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Augsburg: Bob Dylan, der größte Literat?

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Bob Dylan, der größte Literat?

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    Endlich oder warum nur – der Nobelpreis für den Musiker spaltet auch die Augsburger. Warum ein Buchhändler auf einen anderen hoffte und ein Autor freudig lachte.
    Endlich oder warum nur – der Nobelpreis für den Musiker spaltet auch die Augsburger. Warum ein Buchhändler auf einen anderen hoffte und ein Autor freudig lachte. Foto: dpa

    Preisverdächtig, oder nicht? Das Bob Dylan den Literaturnobelpreis erhält wird seit Tagen heiß diskutiert. Am musikalischen Werk des 75-Jährigen gibt es von Kritikern nichts auszusetzen. Vielmehr wird hinterfragt, ob der Musiker in der Sparte Literatur richtig aufgehoben ist. Auch in Augsburg gibt es darüber unterschiedliche Ansichten.

    Meinolf Krüger vom Taschebuchladen ist eigentlich ein „großer Bob Dylan-Fan“, wie er sagt. Doch dann kommt schon das große aber. Das aber, das sich bei vielen Literaturbegeisterten nach der Wahl des diesjährigen Literaturnobelpreisträgers geradezu aufzwängt. „Aber das ist doch eine andere Sparte, ein anderes Genre“, betont Krüger, der interessiert die daraus entstandene Diskussion in den Feuilletons verfolgt. Dort wird debattiert: Was gehört zur Literatur und was nicht. Für Krüger ist Bob Dylan ein toller Texter, für den Nobelpreis hätte er sich aber jemanden anderen gewünscht. „Jemanden, den man durch die Preisverleihung neu entdecken kann. Ein afrikanischer Autor wäre beispielsweise schön gewesen“, sagt er. Denn gerade auch unter den Lesern würde sich, sobald der Name des Preisträgers einmal feststeht, eine gewisse Neugier einstellen. Krüger: „Das war beim französischen Schriftsteller Patrick Modiano vor zwei Jahren so. Erst durch seine Auszeichnung mit dem

    Nicht mehr Nachfrage

    Und auch die Literaturnobelpreisträgerin des vergangenen Jahres, die Weißrussin Swetlana Alexijewitsch, sorgte für Nachfrage. Bei Bob Dylan rechnet Meinolf Krüger mit keinem gesteigerten Interesse. „Seine Lyrics sind etwas für Liebhaber. Die Dylan-Fans haben die ohnehin schon. Die CD-Läden werden ebenfalls nicht profitieren, weil seine Fans schon alle Platten haben“, sagt der Buchhändler.

    Poetry-Slam-Master Horst Thieme sieht das ganz anders: „Auch wenn sich jetzt einige Buchhändler grämen: Der Preis für Bob Dylan macht absolut Sinn.“ Denn die die heutige Trennung von Literatur und Musik sei neu. Traditionell würden Sprache, deren Klang und Rhythmus, sowie Inhalt und Struktur zusammengehören. Thieme: „So wurden die großen Geschichten zu uns überliefert – seien es Odysseus Erlebnisse oder das Nibelungenlied. Spoken Word bringt das heute bei Poetry Slams wieder zusammen.“ In seinen Augen ist Bob Dylan ein großer Zauberer der Sprache und habe den Preis absolut verdient.

    Und auch der Augsburger Autor Franz Dobler findet, dass Bob Dylan den Literaturnobelpreis „zu Recht“ erhält. „Bei den Kritikern heißt es jetzt, dass dann ja viele Songwriter den Literaturpreis verdient hätten. Aber wer soll das sein? Er ist der Einzige. Er hat die Grenze zwischen Lyrics und Lyrik aufgehoben“, sagt Dobler, der den Musiker bereits dreimal live gesehen hat.

    Eine alte Debatte

    Dass Argument, seine Texte würden ohne Musik nicht funktionieren, lässt Dobler nicht gelten. „Diese Betrachtungsweise ist von gestern. Seine Texte funktionieren sehr wohl ohne Musik. Es gibt genügend Sprachaufnahmen von ihm.“ Für den Autor ist die Debatte nach der Bekanntgabe des Preisträgers ein „altes Spiel“. „Jeder Preisträger ist umstritten“, sagt er. Er habe sich mit Dylan gefreut. Dobler hatte das Radio eingeschaltet und sich gewundert, dass ein Dylan-Song lief: „Als gesagt wurde, dass er den Literaturnobelpreis gewonnen hat, musste ich vor Freude laut lachen.“

    Lehrer Udo Legner von der Fachstelle Jungend und Bildung befindet sich seit der Bekanntgabe in einem wahren Freudentaumel. Er ist ein großer Fan des amerikanischen Musikers. Seit seinem ersten Dylan-Konzert 1978 auf dem Nürnberger Zeppelinfeld hat er ihn schon auf über 20 Konzerten gesehen. „Ich warte schon lange darauf, dass er ihn erhält“, sagt Legner. Durch Dylan habe die Popmusik eine ganz andere Dimension erreicht. „Es ist Popmusik mit Inhalten, mit Referenzen und Anspielungen. Durch ihn wurde die Popmusik anspruchsvoller.“

    Was kennen Schüler?

    Legner bewundert die Vielschichtigkeit des Künstlers. „Er hat immer wieder andere Wege eingeschlagen und hat sich nicht auf der erfolgreichen Schiene ausgeruht.“ Den Lehrer würde es freuen, wenn nun auch wieder mehr junge Menschen Zugang zu Dylan finden würden. „Meine Schüler kenne meist nur sein ,Blowin‘ in the Wind’“.

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