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Augsburg: Brand in Notre-Dame erschüttert diese Augsburger besonders

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Brand in Notre-Dame erschüttert diese Augsburger besonders

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    Der Brand von Notre-Dame Montagabend hat auch die Augsburger sehr bewegt. Viele haben der gotischen Kathedrale in Paris bereits einmal einen Besuch abgestattet. Der Augsburger Pfarrer Helmut Haug hat eine besondere Verbindung zu der Kirche.
    Der Brand von Notre-Dame Montagabend hat auch die Augsburger sehr bewegt. Viele haben der gotischen Kathedrale in Paris bereits einmal einen Besuch abgestattet. Der Augsburger Pfarrer Helmut Haug hat eine besondere Verbindung zu der Kirche. Foto: Julien Mattia/Le Pictorium Agency via ZUMA/dpa

    Er sagt, er kann es immer noch nicht fassen. Die Bilder von der brennenden Kathedrale Notre-Dame in Paris lassen Helmut Haug wohl nicht so schnell los. Der Augsburger Pfarrer von St. Moritz ist Montagabend nicht mehr vom Fernseher weggekommen. Auf einem französischen Sender verfolgte er die dramatische Entwicklung an der Seine. Haug hat zu

    Für den Geistlichen ist Paris eine zweite Heimat. Zwei Jahre seines Theologie- und Philosophiestudiums hatte Helmut Haug in der französischen Hauptstadt verbracht. „Ich war 1986/87 in Paris, aber bin seitdem sehr mit der Stadt verbunden. Ich habe immer noch Freunde dort und besuche die Stadt mindestens einmal im Jahr.“ Der verheerende Brand in der gotischen Kathedrale bewegt den 54-jährigen Katholiken sehr. Als er die Berichterstattung vor dem Fernseher verfolgte, habe er weinen müssen. Notre-Dame ist für den Geistlichen nicht irgendeine Kirche.

    Notre-Dame steht für europäische Architekturgeschichte

    „Als Student war ich fast jeden Tag in der Kathedrale, in Frühmessen und in großen Gottesdiensten.“ Vor allem aber liebte Haug die Morgenstunden in Notre-Dame mit ihrer Stille. „In den Momenten spürte man den Geist.“ Haug hatte in fußläufiger Nähe zu Notre-Dame im sogenannten Quartier Latin gewohnt. Es ist das traditionelle Studentenviertel in Paris. Der damals 23-Jährige war bei einer Richterin untergekommen. Auch sie habe ihm viel von früher und Notre-Dame erzählt. Als etwa noch die Hakenkreuzfahnen dort wehten. Die Kathedrale sei für ihn täglich präsent gewesen. Die Kirche, so weist der Augsburger Pfarrer darauf hin, sei einer der ersten gotischen Kirchen Europas gewesen. „Sie steht für eine Epoche der europäischen Architektur- und Kulturgeschichte.“ Es sei auch die gotische Architektur, die Haug so fasziniert.

    „Sie will nichts darstellen oder Macht vermitteln. Vielmehr strahlt sie eine tiefe Frömmigkeit und Spiritualität aus“, erklärt er und fährt leidenschaftlich fort: „Diese Spiritualität spürt man im Raum. Dem kann sich niemand entziehen, der Notre-Dame betritt.“ Mit der Zerstörung durch die Flammen, fürchtet der gebürtige Schwabmünchner, sei auch ein Teil des historischen Gedächtnisses Frankreichs kaputt gegangen. Als Haug am Montagabend vor dem Fernseher saß, sei ihm ein besonderes Erlebnis wieder eingefallen.

    Zufällig sei er in der Stadt gewesen, als Papst Johannes Paul II. gestorben war. Das war nach seinem Studium im April 2005. Als Haug bei Notre-Dame ankam, war die Kathedrale schon brechend voll. „Der ganze Platz davor und auch die Brücke über die Seine waren schwarz vor Menschen. Obwohl so viel los war, herrschte absolute Stille. Dann läutete die große Glocke.“ Es sei ein eindrucksvoller Moment gewesen.

    Weihbischof sorgt sich um Baustelle am Dom

    Auch Weihbischof Anton Losinger ist tief betroffen von den Bildern der brennenden Kathedrale, die er am Montag in den Abendnachrichten gesehen hat. Er sagt, „man denkt sofort an persönliche Erinnerungen. Ich war oft in Paris und immer in Notre-Dame.“ Aus seiner Sicht ist nicht nur ein großes europäisches Kunstwerk von den Flammen schwer beschädigt worden, sondern auch ein Ort der kulturellen und geistigen Identität für die Pariser und die Menschen in ganz Frankreich.

    Großeinsatz in der Karolinenstraße: Die Feuerwehrleute kämpften über Stunden gegen das Feuer, das im Dachstuhl ausgebrochen war.
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    Großbrand in der Karolinenstraße, Feuer bei der Caritas und nun Brand in Inningen: In Augsburg und Umgebung haben in der Vergangenheit viele Brände für Aufsehen gesorgt.

    Losinger ist Domprobst in Augsburg. Auch deshalb lässt ihn der verheerende Brand in Notre-Dame nicht los. In Paris wird untersucht, ob das Unglück auf einer Baustelle in der Kathedrale ausgelöst worden ist. „Man kriegt es mit der Angst“, sagt Losinger. Denn wie in der Pariser Kathedrale laufen auch im

    Domchormesner Helmut Kellerer sagt, für Kirchen gebe es zwei große Gefahren. Die erste Gefahr seien schwere Blitzschläge. Der Augsburger Dom sei schon mehrmals getroffen worden. Durch die technischen Sicherungen sei es bislang aber immer glimpflich abgelaufen. „Die zweite große Gefahr sind Bauarbeiten“, sagt Kellerer. Nach dem Großbrand in Notre-Dame sei man in Augsburg noch stärker sensibilisiert. Am Dienstag habe ein Gespräch über den Stand der brandtechnischen Einrichtungen im Dom stattgefunden. Eine weitere Gefahr können Kriege sein.

    In der Augsburger Bombennacht kam ein Rettungstrupp

    Doch die Augsburger Bombennacht 1944, in der viele Gebäude in Schutt und Asche gelegt wurden, hat der Dom fast unbeschadet überstanden. Losinger erzählt, die Marienkapelle sei getroffen worden, auch der Kreuzgang habe Schäden erlitten. Dass der Dom aber nicht weitergehend zerstört wurde, sei dem damaligen Domkaplan Johann Aichele zu verdanken gewesen. Mit Jugendlichen organisierte er den Brandschutz. Trotz zahlreicher Brandbomben, die in den Dachstuhl des Doms einschlugen, gelang es der jungen Truppe, das Feuer rechtzeitig zu bekämpfen, bevor es weitere Zerstörungen anrichtete.

    An eine ähnliche Katastrophe wie aktuell in Paris mag in Augsburg niemand denken. Sollte es im Dom aber einmal zu größeren Schäden kommen, ist vorgesorgt. Wie Diözesankonservator Michael Schmid erläutert, gibt es sehr viel Dokumentationsmaterial über den Dom, darunter Baupläne, Bücher und Filme. Damit seien Rekonstruktionen des Baudenkmals möglich – ähnlich wie es beim Goldenen Saal des Augsburger Rathauses der Fall gewesen sei.

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