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Augsburg: Bleibt Augsburg beim Bahnverkehr Richtung Süden zurück?

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Bleibt Augsburg beim Bahnverkehr Richtung Süden zurück?

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    Der Augsburger Hauptbahnhof aus der Luft. Auf den Strecken von Augsburg in Richtung Süden gibt es keine Gleise mit Oberleitung.
    Der Augsburger Hauptbahnhof aus der Luft. Auf den Strecken von Augsburg in Richtung Süden gibt es keine Gleise mit Oberleitung. Foto: Ulrich Wagner

    Es gilt bei der Bahn als ein Jahrhundertprojekt. Rund 850 Millionen Euro wird es insgesamt verschlingen, Brücken und Bahnübergänge wurden dafür neu gebaut, in Lindau am Bodensee entstand sogar ein neuer Fernverkehrsbahnhof. Rund 155 Kilometer Bahnstrecke zwischen München und Lindau wurden in den vergangenen Jahren mit einer Oberleitung versehen. Ab Mitte Dezember können hier elektrische Züge fahren. Geplant ist eine neue Achse zwischen München und Zürich, Fahrtzeit unter vier Stunden. So schnell, dass es sich nicht lohnt, ins Flugzeug zu steigen. Augsburg spielt bei diesem Bahnprojekt bislang überhaupt keine Rolle. Die Stadt ist, was die Verbindung in Richtung Allgäu angeht, auf dem Abstellgleis. Dabei könnte auch die drittgrößte Stadt Bayerns profitieren, wenn der politische Wille da sei, meint der CSU-Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich. Es geht um eine Lücke.

    Wichtiges Projekt: Die eingleisige Bahnstrecke zwischen Neu-Ulm und Memmingen soll elektrifiziert werden.
    Wichtiges Projekt: Die eingleisige Bahnstrecke zwischen Neu-Ulm und Memmingen soll elektrifiziert werden. Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)

    Die Lösung sieht der CSU-Mann in der relativ kurzen Bahnstrecke zwischen Augsburg und Buchloe. Die zweigleisige Strecke ist rund 40 Kilometer lang und hat bisher keine elektrische Oberleitung. Auf ihr können nur Dieselzüge fahren. Ullrich fordert, dass diese Verbindung möglichst schnell auch noch elektrifiziert wird. Damit, so der Politiker, ergäben sich mit einem Schlag ganz neue Möglichkeiten für den Bahn-Fernverkehr über Augsburg. Er denkt daran, dass man eine Direktverbindung zwischen Augsburg und Zürich einrichten könnte. Es müsse kein eigener Zug dafür fahren, die Züge aus Augsburg könnten in Buchloe mit den Zügen aus München gekoppelt werden. Auch eine weitere Anbindung nach Norden in Richtung Nürnberg wäre dann möglich, sagt Ullrich.

    Oberleitung für Zugstrecke von Augsburg nach Buchloe: 40 bis 80 Millionen Euro?

    Für Augsburg wäre das ein wichtiger Bonus, sagen auch andere Bahnexperten. Und er wäre vergleichsweise günstig zu haben. Die Strecke hat keine Tunnels und nicht viele Brücken und Bahnhöfe – das wären alles Hindernisse, die den elektrischen Ausbau teuer machen würden. Eine Faustregel besagt, dass man pro Kilometer Elektrifizierung mit Kosten von ein bis zwei Millionen Euro rechnen muss. Bei Augsburg-Buchloe lägen die Kosten demnach zwischen 40 und 80 Millionen Euro. Gemessen an dem, was Bahnprojekte sonst so verschlingen, eine überschaubare Summe. "Die Region muss sich für dieses Projekt stark machen", sagt Ullrich.

    Eigentlich müsste das relativ einfach sein, könnte man meinen: Sowohl das Verkehrsministerium in Bayern wie auch das im Bund werden von CSU-Ministern geleitet. Allerdings scheint die Verbindung von Augsburg ins Allgäu in den Ministerien keine allzu große Lobby zu haben. Es geht vor allem um die Frage, wer zahlen soll. Der Freistaat will es derzeit nicht finanzieren, aus Sicht des bayerischen Verkehrsministeriums gibt es Strecken, auf denen ein E-Ausbau wichtiger ist – etwa die stark befahrene eingleisige Strecke von Neu-Ulm über Memmingen nach Kempten.

    Der Freistaat hat Augsburg-Buchloe zwar für ein Bundesprogramm zur Elektrifizierung von wichtigen Güterverkehrslinien angemeldet. Doch ob die Strecke da zum Zug kommt, ist ungewiss. Noch in diesem Jahr könnte sich das entscheiden. Das Bundesverkehrsministerium nannte auf eine Anfrage unserer Redaktion hin allerdings keine Details, eine Nachfrage ließ es erst einmal unbeantwortet. Minister Andreas Scheuer (CSU) wird in Bahnkreisen nachgesagt, sein Interesse an Augsburg sei nicht besonders hoch. Ullrich sagt, das könne man so nicht sehen. Er habe mit beiden Ministern schon über das Thema gesprochen.

    IC nach Oberstdorf: Diesel-Fernzüge sind ein Auslaufmodell

    Wird die Achse in Richtung Allgäu nicht elektrifiziert, so werden dort aber auch keine neuen Fernzüge fahren. Denn die Bahn setzt im Fernverkehr immer weniger auf Dieselloks. Aktuell fährt über die Strecke Augsburg – Buchloe im Fernverkehr nur der Intercity „Nebelhorn“, der Hamburg mit Oberstdorf verbindet. Im diesjährigen Fahrplan fährt er einmal täglich je Richtung, aber nicht vom 9. Juli bis 9. November.

    Ein Bahnsprecher sagt auf Anfrage unserer Redaktion, es gebe derzeit keine Planungen, nach der Elektrifizierung der Strecke München – Lindau an diesem Zug etwas zu ändern. Er bestätigt allerdings auch, dass Diesel-Züge ein Auslaufmodell sind. In Deutschland gebe es nach der Elektrifizierung zwischen München und Lindau außer auf der Linie nach Oberstdorf nur noch touristische Diesel-Fernzüge in Richtung Westerland und Fehmarn.

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