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Augsburg: Bürger sollen nun doch Augsburger Stadtbäume gießen dürfen

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Bürger sollen nun doch Augsburger Stadtbäume gießen dürfen

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    Bäume leiden unter der Trockenheit, wie hier in der Augsburger Konrad Adenauer Allee. Dieser Baum hat bereits seine Blätter abgeworfen.
    Bäume leiden unter der Trockenheit, wie hier in der Augsburger Konrad Adenauer Allee. Dieser Baum hat bereits seine Blätter abgeworfen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Viele der über 80.000 Augsburger Stadtbäume leiden wegen des Klimawandels unter Trockenstress. Städtische Mitarbeiter können im Sommer nur einen Bruchteil des Grüns regelmäßig bewässern. Trotzdem lehnte die Umweltverwaltung bislang Gießaktionen mit Bürgerbeteiligung ab. Nun gibt es aber eine Kehrtwende.

    Im Umweltausschuss des Stadtrats stimmten die Stadträte am Montag einstimmig einem Dringlichkeitsantrag der Verwaltung zu. Danach werden jetzt Vorschläge entwickeln, wie Bürger auf freiwilliger Basis beim Wässern von Stadtbäumen mitmachen können. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) kündigte an: "Wir wollen Angebote machen, müssen aber aus Haftungsgründen auf der sicheren Seite sein." Er versprach, die juristischen Probleme der Bürgerbeteiligung bis in etwa drei Monaten geklärt zu haben.

    Augsburg: Die Baumallianz pocht auf Bürgerbeteiligung

    Dieser Kehrtwende war ein jahrelanges politisches Tauziehen vorausgegangen. Die Augsburger Baumallianz, eine Initiative von Bürgern, hatte mehrfach dafür plädiert, dass sich angesichts der zunehmenden heißen und trockenen Sommer engagierte Privatleute freiwillig am Gießen beteiligen können. Im August schlug die Baumallianz bei ihrem jüngsten öffentlichen Vorstoß ein Bürgerbeteiligungsmodell nach Berliner Vorbild vor, bei dem die Aktivitäten beim Wässern koordiniert werden. In der Hauptstadt kann man sich neuerdings über eine digitale interaktive Karte auf die Straße seiner Gegend zoomen und mehr über den Baumbestand der Gegend erfahren. Außerdem wird angezeigt, welche Bäume aktuell Wasser benötigen und wie viel. Darüber hinaus können die Berliner Bäume "abonnieren", um die sie sich regelmäßig kümmern möchten. Über einen Online-Chat-Kanal ist es möglich, mit anderen Baumfreunden in Kontakt zu treten. Das Projekt heißt "Gieß den Kiez". Es wird von einem Innovationslabor betreut und arbeitet eng mit der Technologiestiftung Berlin und der Berliner Senatskanzlei zusammen.

    Klimawandel: Die ersten Bäume werden im Ulrichsviertel gewässert

    Umweltreferent Erben strebt nun bald auch eine Lösung für Augsburg an. Er verweist auf Gespräche mit der Bürgeraktion im Ulrichsviertel. Dort sei vereinbart, dass sich Ehrenamtliche versuchsweise um sieben Baumstandorte kümmern, die bepflanzt und gepflegt werden sollen. Aus den dortigen Erfahrungen soll dann ein Gesamtkonzept für die Stadt entwickelt werden. Denn nach Einschätzung von Grünamtsleiterin Anette Vedder wird die Bewässerung durch Bürger nicht ganz einfach sein. Allein ein junger Baum benötige in der Saison von April bis Oktober einmal monatlich 110 Liter Wasser. Eine Gießkanne reicht also bei Weitem nicht. Es müsse auch sichergestellt werden, dass die Bäume nicht zu wenig oder zu viel Wasser abbekommen. Nötig sei zudem die Zustimmung des Tiefbauamtes. Dort gebe es Sorgen wegen möglicher Unfallgefahren, beispielsweise, wenn Ehrenamtliche Wasserschläuche über Radwege ziehen.

    Viele Stadträte sprachen sich am Montag parteiübergreifend dafür aus, die Sache nicht zu kompliziert zu machen, etwa genaue Wassermengen beim Gießen durch Bürger festzulegen. Stadtrat Peter Uhl (CSU) sagte, er sei viel in der Stadt unterwegs. "Ich habe noch nie einen Baum ersaufen sehen, aber viele vertrocknen."

    Die Stadt setzt in Sachen Bäume gießen bislang auf eigene Mitarbeiter. Laut Erben wurde die Bewässerung erheblich verstärkt. Aktuell werden 985 Gehölze im Sommerhalbjahr regelmäßig versorgt. Auch der Fuhrpark wurde vergrößert. Bewässert werden aber vor allem junge Bäume im Alter bis zu drei Jahren. Sie brauchen genügend Feuchtigkeit, damit sie gut anwachsen. 70 Bäume an ungünstigen Standorten wurden mit Bewässerungssäcken ausgestattet: Aus diesen tropft es stetig ins Erdreich.

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