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Augsburg: Bleiben die Stadtteile auf der Strecke?

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Bleiben die Stadtteile auf der Strecke?

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    In der Jakobervorstadt muss die Sanierung warten.
    In der Jakobervorstadt muss die Sanierung warten. Foto: Anne Wall

    Sabine Hofmann spricht von einer „Katastrophe“. Seit Jahren wartet die Jakobervorstadt auf eine Erneuerung. „Straßenführung, Grünflächen, Wege, das Augusta-Bräu-Gelände – all das gehört in eine Planung aus einem Guss“, sagt die Vorsitzende des Stadtteilvereins. Doch passieren wird nun erstmal nichts.

    Wie berichtet, hatte der Finanzausschuss im Hinblick auf die angespannte Haushaltslage auf Vorschlag von Finanzbürgermeisterin Eva Weber beschlossen, das Stadtteilentwicklungskonzept nochmal in die Wartschleife zu schicken. Das Stadtplanungsamt hatte dafür nachträglich 145000 Euro beantragt. Die Begründung der Stadt: Wenn man nun zusammen mit Bürgern ein Konzept entwickle, dann wecke man Erwartungshaltungen, die bis auf Weiteres nicht erfüllbar seien.

    Und die Jakobervorstadt ist nicht der einzige Stadtteil, dem es zu langsam geht. Am Hochzoller Zwölf-Apostel-Platz, so Richard Ziegelmeier, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Zwölf-Apostel-Platz, warte man vergeblich auf eine Sanierung. „Der Platz ist nicht nur für die Nahversorgung der südlichen

    Dabei war die Stadtteilentwicklung – nachdem in der vergangenen Legislatur viel Geld in die Innenstadt geflossen war – im Wahlkampf parteiübergreifend ein großes Thema. Fast unisono hieß es, man müsse die Stadtteile stärken.

    Geld für zwei Projekte

    Baureferent Gerd Merkle (CSU) kennt die Klagen von Bürgern. „Wir sind am Thema Stadtteile dran“, sagt er. In der Tat hat der Finanzausschuss zwar die Jakobervorstadt in die Warteschleife geschickt, für Lechhausen (Flößerpark) und Hochzoll (alte Schule) aber Geld locker gemacht.

    Konzepte gibt es für etliche Stadtteile. Häufig steht im Mittelpunkt, die Stadtteilzentren zu erhalten, denn ohne Geschäfte und Aufenthaltsqualität verlieren Viertel ihre soziale Mitte. In anderen Stadtteilen – wie der Jakobervorstadt – gibt es Veränderungen, auf die man reagieren muss, etwa Spielhallen statt Geschäften. „Die Jakobervorstadt hätte es aus vielen Gründen verdient, sofort dranzukommen“, sagt Merkle.

    Allerdings müsse er zur Kenntnis nehmen, dass das Geld im Haushalt weniger wird. Mit einem Bebauungsplan wolle man zumindest verhindern, dass die Jakobervorstadt in eine Abwärtsspirale gerät. Und auch für den Zwölf-Apostel-Platz macht Merkle Hoffnung: Für 100000 Euro werde die genaue Planung fertiggestellt. Kommendes Frühjahr soll sie fertig sein. 2017 wolle man die Sanierung des Platzes, auf dem sich die Bodenplatten verschieben, angehen.

    Sollte sich dieser Zeitplan einhalten lassen, werden es in Hochzoll sieben Jahre sein zwischen ersten Überlegungen und dem Baubeginn. Aus Bürgersicht ist das für eine Platzsanierung eine kleine Ewigkeit. Tobias Häberle hat im Stadtplanungsamt schon mehrere Stadtteilentwicklungen begleitet. „Wenn man am Anfang zu den Bürgern rausgeht, dann gibt es Projektskizzen, etwa wo eine Straße verengt werden könnte. Das sieht schon fertig aus und die Leute denken: Jetzt kommen die Bagger.“ Aber aus Sicht der Planer geht es dann erst richtig los. Aus der Idee muss ein Bauplan werden, der Stadtrat muss entscheiden, Fördergelder müssen beantragt werden, mitunter muss man ein privates Grundstück kaufen. „Vom Anfang bis zur Umsetzung eines Konzepts für einen Stadtteil stehen leicht 15 Jahre“, sagt Amtsleiter Norbert Diener.

    Einzelhandel stärken

    Denn bei integrierten Konzepten für Stadtteile geht es nicht nur darum, ein paar Verkehrsinseln zu platzieren und Pflaster zu verlegen, sondern man überlegt, was das für die Menschen vor Ort bedeutet, und wie man Maßnahmen zu einer Strategie bündelt, etwa indem man auch den Einzelhandel vor Ort stärkt. Mitunter wird ein Quartiersmanager installiert, der als Ansprechpartner zur Verfügung steht.

    Merkle sagt, man versuche, das zur Verfügung stehende Geld auf alle Stadtteile zu verteilen, in denen etwas läuft. Anders als Schritt für Schritt komme man dabei nicht voran. Gleichzeitig müsse man immer die staatlichen Fördergelder im Auge behalten, ohne die Maßnahmen ohnehin nicht möglich sind. Kann die Stadt ihren Eigenanteil nicht aufbringen, dann sind auch mehrere Millionen Euro Fördermittel weg.

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