albaretto-Seniorenresidenz weitet sich aus

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    In der Seniorenresidenz Albaretto im Augsburger Stadtteil Kriegshaber leben rund 600 Menschen, aktuell sind 67 positiv auf das Coronavirus getestet worden.
    In der Seniorenresidenz Albaretto im Augsburger Stadtteil Kriegshaber leben rund 600 Menschen, aktuell sind 67 positiv auf das Coronavirus getestet worden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Corona-Ausbruch in der Augsburger Seniorenwohnanlage Albaretto hat sich ausgeweitet. Nach Angaben von Geschäftsführer Bernhard Spielberger sind inzwischen 67 Bewohner positiv auf das Virus getestet worden, bisher seien fünf vorerkrankte Bewohner mit einem positiven Testergebnis gestorben. Weil die meisten Mitarbeiter aus dem Pflegebereich in Quarantäne geschickt worden seien, könne er derzeit bei den pflegedürftigen Bewohnern nur eine Notbetreuung gewährleisten, sagt Spielberger.

    Der Albaretto-Chef hatte eine Klage gegen die Stadt eingereicht, weil er der Ansicht war, dass das Gesundheitsamt eine Reihe von Mitarbeitern zu Unrecht in Quarantäne geschickt habe. Diese Klage ist aber gescheitert. Das Verwaltungsgericht entschied darüber gar nicht. Die Begründung: Spielberger sei nicht direkt betroffen und daher nicht klageberechtigt. Wenn, so die Ansicht der Richter, dann müssten die Mitarbeiter selbst gegen die häusliche Isolierung klagen.

    Inzwischen bewegt sich aber dennoch etwas. Wie Spielbergers Anwalt Bernhard Hannemann sagt, habe das Gesundheitsamt signalisiert, dass Mitarbeiter trotz der angeordneten Quarantäne weiter im Albaretto arbeiten könnten - entsprechende Befreiungen seien möglich. Hannemann hat der Stadt bereits eine Liste mit Mitarbeitern zugesandt und hofft, dass die Pflegekräfte schon an diesem Donnerstag wieder eingesetzt werden können. Zuletzt sei die Versorgung der pflegebedürftigen Bewohner nur Dank des großen Einsatzes der noch verfügbaren Mitarbeiter gewährleistet gewesen, sagt Spielberger. Einzelne Pflegekräfte habe er per Zeitarbeit engagieren können; auch die Stadt habe angekündigt, mit Pflegekräften zu unterstützen.

    Bisher wurden 67 Personen positiv getestet

    In der Seniorenresidenz Albaretto im Stadtteil Kriegshaber leben rund 600 ältere Menschen in Apartments in mehreren großen Häusern, es handelt sich um eine betreutes Wohnen. Viele Bewohner sind nicht pflegebedürftig, andere werden von ambulanten Diensten betreut. Das Haus 4 bildet eine Ausnahme: Dort wohnen rund 90 besonders pflegebedürftige, teils auch demente Menschen mit einer 24-Stunden-Betreuung durch einen Pflegedienst, der auch von Bernhard Spielberger betrieben wird. Dieses Haus hat das Virus am stärksten betroffen: Hier sind in den vergangenen zwei Wochen 46 Bewohner positiv getestet worden. Vier Bewohner sind gestorben, zwei davon hatten nach Angaben des Albaretto-Chefs Krankheitssymptome. Spielberger sagt, im Demenz-Bereich könne man die Menschen nicht einzeln auf ihren Zimmern einsperren, außer man sediere sie mit Medikamenten.

    Weniger stark betroffen sind die anderen Apartment-Häuser der Anlage. Von den rund 500 Bewohnern hier sind laut Spielberger 21 positiv getestet worden. Eine Frau mit einer Vorerkrankung sei mit der Infektion gestorben.

    Albaretto-Chef lehnt FFP2-Masken für die Pflegekräfte ab

    Nach dem Corona-Ausbruch gab es von einigen Angehörigen der Bewohner Kritik, weil Bernhard Spielberger den Einsatz von FFP2-Masken in der Pflege ablehnt. Er argumentiert mit möglichen Gesundheitsrisiken, weil die Atmung schwere falle - und verweist auf entsprechende Hinweise des Robert-Koch-Instituts (RKI). Das RKI empfiehlt eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung bei Mitarbeitern, die FFP2-Masken tragen sollen. Das sei derzeit aber angesichts der Corona-Lage nicht zu organisieren, so Spielberger. Er habe bereits erste Versuche unternommen und bei Lungenfachärzten angeklopft, sei bisher aber gescheitert.

    Kritik, er gehe mit den Gefahren des Virus zu unbedarft um, kontert Spielberger. Seine Mitarbeiter im Pflegebereich müssten medizinische Masken - sogenannte OP-Masken - tragen. Zudem würden auch die Bewohner während des Kontakts mit der Pflegekraft einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Spielberger ist überzeugt, das sei sicherer als der Einsatz von FFP2-Masken, die nur dann einen erhöhten Schutz böten, wenn sie korrekt getragen werden - was im Alltag nur schwer einzuhalten sei. Er verweist darauf, dass die ersten infizierten Bewohner im Haus 4 ausgerechnet in einer Tagespflege betreut würden, in der eine strenge FFP2-Pflicht gelte. Einige Ansteckungsfälle gebe es zudem bei Bewohnern, die einen externen Pflegedienst nutzen, ebenfalls mit FFP2-Pflicht.

    Im Corona-Jahr 2020 gab es keinen Covid-19-Todesfall in der Augsburger Seniorenwohnanlage

    Spielberger sagt auch, er sei überzeugt, dass das Albaretto mit seinen 600 Bewohnern nicht nur mit Glück gut durch das ganze Corona-Jahr 2020 gekommen sei. Er sehe zwar viele Corona-Maßnahmen kritisch, etwa den derzeitigen Lockdown, wisse aber sehr wohl, dass das Virus gerade für ältere Menschen gefährlich sein könne. Bis zum Ausbruch jetzt habe es im Albaretto nur einzelne Corona-Fälle und keine Todesfälle gegeben. Es sei gelungen, diese schnell zu isolieren und eine Ausbreitung zu verhindern.

    Im Haus 4 mit den besonders pflegebedürftigen Menschen seien im Jahr 2020 insgesamt acht Bewohner gestorben, in den Jahren zuvor seien es stets zwischen 35 und 40 Todesfälle gewesen. In der restlichen Anlage gab es laut Spielberger im Vorjahr 14 Todesfälle - in den Jahren zuvor lag die Zahl der Gestorbenen hier zwischen 31 und 56 Bewohnern. Der Albaretto-Chef führt das unter anderem darauf zurück, dass die Grippewelle ausgeblieben seie und sich auch sonst weniger Erreger ausbreiten konnten.

    Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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