Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Bismarckviertel: Wird die historische Villa doch abgerissen?

Augsburg

Bismarckviertel: Wird die historische Villa doch abgerissen?

    • |
    Die alte Villa in der Augsburger Hochfeldstraße 15 wird jetzt auf ihre Denkmaleigenschaft geprüft.
    Die alte Villa in der Augsburger Hochfeldstraße 15 wird jetzt auf ihre Denkmaleigenschaft geprüft. Foto: Ulrich Wagner

    Was geht vor sich in der unbewohnten Villa an der Hochfeldstraße 15? Anwohner beobachten, dass in dem historischen Gebäude offenbar umfangreiche Räumungsarbeiten stattfinden. Gerüchte machen die Runde, wonach dem umkämpften Bau im Bismarckviertel womöglich doch der Abbruch drohen könnte. Auch eine Besucherin in der Villa sorgte diese Woche für Aufsehen. Es war eine Mitarbeiterin des Landesamtes für Denkmalpflege, die das Gebäude unter die Lupe nahm.

    Daniel Karrasch von der Bürgerinitiative Bismarckviertel berichtet, zuletzt seien immer wieder Möbel und Schutt aus der Villa weggefahren worden. Ein Anwohner habe von einem Arbeiter die Auskunft bekommen, dass Strom, Gas und Wasser abgestellt wurden, um den Abbruch vorzubereiten. Belastbare Informationen seien nicht zu bekommen gewesen, heißt es bei der Bürgerinitiative, die für den Erhalt des typischen historischen Gebäudes in ihrem Stadtteil kämpft.

    Noch gibt es keine Klage gegen Augsburgs neue Erhaltungssatzung

    Der neue Eigentümer will sich derzeit nicht öffentlich äußern, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll. Bekannt ist, dass der Geschäftsmann die Villa abreißen will, um einen größeren Neubau auf dem Grundstück zu errichten. Doch auch der Stadtrat sah in diesem Fall Handlungsbedarf. Um typische Bauten wie diesen im Bismarckviertel vor dem anhaltenden Bauboom in Augsburg zur retten, beschloss er im Frühjahr eine Erhaltungssatzung. Sie gilt für mehrere Straßenzüge, auch für die Hochfeldstraße.

    Anwohner hatten im Bismarckviertel gegen den geplanten Abriss der Villa demonstriert.
    Anwohner hatten im Bismarckviertel gegen den geplanten Abriss der Villa demonstriert. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Nach Angaben des Baureferats ist damit der Abbruchantrag für die Villa nicht genehmigungsfähig. Bislang liege der Stadt Augsburg auch keine Klage gegen die Erhaltungssatzung vor.

    Einige Bürger befürchten, dass der Schutzstatus für das Gebäude über die städtische Erhaltungssatzung rechtlich nicht ausreichen könnte. Sie brachten Petitionen an den Landtag ins Rollen, um die Villa unter Denkmalschutz zu stellen. Das Problem: Die zuständige Expertin des Landesamtes für Denkmalpflege hatte sich zunächst gegen einen Schutz ausgesprochen, weil der ursprüngliche Bau im Krieg stark beschädigt und danach wieder aufgebaut worden war. Offenbar hatte man im Landesamt aber nur nach Aktenlage entschieden. Die Villa wurde nicht auf ihre Denkmalwürdigkeit untersucht.

    Denkmalpflegerin nimmt Villa im Bismarckviertel unter die Lupe

    Diese Woche hat es einen Ortstermin gegeben. Am Dienstag wurde die Expertin von Anwohnern in der Villa gesichtet. Das Landesamt bestätigte, dass eine Ortseinsicht mit Innenbegehung zur Prüfung der Denkmaleigenschaft stattgefunden hat. "Die Prüfung des Objekts wird bevorzugt behandelt, ist allerdings noch nicht abgeschlossen", teilte Julia Steinbach von der Pressestelle mit.

    Wie die Chancen stehen, dass die Villa unter Denkmalschutz oder Ensembleschutz gestellt wird, ist unklar. Vieles ist nicht mehr original. Die beiden Augsburger Architekturhistoriker Barbara Wolf und Gregor Nagler sehen jedoch wichtige Gründe, warum das Gebäude erhalten werden sollte. Sie verweisen auf die besondere Baugeschichte.

    Experten verweisen auf besondere Baugeschichte der Villa

    Danach wurde die Villa um 1902 von den Architekten Albert Jack und Maximilian Wanner errichtet. Das Architekturbüro zählte um 1900 zu den erfolgreichsten und angesehensten in der Stadt. Bauherr war der Unternehmer Hermann Diesel, ein Vetter des berühmten Ingenieurs und Erfinders Rudolf Diesel. Zwar wurde die ursprüngliche Jugendstil-Villa im Krieg schwer beschädigt und danach in etwas einfacherer Form wieder aufgebaut. Zusammen mit den benachbarten Reihen- und Mietshäusern bilde sie jedoch eine in sich geschlossene, aufeinander abgestimmte und reizvolle Baugruppe, so die beiden Experten.

    Die historische Villa an der Perzheimstraße steht inzwischen unter Denkmalschutz
    Die historische Villa an der Perzheimstraße steht inzwischen unter Denkmalschutz Foto: Ulrich Wagner

    In einem anderen Fall des Augsburger Villenstreits hat das Landesamt bereits entschieden. Die bis dahin ebenfalls nicht geschützte "rote Villa" im Thelottviertel wurde im März quasi in letzter Minute als Baudenkmal ausgewiesen. Der dortige Eigentümer will das Gebäude an der Perzheimstraße 36 ebenfalls abbrechen, um auf dem Grundstück einen Neubau zu errichten. Der Bau im Stil der Heimatschutzbewegung stammt aus dem Jahr 1911/12 und wurde von dem bekannten Augsburger Architekten Sebastian Buchegger errichtet.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden