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Augsburg: Bei Wohnhausbrand in Augsburg spielen sich dramatische Szenen ab

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Bei Wohnhausbrand in Augsburg spielen sich dramatische Szenen ab

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    Allein von der Feuerwehr waren 32 Retter bei einem Brand in Lechhausen im Einsatz. Sie retteten sechs Menschen.
    Allein von der Feuerwehr waren 32 Retter bei einem Brand in Lechhausen im Einsatz. Sie retteten sechs Menschen. Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg

    Für Gerhard Müller (Name geändert) ist der Mittwochabend zuerst ein Abend wie immer. Nach der Arbeit kauft der 59-Jährige im Supermarkt ums Eck etwas für das Abendbrot ein. In seiner Wohnung im zweiten Stock des Mehrfamilienhauses in Lechhausen setzt sich der Stadtwerke-Mitarbeiter dann an den Schreibtisch und liest die Zeitung. Seine direkte Nachbarin aus der obersten Etage, auch alleinstehend, bringt sie ihm täglich vorbei, wenn sie damit fertig ist. Als Müller zufällig aus dem Fenster sieht, verharrt sein Blick. "Dicker Qualm zog vorbei. Vor dem Fenster wurde es immer dunkler", erzählt er einen Tag danach im Innenhof des Hauses. Das Gebäude in der Katzbachstraße ist nach einem Brand erstmal nicht mehr bewohnbar. Der Lechhauser, der sich noch ein paar Sachen aus seiner Wohnung holt, ist vorübergehend bei einer Freundin untergekommen. Aufwühlende Stunden liegen hinter ihm.

    Brand in Lechhausen: Feuer bricht in Parterrewohnung aus

    Es ist nicht nur ein schwerer Brand, zu dem die Berufsfeuerwehr am Mittwochabend gegen 20.30 Uhr in die Katzbachstraße gerufen wird. Bei dem Einsatz geht es vor allem um die Rettung der sechs Bewohner. Das Feuer bricht in einer der beiden Parterrewohnungen aus. Zwei Menschen werden an dem Abend schwer verletzt, sie müssen per Rettungshubschrauber in zwei Kliniken geflogen werden.

    In der Dachwohnung im Haus nebenan unterhält sich der 27 Jahre alte Nicolai Koza am Mittwochabend gerade per Videochat mit einem Freund. Sie tauschen sich über Spiritualität und Numerologie aus - Themen, die die jungen Männer faszinieren. Plötzlich hört Koza von draußen Rufe: "Feuer, Feuer". Dann schreit auch sein Mitbewohner, dass es brennt. Bis er seinem Chat-Freund begreiflich macht, dass es nebenan wirklich brennt und das kein Witz sei, dauert es einen kleinen Moment. Koza und sein Mitbewohner schnappen sich ihre Feuerlöscher und rennen die Treppen herunter nach draußen. Sie wollen im Nachbarhaus helfen, doch da kommen schon die Rettungskräfte.

    Ein Blick in das verrußte Treppenhaus.
    Ein Blick in das verrußte Treppenhaus. Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg

    Feuerwehrsprecher: "Es hat heftig gebrannt"

    "Wir hatten es nicht weit von der Hauptfeuerwache, aber dennoch hat es bereits heftig gebrannt", berichtet Friedhelm Bechtel, Sprecher der Berufsfeuerwehr. Das Feuer ist in der Wohnung eines allein stehenden Mannes im Parterre ausgebrochen. Durch die Hitze der Flammen wird eine Fensterscheibe zerstört. Das ist fatal, weil die Sauerstoffzufuhr den Brand dann noch weiter entfacht. Das Haus besteht aus fünf Wohnungen, sechs Menschen leben dort.

    Gerhard Müller legt die Zeitung beiseite, als er den Rauch wahrnimmt. Er schaut aus dem Fenster, registriert, dass es unten im Haus brennt, öffnet kurz seine Wohnungstür. "Wissen Sie, wie lange ich meine Tür geöffnet hatte?", fragt er, um gleich zu antworten: "Eine halbe Sekunde, dann machte ich sie wieder zu. Der Rauch im Treppenhaus war so dick." Und er wisse schließlich, dass Rauch das Tödlichste bei einem Brand sei. Müller hat keinen Fluchtweg, er sitzt in der Falle. Geistesgegenwärtig schnappt er sich eine Taschenlampe, geht damit von Fenster zu Fenster, macht von dort aus mit der Lampe auf sich aufmerksam. Polizei, Rettungsdienst und Berufsfeuerwehr sind da bereits vor Ort. Allein von der Feuerwehr sind elf Fahrzeuge mit 32 Einsatzkräften angerückt. Auch der Wagen mit der Drehleiter ist dabei. Müller sagt, er habe in dem Moment keine Angst gehabt.

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    Bewohner macht sich am Fenster mit Taschenlampe bemerkbar

    "Wenn man in seiner eigenen Bude ist und weiß, dass die Feuerwehr kommt", sagt er, "was soll da passieren?" Die Einsatzkräfte auf der Straße bemerken das Licht seiner Taschenlampe. Er sieht, wie ein Retter mit den Händen gestikuliert und hochzeigt: Da oben ist noch jemand. Der 59-Jährige wird mit der Drehleiter gerettet. Er wird im Großraumrettungswagen der Berufsfeuerwehr auf Rauchgasvergiftung untersucht und versorgt. Wie auch die anderen drei Bewohner, die gerettet wurden. Für den 59 Jahre alten Mann, der in der Wohnung wohnte, in der das Feuer ausgebrochen ist, und für eine 73 Jahre alte Frau endet der Brand weniger glimpflich. Wie Feuerwehrsprecher Bechtel berichtet, erlitten sie durch den hochgiftigen Brandrauch schwere Verletzungen und wurden in die Spezialkliniken nach Bogenhausen und Ulm geflogen.

    Großeinsatz in der Karolinenstraße: Die Feuerwehrleute kämpften über Stunden gegen das Feuer, das im Dachstuhl ausgebrochen war.
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    Großbrand in der Karolinenstraße, Feuer bei der Caritas und nun Brand in Inningen: In Augsburg und Umgebung haben in der Vergangenheit viele Brände für Aufsehen gesorgt.

    Einen Tag danach liegt um das Haus immer noch beißender Geruch in der Luft. Das zerborstene Fenster in der Parterrewohnung ist mit Brettern zugenagelt. Die Wohnung ist ausgebrannt. In einem der Zimmer liegen verkohlte Decken und Kartons auf dem Boden, das Sofa ist nur noch ein Gerippe. Auch wenn die Feuerwehr die Flammen nach 25 Minuten gelöscht hatte, ist von der Wohnung nicht mehr viel übrig. Der Schaden wird insgesamt auf 50.000 bis 70.000 Euro geschätzt. Brandfahnder der Kriminalpolizei haben den Brandort genau untersucht. Laut Polizeisprecher Siegfried Hartmann sei eine Straftat oder eine fahrlässige Brandstiftung auszuschließen. "Wir gehen von einem technischen Defekt aus." Gerhard Müller jedenfalls hofft, dass er bald wieder in seine Wohnung zurück kann.

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