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Augsburg: Auto nach fünf Minuten abgeschleppt?

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Auto nach fünf Minuten abgeschleppt?

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    Auf dem Ladehof-Areal kündigen Schilder an, dass Autos abgeschleppt werden.
    Auf dem Ladehof-Areal kündigen Schilder an, dass Autos abgeschleppt werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es sollte ein kurzer Stopp werden. Schnell zur Post am Hauptbahnhof, eine Bestellung der Tochter abholen, die kleinere Möbel über das Internet gekauft hatte, dann weiter. Petra Müller (Name geändert) suchte am Donnerstagvormittag nach einem Parkplatz und fand keinen, sie war dadurch spät dran; also stellte sie ihr Auto in der Nähe der Ladehöfe ab. Sie machte das Warnblinklicht an, um zu signalisieren, dass sie nicht lange weg sein würde, und ging zur Post. „Gefühlte fünf Minuten“ habe sie dort zugebracht, sagt sie. Doch als sie zum

    Ein Vorfall, der die 54-Jährige wütend macht. Noch nie sei ihr das passiert, berichtet sie. Klar, sie hätte dort nicht stehen dürfen. Aber sie sei doch nur kurz weggewesen, und die Kosten seien happig. Die Abschleppfirma, sagt Müller, habe ja regelrecht auf der Lauer liegen müssen. Zudem habe ihr ein Mitarbeiter des Unternehmens am Telefon gesagt, sie könne ihr Auto für 170 Euro abholen, als sie dann vor Ort war, seien es 240 Euro gewesen.

    Firma verteidigt Vorgehen

    Mitgenommen hatte das Auto die Augsburger Firma „Blitz Abschleppdienst“, die vor ein paar Jahren schon mal in den Schlagzeilen war, da es im Hochfeld Autos von Gläubigen kassierte, während diese im Gottesdienst saßen. Immer mal wieder, sagt Inhaber Volkan Cindil, schleppe man auf dem Gelände beim Bahnhof Autos ab, dazu sei man schließlich vom Eigentümer des Areals beauftragt worden. Kritik an der Arbeitsweise seiner Firma ficht Cindil nicht an. „Wir machen unseren Job“, sagt er. „Wenn ich es nicht tue, macht es wer anderes.“ Es handele sich in dem Fall um ein Privatgrundstück, auf dem diverse Warnschilder darauf hinweisen, dass man dort nicht parken dürfe. Generell müssten die Leute in Augsburg bei seiner Firma immer 240 Euro zahlen, um ihr Auto wiederzubekommen, sagt Cindil. Nicht immer reagiere man nur auf Anrufe, manchmal kontrolliere man auch selbstständig vor Ort. Beim Abschleppen müsse es schnell gehen, in fünf Minuten sei das aber nicht zu schaffen, sagt Cindil. Man müsse auch Fotos machen, um den Vorgang zu dokumentieren, zwischen zehn und zwanzig Minuten dauere es insgesamt immer.

    Was soll man als Autofahrer tun?

    Eigentümer des Areals und Auftraggeber des Abschleppdienstes ist Aurelis, ein ehemaliges Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Aurelis hat die Ladehöfe neben dem Augsburger Bahnhof von der Bahn bereits im Jahr 2003 erworben. Im Oktober 2016 Jahr teilte die Firma mit, dass sie fortan zu „konsequenten Maßnahmen“ greifen werde, da das Gelände immer wieder widerrechtlich als Durchgang oder Parkplatz genutzt worden sei. Aurelis berichtete auch von zunehmenden Beschwerden über „Vandalismus und Vermüllung“. Seitdem werden Autos dort abgeschleppt. Verändert, sagt eine Sprecherin nun, habe sich an der Gesamtsituation seither nichts. Den meisten Betroffenen, sagt der Augsburger Verkehrsrechtsanwalt Udo Reissner, bleibe bei solchen Fällen zunächst einmal nichts übrig, als zu zahlen, wenn sie ihr Auto zeitig wiederbekommen wollen. Der Weg über die Gerichte könne sich ziehen. Er rate aber, unter einem Rückforderungsvorbehalt zu bezahlen. Die Rechtsprechung sei etwa in der Frage, ob Firmen Autos einbehalten dürfen, nicht zu einhundert Prozent klar. Auch dürfen die Abschleppkosten nicht willkürlich hoch sein, sondern müssen nach dem richten, was ortsüblich ist. 240 Euro, sagt Reissner, dürfte in Augsburg am oberen Rand liegen, aber noch vertretbar sein.

    Petra Müller jedenfalls empfindet das Vorgehen der Firma als „Sauerei“. Aber vielleicht, sagt sie, diene ihr Fall anderen Autofahren ja als Warnung.

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