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Augsburg: Blühen Augsburgs Bienenweiden nur diesen Sommer?

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Blühen Augsburgs Bienenweiden nur diesen Sommer?

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    Seit dem Bienen-Volksbegehren bemühen sich viele Landwirte und Firmen darum, Blühwiesen anzulegen. Auch in Augsburg, hier in Lechhausen.
    Seit dem Bienen-Volksbegehren bemühen sich viele Landwirte und Firmen darum, Blühwiesen anzulegen. Auch in Augsburg, hier in Lechhausen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Blumenwiesen statt Maisäcker. Beim Augsburger Landwirt Andreas Burkhardt kann man sehen, wie das geht. Der Bauer hat im Frühjahr Ackerland in Blühflächen für Wildbienen und andere bedrohte Insekten umgewandelt. Sein Projekt zusammen mit privaten Paten, die Geld gaben, läuft in diesem Sommer sehr erfolgreich, wie er sagt. Auch Augsburger Firmen haben neue Blumenwiesen für mehr Artenvielfalt in der Stadt geschaffen. Aber wie geht es weiter, wenn diese im Herbst verblüht sind?

    Hintergrund der Aktivitäten gegen das große Insektensterben war das erfolgreiche Volksbegehren "Rettet die Bienen" . Viele Menschen wollten, dass sich schnell etwas ändert. Landwirte boten als Reaktion auf die Forderungen Blühwiesen für mehr Artenvielfalt an, an denen sich Bürger beteiligen sollten.

    150 Privatleute haben sich engagiert

    Bei Jungbauer Andreas Burkhardt im Stadtteil Lechhausen haben rund 150 Privatleute mitgemacht. Sie haben nach seinen Angaben rund 7000 Euro beigesteuert, damit er Äcker für Mais und Getreide in Bienenweiden umwandeln konnte. Burkhardt sagt, er habe dieses Jahr rund 27000 Quadratmeter intensiv bewirtschaftetes Ackerland entlang der Blücherstraße an der Stadtgrenze von Augsburg in artenreiche Blühwiesen verwandelt. Einen Teil der Fläche habe er auf eigene Rechnung beigesteuert. „Ich wollte auch meinen Beitrag leisten.“ Andreas Burkhardt ist mit seinem Projekt im ersten Jahr sehr zufrieden. Mit den Einnahmen aus den Patenschaften könne er seine Ernteausfälle bei Mais und Getreide ausgleichen und bekomme den Mehraufwand für die Pflege der Bienenweide bezahlt, sagt er. „Ich würde gerne weitermachen, denn für ein Jahr macht es wenig Sinn für die Umwelt.“

    Der Jungbauer hofft nun, dass die Bienenweiden-Paten nicht abspringen. Denn er hätte noch weitere Ideen. Beispielsweise würde er gerne ein Wildbienen-Hotel aufstellen, um die Artenvielfalt auf seiner Fläche weiter zu verbessern. Burkhardt hat aber auch Sorge, das Interesse aus der Bevölkerung könnte schon bald wieder nachlassen. Inzwischen wurde das Gesetzespaket für mehr Artenvielfalt im Freistaat verabschiedet. Es verpflichtet Landwirte ohnehin zu zahlreichen Maßnahmen. Die Frage sei, ob sich Privatleute dann noch weiter engagieren wollen, sagt Burkhardt. Etwas stimmt ihn jedoch optimistisch: Fürs kommende Jahr habe er schon einige Anmeldungen von Paten bekommen.

    Auch Firmen engagieren sich in Augsburg für Artenvielfalt

    In Augsburg setzen sich aber nicht nur Bürger für Blühwiesen in der Stadt ein. Auch etliche Firmen engagieren sich in diese Richtung. Ein Beispiel ist der mittelständische Blechverarbeitungsbetrieb de Crignis. Geschäftsführer Herwig Kleiner sagt, Anfang dieses Jahres habe man sich Gedanken gemacht, was man mit Brachflächen auf dem Firmengelände an der Aulzhausener Straße anfangen könnte. Diese würden für eventuelle Erweiterungen des Unternehmens vorgehalten, derzeit aber nicht genützt. Bei de Crignis entschied man sich dafür, mit speziellen Saaten auf rund 1500 Quadratmetern eine artenreiche Blühwiese anzulegen. Kosten: rund 5000 Euro. Kleiner sagt, mit dem Ergebnis der Aktion sei er sehr zufrieden. Bislang habe man die Brache oft mähen müssen, das Ergebnis sei nicht besonders gut gewesen. Bisher sei das Gelände auch immer wieder von Fremden auch als Schuttabladeplatz missbraucht worden. Seit dort unterschiedliche Blumen blühen, brummt es von Insekten – und es duftet.

    Auf der schönen Blühwiese sei die Hemmschwelle für illegalen Schuttablagerungen auch höher, so Kleiner. Er will das Projekt in den kommenden Jahren fortführen. „Unsere Mitarbeiter und viele Passanten finden es toll.“ Auch benachbarte Unternehmen hätten sich schon danach erkundigt.

    Blühwiesen helfen zudem beim Schutz des Augsburger Trinkwassers. Das kann man sich jetzt bei einem Spaziergang durch den Stadtwald anschauen. Nach Angaben Stadtwerke gibt es momentan in den Trinkwasserschutzgebieten in Augsburg und Königsbrunn wunderschöne Beispiele zu sehen. Ermöglicht werde dies durch den gemeinsamen Einsatz zusammen mit dem Landschaftspflegeverband und dem städtischen Forstamt.

    Auch Pflanzen-Raritäten siedeln sich so an

    Bei den Blühbrachen handelt es sich um aktuell nicht für landwirtschaftlichen Anbau genutzte Felder, die mit Wildblumen und -kräutern bepflanzt werden. Durch diese natürliche Vegetation wachsen im Bereich der Lechheiden auch zahlreiche Raritäten: Die Sumpfgladiole hat hier ihr weltweit größtes Vorkommen. Mit den Geldern der Stadtwerke können die Blühwiesen für einige Jahre unterhalten und dann an anderer Stelle wieder neu angelegt werden. Ein Beispiel: In diesem Jahr kam im Bereich der Schleifenstraße bei Königsbrunn ein großer Acker mit vier Hektar Fläche hinzu. Dort werden zwei verschiedene Blütenmischungen getestet.

    Als ein großes Problem für die Artenvielfalt und auch fürs Trinkwasser gelten Düngemittel, die Landwirte bei der intensiven Bewirtschaftung von Feldern und Grünland einsetzen. Auch dazu gibt es ein Vorzeigeprojekt. Das „Augsburger Modell“ ist ein Vereinbarungskonzept zwischen den Stadtwerken und den Landwirten im Trinkwasserschutzgebiet. Teil der Vereinbarung ist es, dass die Landwirte gegen eine Ausgleichszahlung auf bestimmte Düngemittel verzichten und nur noch umweltverträgliche Pflanzenschutzmittel verwenden. Diese richten sich auch nach der Wasserschutzzone, in der das jeweilige Feld liegt. Am Ende einer Vegetationsperiode wird das Ergebnis überprüft. Es werden Bodenproben entnommen und auf ihren Nitratgehalt getestet. Diese Kontrolle entscheidet über die Höhe der Vergütung für die Landwirte. Zusätzlich zu einem festen Betrag erhalten sie eine „Nitratprämie“. Diese fällt nach Angaben der Stadtwerke umso höher aus, je niedriger der Nitratgehalt ist.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Eva Maria Knab: Blühwiesen: So wird es mehr als ein Trend

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