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Augsburg: Böwe Systec: Insolvenzverwalter ernannt

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Böwe Systec: Insolvenzverwalter ernannt

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    Böwe-Systec in Augsburg. Bild: Wyszengrad
    Böwe-Systec in Augsburg. Bild: Wyszengrad

    Die Böwe Systec AG aus Augsburg hat Insolvenzantrag gestellt. Die 600 Mitarbeiter sollen noch drei Monate lang Lohn beziehen.

    Am Freitagnachmittag wurde der Insolvenzverwalter ernannt. Es ist Werner Schneider aus Augsburg. Der Diplom-Kaufmann war auch bei der Insolvenz des Augsburger Ex-Baulöwen Ignaz Walter und des Bobinger Unternehmens Trevira im Einsatz gewesen. Weiterer Insolvenzverwalter ist der Augsburger Fachanwalt Christian Plail.

    "Die Insolvenz trifft uns in Mark und Bein"

    Am Freitagmorgen hatte die Belegschaft die schlechte Nachricht erfahren. Die 600 Mitarbeiter sollen noch drei Monate lang Lohn beziehen.

    "Die Insolvenz trifft uns in Mark und Bein", sagte Böwe-Betriebsratsvorsitzender Claus Bunk wenig später bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Noch am Donnerstagabend habe der Vorstand versichert, die Mitarbeiter könnten "beruhigt in Urlaub gehen", das Wort Insolvenz müsse niemand in den Mund nehmen. Am Freitagmorgen sah die Situation dann anders aus.

    Dabei ist das Unternehmen laut Bunk gut aufgestellt: "Wir haben ein Auftragsvolumen von 18 Millionen Euro und sind das erste Halbjahr voll ausgelastet. Operativ schreiben wir schwarze Zahlen." Was Böwe in die Insolvenz getrieben habe, sei die hohe Schuldenlast. Sie liege im hohen dreistelligen Millionenbereich. Gescheitert sei eine Rettung schließlich an der Weigerung der Banken, eine Lösung für eine Zwischenfinanzierung zu suchen.

    IG-Metallchef Jürgen Kerner sieht die Ursache der Insolvenz "im Größenwahn vergangener Jahre". Dadurch habe sich eine "gigantische Schuldenlast" aufgetürmt, die auch durch eine gute Auftragslage nicht mehr abgearbeitet werden könne. Kerner hofft nun, in den nächsten Wochen sowohl Management als auch Kreditgeber, Mitarbeiter und Stadtspitze an einen Tisch zu bringen. "Es muss uns gelingen, Investoren zu finden, die an die Zukunft der Firma glauben. Interessenten gibt es durchaus."

    Den Insolvenzantrag hatte Böwe Systec beim Amtsgericht Augsburg eingereicht. Der Geschäftsbetrieb solle aber ohne Einschränkungen weiterlaufen, hieß es in einer Mitteilung. Ziel sei es, "das Unternehmen binnen einer möglichst kurzen Frist auch von der Kapitalstruktur wieder solide aufzustellen".

    Das Unternehmen hatte Anfang 2009 ein umfassendes Restrukturierungsprogramm mit dem Abbau von 120 Mitarbeiterstellen eingeleitet und will das Projekt auf Basis des Insolvenzrechts abschließen. Man wolle die Böwe Systec AG als Ganzes zu erhalten.

    Die gesamte Böwe-Gruppe beschäftigt rund 3600 Mitarbeiter. Die Stimmung bei den Mitarbeitern war schon vorher auf dem Nullpunkt. Nach Auftragseinbruch, mehrfachem Wechsel im Vorstand, nach Kurzarbeit, Ertrags- und Schuldenfiasko hatte vor wenigen Tagen der bisherige Hauptaktionär des Augsburger Kuvertiermaschinenherstellers Insolvenz angemeldet. Unklar ist, ob aus dem Böwe Systec Konzern weitere Gesellschaften einen Insolvenzantrag stellen werden. Nicole Prestle

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