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Augsburg: Augsburgs Natur wächst

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Augsburgs Natur wächst

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    Die Lila Sumpfgladiole findet man nirgendwo so häufig wie in Augsburg. Die Bestände der Kreuzkröte haben sich erholt. Und Fledermausarten gibt es hier besonders viele.
    Die Lila Sumpfgladiole findet man nirgendwo so häufig wie in Augsburg. Die Bestände der Kreuzkröte haben sich erholt. Und Fledermausarten gibt es hier besonders viele.

    Die Lila Sumpfgladiole findet man nirgendwo in Mitteleuropa so häufig wie in Augsburg. Der Klebrige Lein mit seinen rosa Blüten hat in

    Der rund 1000 Seiten dicke Band läuft unter dem Titel „Arten- und Biotopschutzprogramm“ (ABSP). Er wurde im Auftrag des Landesamtes für Umwelt erstellt. Enthalten sind alle verfügbaren Daten, die für den Naturschutz vor Ort von Bedeutung sind. Genannt werden aber auch Konfliktpotenziale und Ziele. Fast 14 Jahre hat es gedauert, bis die umfassende Bestandsaufnahme fertig war. Augsburg sei die zehnte Stadt in Bayern, für die ein solches Programm vorliegt, sagt Ines Langensiepen, Referatsleiterin „Fachgrundlagen Naturschutz“ im Landesamt für Umwelt.

    Einerseits hat Augsburg ein besonders vielfältiges Naturerbe. Rund ein Viertel des Stadtgebiets sind Schutzgebiete. Der Anteil an wertvollen Lebensräumen liegt über dem Landesdurchschnitt. Die Experten bescheinigen der Stadt aber auch gute Arbeit in Sachen Naturschutz, etwa in den besonders wertvollen Lechheiden. Auffällig sei, dass dort bisher keine Pflanzenart sicher erloschen ist. Auch bei den Tiergruppen sei der Artenschwund vergleichsweise gering. Zu diesem Ergebnis kommt Ulrike Meyr vom Planungsbüro Schober in Freising, das mit der Erhebung befasst war. „Gegenüber dem bundesweiten Trend ist das bemerkenswert“, sagt die Expertin.

    Die Arbeit der städtischen Landschaftspflege gilt damit als erfolgreich. „Wenn man etwas tut, können auch Erfolge gegen den Trend erzielt werden“, freut sich Umweltreferent Rainer Schaal (CSU).

    Entwarnung für Augsburgs Naturschätze geben die Fachleute dennoch nicht. Grundsätzlich gehen sie davon aus, dass beispielsweise fast alle der 302 stadtbedeutsamen Gefäßpflanzenarten potenziell gefährdet sind. Als ein großes Problem gilt, dass mit der Kanalisierung des Lechs die Auen seit einem Jahrhundert immer weiter austrocknen. Damit drohen wertvolle Lebensräume zu verschwinden.

    Bei geschützten Tierarten gibt es in Augsburg ebenfalls erfreuliche Trends. Als besonders bemerkenswert gilt die Vielzahl der Fledermausarten. Aufmerksame Stadtbewohner begegnen den nächtlichen Jägern fast auf Schritt und Tritt, weil sie in öffentlichen Parks und vielen Gebäuden vergleichsweise gute Lebensbedingungen finden.

    Eine weitere Besonderheit sind die vielen klaren Quellbäche im Stadtgebiet. Am Höhgraben im Augsburger Norden etwa können sich seltene Libellenarten halten. Erfolge gibt es auch bei den Amphibien. Die Kreuz- und Wechselkröten, die ursprünglich sehr häufig vorkamen, waren in Augsburg fast ausgestorben. Auf der verzweifelten Suche nach Laichgewässern seien sie vor einigen Jahren sogar schon in Wassergefäßen am Nordfriedhof zu finden gewesen, erzählen Mitarbeiter der Stadt. Ende der 1990er Jahre wurde das Biotop am Gablinger Weg reaktiviert. Seither haben sich die Bestände erholt.

    Einerseits könne Augsburg stolz auf seine Artenvielfalt sein, sagen die Experten. Das ABSP-Programm kommt aber auch zu dem Ergebnis, dass die Stadt damit eine besondere Verantwortung für die Zukunft trägt. Konflikte drohen beispielsweise dann, wenn große Straßen Grünflächen durchschneiden. Die intensive Landwirtschaft macht ebenfalls Probleme, etwa für Vogelarten, die bevorzugt auf Äckern und Wiesen brüten. Nicht zuletzt wird die extreme Kanalisierung des Lechs als großer Nachteil für die Natur gesehen. Große Hoffnungen werden deshalb in das Projekt „Licca liber“ gesetzt, mit dem der Fluss naturnaher ausgebaut werden soll.

    Insgesamt soll das Arten- und Biotopschutzprogramm ein Leitfaden für kommende städtische Planungen sein. „Durch die Programme erhalten die Städte die Möglichkeit, Konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen, zum Beispiel wenn Biotope bebaut werden sollen“, sagt Langensiepen vom Umweltamt. Laut Schaal war vorgesehen, mit dieser Datengrundlage den Landschaftsplan zu aktualisieren. Das Naturschutz-Lifting der fast 20 Jahre alten Unterlagen muss nun aber warten. Die nötigen 91000 Euro wurden im Haushalt 2014 gestrichen.

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