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Augsburg: Bücher Pustet verlässt nach mehr als 30 Jahren die Karolinenstraße

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Bücher Pustet verlässt nach mehr als 30 Jahren die Karolinenstraße

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    Die Buchhandlung Pustet wird im nächsten Jahr die Karolinenstraße verlassen. Das Haus wurde verkauft. Der neue Eigentümer plant eine Neugestaltung.
    Die Buchhandlung Pustet wird im nächsten Jahr die Karolinenstraße verlassen. Das Haus wurde verkauft. Der neue Eigentümer plant eine Neugestaltung. Foto: Silvio Wyszengrad

    Mehr als 30 Jahre lang saß die Buchhandlung Pustet in der Karolinenstraße in Augsburg. Nun kommt das Aus an diesem Standort. Das Unternehmen mit Sitz in Regensburg hat das Gebäude an ein

    Pustet will dem Standort Augsburg aber weiterhin treu bleiben. Man sei auf der Suche nach passenden Räumen, sagt Anton Neugirg, Leiter der Pustet Buchhandlungen. Das Immobiliengeschäft sei abgeschlossen, bestätigt Neugirg: "Es ist richtig, dass das Gebäude zu Mitte nächsten Jahres verkauft wurde." Man selbst werde die Flächen bis Mitte nächsten Jahres aufgeben. 20 Beschäftigte sind für Pustet in Augsburg tätig. Diese Mitarbeiter sollen weiterhin in Augsburg ihren Arbeitsplatz haben, betont Neugirg: "Wir bekennen uns zu Augsburg und sind intensiv auf der Suche nach einem neuen Standort."

    So begründet Bücher Pustet den Abschied aus der Karolinenstraße

    Gesucht würden Räume zwischen 500 und 1000 Quadratmetern. Wie zu hören ist, laufen bereits Verhandlungen. Den Abschied von der Karolinenstraße bringt Neugirg mit der gegenwärtigen Gestaltung des Straßenzuges in Verbindung: "Die Lage war nicht mehr so prickelnd." Pustet wolle daher noch mehr ins Zentrum der Innenstadt. In Bayern hat das Unternehmen mehrere Standorte. Der Einstieg in Augsburg war im Jahr 1978. Damals wurde eine Filiale in der Grottenau eröffnet. 1988 zog Bücher Pustet in das historische Gebäude in der Karolinenstraße um. In diesem Bauwerk mit der Hausnummer 12 sind neben der Buchhandlung auch ein Café und eine Poststelle untergebracht. Zudem gibt es eine Gaststätte im Keller - den König von Flandern. Der Café-Betreiber in der Buchhandlung hat bereits mitgeteilt, dass er sein Geschäft an diesem Standort aufgeben werde.

    Architekt Volker Schafitel arbeitet im Auftrag der Immobilienfirma

    Gekauft hat das Gebäude die Augsburger Immobilienfirma Puschak mit Sitz in Pfersee. Sie arbeitet mit dem Augsburger Architekten Volker Schafitel zusammen, der erste Pläne für die Neugestaltung des Gebäudekomplexes ausgearbeitet hat. Ein kompletter Abriss des Hauses steht nicht zur Debatte, zumal es sich im vorderen Bereich zur Karolinenstraße um eine denkmalgeschützte Fassade handelt. "Diesen Teil des Gebäudes wollen wir renovieren", sagt Eigentümer Thomas

    Das ist die Hofeinfahrt zum Gebäude, in dem jetzt noch Bücher Pustet sitzt. Geplant sind an dieser Stelle Giebelhäuser.
    Das ist die Hofeinfahrt zum Gebäude, in dem jetzt noch Bücher Pustet sitzt. Geplant sind an dieser Stelle Giebelhäuser. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Hauptanteil der anstehenden Investitionen bezieht sich auf den hinteren Gebäudekomplex, der sich in Richtung Stadtmetzg erstreckt. Hier sind Giebelhäuser vorgesehen anstatt des dort bestehenden Ladehofs. "Der hintere Teil des Gebäudes wird dafür abgerissen", sagt Puschak. Der Neubau soll dann wieder an das bestehende Gebäude angedockt werden. Für den Innenbereich zur Karolinenstraße hin, in dem jetzt noch Bücher Pustet sitzt, ist dem Vernehmen nach eine Einzelhandelsnutzung vorgesehen. "Wir sind in den Planungen", so Puschak. In einem nächsten Schritt soll in absehbarer Zeit ein Bauantrag bei der Stadt eingereicht werden. Vorgespräche mit dem Denkmalschutz und dem Baukunstbeirat hätten bereits stattgefunden.

    So bewertet die Politik in Augsburg die Situation der Karolinenstraße

    Dass in der Karolinenstraße Handlungsbedarf besteht, wird in der Politik als zwingend gesehen. Die Straße könnte frühestens ab Anfang 2023 saniert werden und sich bis Ende 2023 in neuem Gewand präsentieren. Diesen Zeitplan hält Baureferent Gerd Merkle (CSU) für realistisch, sofern die Stadt schon dieses Jahr oder 2022 genug Geld fürs Fertigstellen der Planung und 2023 für die Umsetzung lockermachen kann. Wie berichtet würde der Freistaat einen Großteil der Kosten von etwa 3,65 Millionen Euro übernehmen, auf die Stadt käme aber auch noch ein Eigenanteil zu. Kämmerer Roland Barth hatte zuletzt aber schon gesagt, dass für "Nice-to-have-Projekte" kein Geld da sein werde, wobei offen blieb, ob die Karolinenstraße damit gemeint ist.

    Im Bauausschuss des Stadtrats gab es zumindest eine klare Mehrheit für eine zügige Sanierung, wobei die Entscheidung über die Finanzen am Ende dem Gesamtstadtrat obliegt. Beate Schabert-Zeidler (Bürgerliche Mitte) sagte, es handle sich bei dem Projekt um kein "Nice to have" sondern um ein "Must have", also ein zwingend notwendiges Projekt. Auch Merkle wies darauf hin, dass viele dort ansässigen Händler die Furcht umtreibe, den Anschluss zur sanierten Fußgängerzone zu verlieren. Sie stünden vor der Frage, Geld in ihre Geschäftsräume und eine lebendige Innenstadt zu stecken oder in den Ausbau des Online-Handels. Wenn die Stadt die Straße mit neuem Pflasterbelag und breiteren Gehsteigen saniere, erhoffe man sich auch private Investitionen. "Wir haben die Chance, die Nachkriegsruine rauszubekommen", so Merkle.

    Seit dem Auszug des Drogeriemarktes Müller aus besagtem Nachkriegs-Flachbau auf der Ostseite, der nicht ins Straßenbild passt, steht das Gebäude leer. Die Eigentümer hätten Pläne für einen Neubau mit der Höhe der umstehenden historischen Häuser. Im schmalen Burgergäßchen, das von der Karolinenstraße zur Stadtmetzg hinunterführt, gebe es womöglich die Chance, kleine Geschäfte unterzubringen. Auch in den geplanten Giebelhäusern im Hinterhof des Bücher-Pustet-Hauses zur Stadtmetzg hin könnte es Geschäfte geben. "Aber das funktioniert alles nur, wenn wir Leben in diese Straße reinbekommen", so Merkle.

    Das Gebäude in der Karolinenstraße ist als Baderhaus bekannt

    Das Gebäude, in dem jetzt noch ein paar Monate lang die Buchhandlung Pustet sitzt, ist als sogenanntes Baderhaus bekannt. Der Name erinnert an das frühere Kolonialgeschäft Bader, das bis zum Einzug von Pustet die Räume nutzte.

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