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Augsburg: Brandheiße Attraktionen: Die Feuerwehrerlebniswelt eröffnet im Martinipark

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Brandheiße Attraktionen: Die Feuerwehrerlebniswelt eröffnet im Martinipark

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    Auf 2800 Quadratmetern sind Exponate rund um die Feuerwehr zu sehen.
    Auf 2800 Quadratmetern sind Exponate rund um die Feuerwehr zu sehen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Alles was mit dem Thema Feuerwehr, Rettungstechnik und Naturkatastrophen zu tun hat, erfreut sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit. Das sieht man regelmäßig, wenn die Berufsfeuerwehr zum Tag der offenen Tür lädt. Themen wie Brandschutz, Arbeitssicherheit oder Unfallverhütung stoßen dagegen in aller Regel auf mäßiges Interesse. Die neue Feuerwehrerlebniswelt, die am Donnerstag im Martinipark ihre Pforten öffnet, verbindet mit ihrem Konzept Action und lehrreiche Inhalte.

    Rund 2800 Quadratmeter misst die ehemalige Fabrikhalle im Textilviertel, in der die Macher der Ausstellung auf zwei Etagen Ausstellungsstücke rund um das Thema Feuerwehr und Sicherheit zusammengetragen haben. Überall gibt es Stationen, auf denen sich etwas rührt, wo die Besucher selbst etwas ausprobieren oder erleben können. Dabei richtet sich etwa ein Drittel der Ausstellung an jüngere Feuerwehrfans - der größere Teil bietet Exponate für erwachsene Besucher.

    Das Konzept für die Erlebniswelt stammt vom ehemaligen Augsburger Feuerwehrchef Frank Habermaier. Mehr als 15 Jahre hat er an der Idee getüftelt, wie man Menschen für Sicherheit begeistern kann. "Die Besucher sollen nicht zu Spezialisten für Sicherheitsthemen ausgebildet werden. Aber sie sollen verstehen, warum die eine oder andere Vorschrift keine Schikane ist, sondern ihrer Sicherheit dient."

    Diese Attraktionen gibt es in der Feuerwehrerlebniswelt Augsburg

    Ein Beispiel sind die "verbrannten Räume". Der Zuschauer betritt einen Bereich mit ausgebrannten Zimmern. In einer Küche stehen verschmorte Küchengeräte, im Büro hat eine Kabelleiste Feuer gefangen und im Wohnzimmer sind verkohlte Möbel zu bewundern. Bilder, wie sie Feuerwehrleute täglich zu sehen bekommen - die Atmosphäre in diesem Ausstellungsteil ist beklemmend. In jedem Raum läuft ein Video über Brandursachen und wie man diese verhindern könnte. Ähnlich auch der begehbare Feuermelder, der die Funktion des kleinen Lebensretters zeigt und in dem Zeitungsausschnitte von tödlichen Wohnungsbränden hängen, die mit einem Feuermelder wohl zu vermeiden gewesen wären, wie Habermaier betont.

    Im "Flash-Over-Raum" wird gezeigt, was Sauerstoff in einem brennenden Raum anrichtet. "Wenn Sie die Türe eines brennenden Zimmers aufreißen und dem Brand so Sauerstoff zuführen, stehen Sie von einer Sekunde auf die nächste in einer 2000 Grad heißen Stichflamme", erklärt Habermaier. Im "Flash-Over-Raum" bleibt das nicht nur Theorie - mittels eines Gasbrenners unter der Decke wird genau diese Stichflamme über den Köpfen der Besucher erzeugt. Auch wenn die Flammenwand hier dank Sicherheitsabstand nur als heißer Wind zu spüren ist, hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck.

    An vielen Stationen können die Besucher auch selbst Hand anlegen. Wer noch nie einen Feuerlöscher in der Hand hatte, kann mit einem richtigen Löscher ein digitales Feuer löschen. Das Gerät funktioniert ähnlich wie Laserschießen auf dem Jahrmarkt - statt Löschschaum "versprüht" man einen Laserstrahl, mit dem das Feuer auf einem Bildschirm gelöscht wird.

    Sportliche Herausforderungen für angehende Feuerwehrleute

    Wer über den Beruf des Feuerwehrmanns nachdenkt, kann sich an sportliche Herausforderungen wagen, wie sie in der Aufnahmeprüfung stattfinden. So gibt es eine Leiter, die nach dem Rolltreppenprinzip immer weiter läuft und die man gegen die Zeit erklimmen kann. Auch an der Klimmzugstange kann man sich probieren. Dass es gar nicht so einfach ist, einen Notruf korrekt entgegenzunehmen, erfährt man am Leitstand. Der Besucher schlüpft in die Rolle des Leitstandmitarbeiters und muss den "Unglücksfall" korrekt aufnehmen. Danach kann er die Rettungskräfte ausrücken lassen - der Computer verrät ihm, ob sie mit seinen Daten auch irgendwo angekommen wären.

    Einige Attraktionen sind zwar einsatzbereit, können aber wegen Corona nicht betrieben werden, bedauert Habermaier. So gibt es einen Sturmsimulator mit einer Windmaschine und eine Rauchkammer, in der sich die Besucher einen Weg durch ein verrauchtes Zimmer suchen müssen. Beide müssen zur Eröffnung noch still stehen. Weil die Gastronomie noch nicht öffnen darf, hat auch das Bistro der Erlebniswelt geschlossen.

    Für einen Erdbebensimulator steht zwar schon die Kabine - das Gerät wurde aber wegen der finanziellen Unwägbarkeiten durch die Pandemie noch nicht angeschafft, sagt der Geschäftsführer der Einrichtung, Dirk von Gehlen. Die Feuerwehrerlebniswelt wird von einer gemeinnützigen GmbH betrieben. Vor allem der zweite Lockdown habe das Projekt finanziell stark belastet. Eigentlich war die Eröffnung bereits für Ende Oktober angedacht - dann wurde das Leben im Land heruntergefahren. "Wir mussten fünf Monate ohne Einnahmen durchstehen - möglich wurde das, weil uns Partner Zahlungen gestundet haben und die Bank mit einem Überziehungskredit half", so von Gehlen.

    Umso glücklicher ist Habermaier, dass es jetzt losgeht. "Ich bin selber begeistert, was wir hier geschaffen haben", sagt er. Seit 2006 hat er das Projekt vorangetrieben - und mehrere Rückschläge durchgestanden. Von der Stadt Augsburg habe es keine Unterstützung gegeben - im Stadtrat blitzte Habermaier mehrfach mit seiner Idee ab. Dass man den Augsburgern jetzt ein derartiges Museum bieten könne, verdanke man Spendern, Partnern und einer flexiblen Bank. Wenn die Corona-Pandemie überstanden ist, gehen die Macher des Museums von 60.000 bis 90.000 Besuchern im Jahr aus.

    Die Feuerwehrerlebniswelt öffnet am Donnerstag, 22. März, sofern der Inzidenzwert unter 100 bleibt. Eintrittskarten gibt es nur im Internet - der Ticketshop ist bereits online. Das Museum hat Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Feuerwehrerlebniswelt befindet sich in einer Halle im östlichen Bereich des Martinigeländes und ist über den Hanreiweg zu erreichen. Alle Informationen zu der Ausstellung gibt es im Internet unter www.feuerwehrerlebniswelt.de.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Die Feuerwehrerlebniswelt ist kein Verdienst der Stadt Augsburg

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