Der Automobilzulieferer Wafa in Haunstetten wird Ende des Jahres seine Tore schließen. Mehr als 200 Mitarbeiter werden ihren Arbeitsplatz verlieren, kündigte die Geschäftsführung am Donnerstag an. Sie sollen noch im September die Kündigung mit Wirkung zum Jahresende erhalten. Hintergrund ist die Coronakrise: Das Unternehmen steckte schon seit einigen Jahren in Schwierigkeiten, die aktuellen Umsatzeinbrüche und die allgemeine wirtschaftliche Lage hätten die Situation aber massiv verschärft.
Das auf Spritzguss, Galvanik und Lackierung spezialisierte Unternehmen entwickelt und produziert im Auftrag der internationalen Automobilindustrie verchromte Kunststoffteile wie Ziergitter im Kühler oder Zierleisten. Rückläufige Auftragszahlen aufgrund der Absatzkrise in der Automobilindustrie hatten schon im vergangenen November wie berichtet dazu geführt, dass Wafa einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenregie gestellt und vom Insolvenzgericht einen Sachverwalter und einen Sanierungsexperten zur Seite gestellt bekommen hat. Einen ersten Insolvenzantrag hatte es bereits fünf Jahre vorher gegeben, allerdings konnte damals das Aus abgewendet werden. Zwar musste ein Teil der damals noch 330 Mitarbeiter gehen, durch den Einstieg zweier Investoren lief das Geschäft aber weiter.
Augsburger Automobilzulieferer Wafa war schon vor Corona in einer schweren Lage
Die jetzige Entwicklung sei "für uns alle bitter", so Geschäftsführer Martin Witte. "Die Mitarbeiter haben unter hohem Einsatz für die Wafa bis zuletzt gekämpft und nie aufgegeben. An der Belegschaft lag es nicht. Sie hat selbst in Corona-Zeiten und in einem außerordentlich schwierigen Marktumfeld über viele Monate Großes geleistet und dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken“, so Witte in einer Erklärung. Als im Frühjahr die Sanierungsphase anlief, habe die Coronapandemie die Umsätze in den Keller gehen lassen. „Wir haben alles versucht, um gemeinsam mit den Beteiligten eine tragfähige Zukunftslösung für die WAFA zu finden. Aber letztlich konnte unser Sanierungskonzept durch den unerwarteten Umsatzeinbruch aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr umgesetzt werden. Jetzt fehlen uns schlicht die Mittel. Eine Rettung ist unter diesen Umständen nicht mehr möglich“, so Rechtsanwalt Markus Fröhlich, der als Sanierungsexperte vom Gericht bestellt worden war. In der jetzigen Situation sei es auch nicht möglich gewesen, einen Investor zu finden.
Wafa hatte in der Corona-Phase Kurzarbeit beantragt. Das sei aber keine dauerhafte Perspektive gewesen, so die Geschäftsführung. Die Personalkosten seien nur ein Teil der Ausgaben gewesen, denen keine entsprechenden Einnahmen mehr gegenüberstanden.
Gespräche über Sozialplan
Die Geschäftsleitung kündigte an, nun zügig Gespräche mit der Arbeitnehmerseite über einen Sozialplan aufzunehmen. Nach dem Ende der Produktion soll sich noch ein kleines Team um die endgültige Stilllegung des Werks kümmern. Die Firma war 1949 in Augsburg gegründet worden und stellte Glas- und Metallschmuck her, bevor sie auf Kunststoffteile umschwenkte. Bereits im Jahr 1997 war schon einmal Insolvenz beantragt worden, allerdings ging es danach wieder aufwärts.
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