Eine gute Woche ist es her, dass in der Karolinenstraße der verheerende Brand das historische Wohnhaus auf der Westseite zerstörte. Seitdem ist die Fahrbahn für Lösch- und Abbrucharbeiten gesperrt. Vom Gebäude dürfte kaum noch etwas zu retten sein, das Hab und Gut von Bewohnern wurde zerstört und, auch diesen Aspekt muss man allmählich in den Blick nehmen, für die Wiederbelebung der Straße ist das Feuer erst einmal ein Rückschlag. Die Karolinenstraße leidet seit Jahren unter Kundenschwund, immer mehr Geschäfte sind ausgezogen. Und nun noch das Feuer.
In der Augsburger Karolinenstraße steht eine Großbaustelle an
Bislang ist offen, was der Brand für die angestrebte Sanierung der Karolinenstraße konkret bedeutet. Wie berichtet will die Stadt die Straße umbauen, um sie attraktiver zu machen. Sie soll breitere Gehwege bekommen, die Außengastronomie möglich machen, und mit Sitzbänken und Fahrradabstellplätzen ausgestattet werden. Doch nun klafft dort erst einmal eine Lücke, die die Straße nicht attraktiver macht. Und, so viel kann man jetzt schon sagen: Das Gebäude wieder aufzubauen und gleichzeitig die Straße umzugestalten, wird vermutlich nicht gehen.
Es wird in diesem Bereich eine Baustelle über Jahre geben mit abgesperrtem Gehsteig. Ohnehin stehen in der Straße diverse Arbeiten an: Das rückwärtige Pustet-Gebäude soll umgebaut werden, der wenig repräsentative Nachkriegs-Flachbau, in dem bisher die Drogerie Müller ihren Sitz hatte, soll durch ein neues Gebäude ersetzt werden. Das sind positive Entwicklungen, doch sie müssen zeitlich unter einen Hut gebracht werden und werden, wie jede Baumaßnahme, während der Durchführung erst einmal die Attraktivität senken.
Es hat sich inzwischen eine Diskussion darüber entsponnen, wie die Fassade des Brandhauses bei einem Wiederaufbau gestaltet werden soll. Der Denkmalschutz wünscht einen Wiederaufbau nach historischem Vorbild, wobei man auch bemerken muss, dass die Straße kein ganzheitliches Ensemble ist, sondern ein Mischmasch aus einzelnen historischen Gebäuden und vielen Nachkriegshäusern. Zu vermuten ist, dass eine Rekonstruktion aufwändiger ist und länger dauern würde als ein Wiederaufbau in modernisierter Form. Der Straße wird jede Verzögerung nicht guttun, weil sie bereits in den vergangenen Jahren gelitten hat. Die Zahl der Leerstände ist gestiegen. Bücher Pustet, neben dem Modehaus Rübsamen der wohl größte Anziehungspunkt in der Karolinenstraße, wird sich in absehbarer Zeit in die Annastraße verlagern. Es ist jetzt Eile geboten - nicht nur, was die Rettung von historischer Gebäudesubstanz betrifft, sondern was die Straße als Ganzes betrifft.