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Augsburg: Brand in Karolinenstraße: Kaufmann und Konditor kämpften gegen das Feuer

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Brand in Karolinenstraße: Kaufmann und Konditor kämpften gegen das Feuer

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    Florian Sellmeir (links) und Konstantin Theiner arbeiten ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Pfersee. Der Einsatz beim Großbrand in der Karolinenstraße war für sie eine neue Erfahrung.
    Florian Sellmeir (links) und Konstantin Theiner arbeiten ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Pfersee. Der Einsatz beim Großbrand in der Karolinenstraße war für sie eine neue Erfahrung. Foto: Peter Fastl

    Wenn Konstantin Theiner in die Innenstadt kommt, kann er nicht anders. Dann muss er sich die Brandruine in der Karolinenstraße anschauen. Auch Florian Sellmeir ist nach wie vor beeindruckt, welche Zerstörung das Feuer in dem historischen Haus angerichtet hat. Es ist noch nicht lange her, da waren die beiden Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Pfersee bei dem Großbrand an vorderster Front im Einsatz. Mit der Berufsfeuerwehr Augsburg waren die

    "Eigentlich wollte ich an dem Abend auf den Plärrer gehen und mir das Feuerwerk anschauen", erzählt der 23 Jahre alte Bürokaufmann Sellmeir. "Doch dann bekam ich leider ein ganz anderes Feuer zu sehen." Theiner, der als Konditormeister in München arbeitet, musste von seiner Wohnung in der Augsburger Innenstadt erst einmal zur Feuerwehr nach Pfersee fahren.

    Bei Einsätzen muss es schnell gehen, doch das ist mitten im Augsburger Berufsverkehr nicht immer einfach, berichtet der 37-Jährige. Obwohl er das gelbe Warnschild "Feuerwehr im Einsatz" am Auto angebracht hatte, hätten ihn viele Verkehrsteilnehmer nicht durchgelassen. "Ich wurde sogar angehupt. Die Leute begreifen das einfach nicht", kritisiert der Feuerwehrmann, der wenig später das erste Mal in seinem Leben für Löscharbeiten auf der Drehleiter der Berufsfeuerwehr stand. "Es ist selten, dass man als Freiwilliger da mit hoch darf", meint Theiner. Aufgeregt sei er nicht gewesen. "Man hat keine Zeit nachzudenken, sondern macht." Manches wird ihm wohl immer in Erinnerung bleiben.

    Haus in Karolinenstraße brannte: "Nicht damit gerechnet, dass ich mit hinein darf"

    Etwa diese "unglaubliche Hitze", die aus dem Brandhaus zu ihm auf der Drehleiter empor stieg. Das Feuer tobte unter dem Dach. Mit dem Druck des Wasserstrahls beseitigte Theiner mit einem Kollegen die Dachziegel, manche zerschlugen sie mit einer Axt. "Dann haben wir reingelöscht." Über Funk hielt Theiner mit dem Drehleitermaschinisten Verbindung. Währenddessen kämpfte sich Kollege Florian Sellmeir mit dem Sicherungstrupp im Brandhaus vor. Sie sollten zunächst nachschauen, ob den Kollegen der Berufsfeuerwehr, die innen bereits löschten, nichts passiert ist. Dann übernahmen die Helfer selbst Löscharbeiten. "Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mit hineindarf", meint der 23-Jährige im Rückblick. Klar, verschiedene Szenarien würden immer wieder geübt. Doch schon oft habe er sich gefragt, wie es wohl in einem brennenden Haus sei. Und nun stand er mittendrin. "Ich war angespannt und konzentriert." Was Sellmeir im Haus Nummer 15 vorfand, beschreibt er als pure Zerstörung.

    Überall Glutnester, Flammen und das Löschwasser, das durch die Hitze heiß wurde. Die Einsatzkräfte der Feuerwehren wechselten sich regelmäßig ab. "Gerade bei Einsätzen mit Atemschutz ist es wichtig, zwischendurch etwas zu trinken und eine Pause zu machen. Alles andere wäre fahrlässig." Sellmeir und Theiner loben die Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr, die gute Koordination vor Ort. Ihnen habe das ein gutes Gefühl in dieser nicht ungefährlichen Situation verschafft. Bis spät in die Nacht dauerten die Arbeiten. Zeit, um sich davon zu erholen, bekamen sie vorerst nicht.

    Mit einem Feuerwehreinsatz kann der Tag lang werden

    Weil bei dem Einsatz Löschwasser in Trinkwasserleitungen geraten war, mussten Theiner und Sellmeir am nächsten Tag mit einem Lautsprecher-Fahrzeug herumfahren, um die Bürgerinnen und Bürger im betroffenen Innenstadtgebiet zu warnen. Wie viele andere Feuerwehrmänner- und frauen in Augsburg auch, opfern die beiden Männer ihre Freizeit dem Feuerwehrdienst.

    Großeinsatz in der Karolinenstraße: Die Feuerwehrleute kämpften über Stunden gegen das Feuer, das im Dachstuhl ausgebrochen war.
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    Großbrand in der Karolinenstraße, Feuer bei der Caritas und nun Brand in Inningen: In Augsburg und Umgebung haben in der Vergangenheit viele Brände für Aufsehen gesorgt.

    Oft haben sie schon einen langen Arbeitstag hinter oder noch vor sich, wenn sie zu einem Einsatz gerufen werden. Vor allem für Konditormeister Theiner, der bereits morgens um vier Uhr aufstehen muss, um nach München zur Arbeit zu fahren, kann ein Tag dann lang werden. Der 37-Jährige ist seit seinem 14. Lebensjahr bei der Freiwilligen Feuerwehr, viele Jahre davon war er auf dem Land im Einsatz und vor allem mit Scheunenbränden und Unfällen befasst. Florian Sellmeir engagiert sich seit elf Jahren.

    Warum beide so eine Leidenschaft für die Feuerwehr hegen? Menschen in Not zu helfen, sei das eine, sagt Florian Sellmeir. Das andere, die Gemeinschaft, die bei der Freiwilligen Feuerwehr gepflegt werde. "Hier arbeiten so viele unterschiedliche Menschen zusammen", erklärt Theiner. "Elektriker, Metallbauer, Schreiner – die Hilfsbereitschaft untereinander ist toll, das gefällt mir." Er selbst habe als Konditormeister für Feuerwehrkameraden freilich auch schon Hochzeitstorten angefertigt. Hinzu käme die Faszination für Technik. Dass sie bei dem Großbrand in der Karolinenstraße an vorderster Front mithelfen konnten, dafür sind die beiden Augsburger dankbar. "Wir haben an Erfahrung dazu gelernt", meint Konstantin Theiner. "Man gewinnt damit mehr Sicherheit", sagt Florian Sellmeir und ergänzt: "Aber man darf sich bei solchen Einsätzen nie zu sicher sein, sonst kann es gefährlich werden."

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